Wer waren die Frauen, die im 19. Jahrhundert trotz aller Hürden ihren Weg zur Kunst fanden? Eine neue Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf erzählt bis 1.2.2026 von Mut, Leidenschaft und einem Erbe, das bis heute nachhallt.

Gabriele Münter, Margret Umbach, 1932, Öl auf Leinwand (Foto: Dreiländermuseum Lörrach/Axel Hupfer © VG Bild-Kunst, Bonn 2025)
Eine Stille Sensation
Die Ausstellung Künstlerinnen im 19. Jahrhundert eröffnet ein stilles, aber eindrucksvolles Kapitel weiblicher Kunstgeschichte – lange übersehen, nun umso dringlicher. Eine Karriere als Künstlerin war im 19. Jahrhundert ein Weg mit vielen Hürden. Wer ihn gehen wollte, brauchte mehr als Talent: Zugang zu Privatunterricht, finanzielle Mittel und vor allem Durchhaltevermögen. Und doch gab es sie, diese mutigen Frauen, die sich Raum schufen, wo keiner für sie vorgesehen war. Namen wie Elisabeth Jerichau- Baumann, Marie Wiegmann oder Paula Monjé waren einst in Ausstellungen präsent, heute sind sie nahezu vergessen.
Mit der Schau richtet der Kunstpalast die Aufmerksamkeit auf ebenjene Stimmen und Werke, die aus dem kollektiven Kanon gedrängt wurden. Die meisten Arbeiten werden erstmals seit über einem Jahrhundert wieder öffentlich gezeigt. Dabei ist nicht nur die wissenschaftliche Sorgfalt besonders, sondern auch die emotionale Kraft: Die Bilder erzählen von weiblicher Perspektive – poetisch, politisch oder privat. Sie offenbaren, wie stark Künstlerinnen das Bild ihrer Zeit mitgeprägt haben, obgleich ihnen vielfach die Plattform verwehrt blieb. Diese Ausstellung ist keine Rückschau, sondern eine Einladung zum Neu-Sehen und zeigt auf, wie unvollständig die Kunstgeschichte bleibt, wenn sie weibliche Positionen ausklammert.
Die Inszenierung
Durch den bewussten Bruch mit musealen Routinen wird klar: Es geht hier nicht nur um Rückgewinnung, sondern um Erweiterung. Das klare, sachliche Ausstellungslayout lässt den Werken Raum zum Wirken und setzt ein bewusstes Gegengewicht zur Opulenz ihrer Entstehungszeit.
Nicht verpassen: Begleitende Gesprächsformate und Führungen, darunter auch solche mit dezidiert feministischer Perspektive, vertiefen das Erlebnis.
Text: Henrike Ziesemer
Starke Frauen inspirieren und interessieren Sie? Dieser Ausstellungstipp wurde zuerst in unserer großen →Printausgabe über Frauen im Design veröffentlicht.