Mit Sinn für Kunst und Mut zur Farbe verwandelte Einrichterin Kate Challis ihr extra schmales Haus in Melbourne in ein Schatzkästchen. Warum die studierte Kunsthistorikerin ihr Leben für die Kunst bewusst für ein Leben mit Kunst tauschte.
Moderne Kochkunst
Exotische Vögel tummeln sich vor einer unberührten Flusslandschaft. Was auf den ersten Blick eine Motivtapete zu sein scheint, ist in Wahrheit ein Kunstwerk. In „Le Vol“, was auf französisch sowohl Flug als auch Raub bedeuten kann, beschäftigt sich die australische Künstlerin Valerie Sparks mit Fragen der Vertreibung, des Raubes und der Kolonialisierung.
Einrichterin Kate Challis hat das auch als maßgefertigte Wandinstallation erhältliche Werk für ihre Küche gewählt. Ganz schön anspruchsvoll, wenn man bedenkt, dass sie daneben Nudeln kocht oder Salat schnippelt. „Gute Kunst ist vielschichtig und es gibt unterschiedliche Weisen sie zu schätzen“, erklärt Kate. Auch kommt es auf den Kontext an. Denn die Einrichterin mit eigenem Studio in Melbourne ist studierte Kunsthistorikerin und tauschte bewusst ein Leben für die Kunst in ein Leben mit Kunst.
„Was ich beim Betrachten eines Bildes liebe, ist, dass Künstler nie nur eine Farbe verwenden. Sie spielen subtil mit Kontrasten, um ein Gefühl oder eine Wirkung zu erzeugen,“ erklärt Kate. „Es ist einfach eine Farbe in einem Raum oder Projekt zu verwenden. Komplexer ist eine Vielzahl von Farben.“
Farbkonzepte: eine malerische Idee
Für die Farbkonzepte ihrer Projekte lässt sie sich daher von Gemälden inspirieren. Dabei kann es sich ebenso um ein Stück des Eigentümers handeln wie ein Werk, das zum Projekt passt. „Im letzten Jahr haben wir in einem der ältesten Wohnhäuser Melbournes von 1857 gearbeitet und als Farbinspiration ein Landschaftsgemälde von Eugène Gerards verwendet, das im gleichen Jahr gemalt wurde,“ erklärt sie ihren Ansatz. Natürlich sind nicht alle von Kates Kunden erklärte Kunstkenner oder -liebhaber: „Meine Aufgabe ist es zu inspirieren und ihnen zu helfen neue Möglichkeiten zu entdecken.“
Bühne frei für den Kate Challis-Style
Ihr eigenes Haus in der heute von Bars und Cafés gesäumten Gertrude Street im Melbourner Vorort Fitzroy hatte Kate schon vor 15 Jahren gekauft. Doch erst kürzlich hat sie das schmale Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäudes – in dem in den 1970er Jahren der erste feministische Buchladen Melbournes untergebracht war – komplett neu gestaltet. Als Wohnhaus für ihre dreiköpfige Familie und Showroom, der Kunden ihren Umgang mit Raum, Farbe und Kunst nahebringt.
„Es ist einfach eine Farbe in einem Raum oder Projekt zu verwenden. Komplexer ist eine Vielzahl von Farben.“
Kate Challis
Auch hier wählte sie die Farben nach Gemälden aus und inszenierte danach ausgewählte Stücke ihrer eigenen Sammlung an den Wänden. Ob leuchtend rote Gästetoilette oder eine Wolkentapete im Treppenhaus, neben den eigentlichen Wohnräumen verhilft Kate jedem Bereich ihres Hauses zu seinem großen Auftritt.
Fotos: Charyn Cairns