Das Düsseldorfer Innenarchitekturbüro Konture kreierte für eine sechsköpfige Familie ein Zuhause mit überraschenden Effekten. Im Interview spricht Innenarchitekt Norman Kamp über maßgefertigte Möbel, geheime Bodenklappen und darüber, was eins der Badezimmer mit dem Verhörraum im Tatort gemein hat.

Herr Kamp, Sie haben die Villa am Rhein für eine Familie mit drei Kindern entworfen, also für einen prall gefüllten, turbulenten Alltag.

Während der Planungen kam sogar ein viertes Geschwisterchen dazu! Die Familie hatte zuvor eine Tischlerei beauftragt, aber der Entwurf war ihnen zu clean und aufgeräumt und zu weit weg von ihrem täglichen Leben. Unsere Hauptaufgabe bestand also darin, dem Interior eine warme und wohnliche Note zu verleihen. Jetzt gibt es viele runde, weiche Formen, verspielte Details und neue Materialien. Wir wollten Dinge ausprobieren, die unüblich sind.

Die schimmernden Fronten der Bar-Schränke sehen spannend aus. Aus welchem Material sind sie?

Aus gelb verzinktem Stahlblech. Das sieht man selten, weil es eigentlich in der Autoindustrie verwendet wird, um vor Rost zu schützen. Wir wollten ausprobieren, ob wir das auf ein Möbel übertragen können. Das Besondere daran ist, dass es im Licht changiert, von gelb zu violett. Das passt wiederum zu den maßgefertigten Möbeln im Wohnzimmer. Die Garderobe haben wir auch komplett damit verkleidet.

Wo kommt die warme, verspielte Atmosphäre im Haus am besten zur Geltung?

Am meisten im Wohnzimmer. Dort gibt es einen zentralen Kamin, den wir komplett mit Travertin verkleidet haben. Das sollte etwas ganz Besonderes sein, deswegen auch der Naturstein. Er hat abgerundete Ecken wie ein Flusskiesel, haptisch wunderschön. Das Wohnzimmer haben wir bewusst tiefer als den anderen Bereich des Hauses gesetzt. Das ist von den Seventies inspiriert. Dort haben wir eine große Couch eingebaut, die in einer pastellfarbenen Rundung endet. Auch das Regal dahinter hat verspielte Versätze und versteckt ein weiteres Highlight: eine kleine, zweiteilige Bar.

Im Wohnzimmer versteckt sich noch ein anderes besonderes Detail.

Genau, und zwar zwischen Sofa und Regal. Dort ist ein kleiner Gang in dem wir Bodenfächer integriert haben, die man mit einer Klappe öffnen kann. Stauraum kann man als Familie ja nie genug haben. Unter dem Sofapolster sind auch nochmal Schubkästen eingebaut.

War die offene Gestaltung des großen Wohnraumes eine Herausforderung?

Es war spannend. In dem Raum passiert sehr viel. Wir haben also versucht ihn aufzuteilen: in einen Essbereich und zwei Sofa-Ecken. Der eine Teil ist für Besuch und Partygäste, der andere für die Familie, wo man gemütlich auf der Couch lümmeln und einen Film angucken kann. Das zu verbinden war keine leichte Aufgabe.

Trotzdem wirkt der Raum nicht überladen, sondern luftig leicht.

Wir haben genau überlegt: Wo soll ein Teppich hin? Wo hängt man ein Bild auf? Und so weiter. Damit man kein Sammelsurium von Möbeln hat, sondern alles zueinander passt. Auch bei dem maßgefertigten Sofa haben wir sehr lange überlegt: wie hoch wird die Rückenlehne, schließt man den Raum damit zu sehr ab? Deswegen gibt es auch eine Treppe direkt am Kamin und eine Treppe auf der anderen Seite. Es gibt immer wieder Wege, sodass man nicht erst um etwas herum gehen muss. Die direkte Anbindung an die einzelnen Bereiche war uns wichtig.

Was war Ihnen bei der Gestaltung der Badezimmer in der oberen Etage wichtig?

Das Kinder-Bad ist aus einer Feinsteinzeug-Fliese in Terrazzo-Optik. Im Elternbad steht die Badewanne auf der Rückseite des Bettes vor einem Waschtisch. Der Spiegel, der darüber von der Decke hängt ist ein Spionsspiegel. Das kennt man aus dem Verhörraum vom Tatort. Damit man von innen noch durch das Fenster sehen kann, aber von der anderen Seite in den Spiegel guckt. Wir wollten einen Spiegel haben, der den Raum nicht verdunkelt.

Maßgefertigte Möbel gibt’s hier nicht nur in den „sichtbaren“ Bereichen. Sogar im Keller ist es hell und bunt.

Ja, wir dachten uns: Wir können doch jetzt keine weiße Waschküche in dieses Haus einbauen! Wenn wir die Möglichkeit haben, dann müssen wir einen anderen Weg gehen. Also haben wir inden Farbtopf gegriffen und kräftiges Gelb und Blau gewählt, weil es so schön konträr ist. Auch der Boden sollte besonders sein: Er ist aus einem Linoleum, in dem Kakaoschalen verarbeitet sind. Sieht aus wie Straciatella-Eis!

Interview: Lilian Ingenkamp // Fotos: Jan Kaiser // Info: www.konture.studio

 

Die Homestory und exklusive Bilder finden Sie in der DECO HOME 1/25.