Der Scherenschnitt ist zurück!
Irgendwann kommt alles wieder. Sogar in der Kunst. Was lange Zeit nach staubigen Vitrinen oder angegilbten Bilderahmen klang, erlebt ein unerwartetes Comeback: Schattenrisse, der Scherenschnitt – all das, was auf Englisch „Paper Art“ heißt.
Ein Text von Gastautor Christoph Quarch
Es sind vorwiegend englische Künstlerinnen, die seit einigen Jahren mit kleinen Wunderwerken aus Papier auf sich aufmerksam machen. Eine von ihnen ist Claire Brewster. Was sie mit der Papierschere und alten Landkarten anstellt, ist nicht nur wunderschön anzuschauen, es inspiriert zum Selbermachen.
Ein kleines Scherenschnitt Atelier mit großer Reichweite
Claire Brewster lebt in London. Seit 15 Jahren arbeitet sie als freie Künstlerin in ihrem winzigen Atelier, wo sich Papierberge, Schnittvorlagen und kleine Kostbarkeiten stapeln. Kaum zu glauben, dass diese von hier aus inzwischen mit internationalen Sammlern um die Welt gehen. Besonders ihre Naturmotive erfreuen sich größter Beliebtheit: aus alten Landkarten geschnittene Vögel, Blumen oder Insekten – und neuerdings auch Füchse und Lemuren, die mit Blattgold überzogen sind.
„Ich lasse mich von der Natur inspirieren”, erklärt Brewster, „schaffe entomologische Arrangements aus der Flora und Fauna imaginärer Orte”. Und dass sie dabei Landkarten als Material verwendet, ist alles andere als Zufall: „Meine Vögel, Insekten und Blumen überschreiten Grenzen und wandern frei zwischen den Welten – ohne sich um Einwanderungs-Bestimmungen oder die Auswirkungen der Artenvielfalt zu kümmern.“, sagt sie augenzwinkernd.
Tatsächlich atmet jeder Scherenschnitt einen Geist der Leichtigkeit und Freiheit. Dass sie ihre kleinen Papierskulpturen vorzugsweise auf Nadeln steckt und in verglaste Boxen sperrt, stört diesen Eindruck gar nicht. Im Gegenteil: Auf diese Weise baut sich eine Spannung auf, welche die Lebendigkeit der Papierwesen noch stärker betont.
Die Vorteile des Werkstoffs Papier
Claire Brewster liebt ihren Werkstoff. „Papier ist überall“, erklärt sie ihre Vorliebe, „und es ist leicht verfügbar. Es erscheint uns selbstverständlich, dabei schlummern in ihm ganz viele Möglichkeiten, mit denen ich experimentiere“. Und eben dazu inspiriert sie andere. Wer ihre Scherenschnitte sieht, dem juckt es in den Fingern, selbst ein altes Buch zur Hand zu nehmen, oder am alten Schulatlas zu schnippeln. Warum es nicht einmal versuchen? Papier ist bekanntlich geduldig.
Aber wollen wir mal nicht so tun, der Künstlerin das Wasser reichen zu können. Ein Original aus Claire Brewsters Werkstatt begeistert. Und noch sind ihre Arbeiten erschwinglich.
Mehr über den Autor: Philosoph Christoph Quarch auf www.christophquarch.de