Kann man einem modern gebauten Hausboot eine persönliche und vor allem zum Lebensstil passende Note verleihen? Eine „Black Box mit Durchblick“ in Utrecht zeigt, wie’s geht. Ihre wichtigsten Merkmale: poppige Farben und wohl durchdachte Details für ein entspanntes Leben auf dem Hausboot.
Der Kauf eines Hausboots war für Jacoline und Sjoerd Ribberink ein Sprung ins kalte Wasser. „Vorher lebten wir jahrelang glücklich in einem denkmalgeschützten Gebäude. Aber Utrecht wächst schnell und wird immer voller“, erzählt Jacoline. Als das Paar hörte, dass ein Hausboot-Besitzer den Verkauf erwog, wurde die Chance ergriffen. „So wurden wir 2016 Besitzer eines alten Hausboots mit Liegeplatz und mehr als 250 Quadratmeter Garten inmitten der Stadt.“
Das Leben auf dem Hausboot mit Design füllen
Bei den Architekten vom Studio Courage gaben sie allerdings einen 225 Quadratmeter großen Neubau in Auftrag, den sie im Januar 2019 mitsamt ihren beiden Katern Freek und Frank beziehen konnten. „Seit wir hier leben, spüren und zelebrieren wir die Jahreszeiten viel mehr. Im Sommer genießen wir das Leben auf dem Hausboot in unserem Garten am Kai oder machen mit unserer kleinen Jolle Ausflüge durch die Kanäle. Im Winter gehen wir Schlittschuh laufen und reichen heiße Schokolade direkt von der Küche aufs Eis. Wir feiern hier große Partys und vermieten das Hausboot auch für Events. Der Blick über den Kanal nach Westen ist fantastisch und wird nie langweilig“, schwärmt Jacoline.
Die obere Etage ließen sie offen gestalten, wobei Architekt Lars Courage Küche und Essbereich eine Ebene höher plante als das Wohnzimmer. So entstand Platz für ein flaches Fensterband, welches das Schlaf- und Gästezimmer in der Etage darunter mit Tageslicht versorgt. Die mittig gelegene Treppe erhellte er durch ein Oberlicht und Glaswände. Fürs Interiordesign engagierten Jacoline und Sjoerd den Innenarchitekten und Produktdesigner Gerrit Holdijk.
Das Interiordesign ist minutiös geplant
Wie detailverliebt Holdijk plante, verdeutlicht eine Anekdote: Beim Entwurf der Bäder und des WCs ließ er die Bauherren zunächst die Fliesen auswählen und legte erst dann die Grundrisse fest. So musste keine Kachel geschnitten werden, die Räume wirken klar und großzügig. Die Fußbodenheizung im Wohnzimmer plante er exakt so, dass die Stahlstufen, die Wohn- und Essbereich verbinden, gefahrlos verschraubt werden konnten. Die Küchenarbeitsplatte aus Edelstahl ließ er kostengünstig von einem Karosseriebauer fertigen. So funktioniert maßgeschneidertes Interiordesign für ein entspanntes Leben auf dem Hausboot.
„Wir entwarfen gemeinsam das Layout, wählten Materialien aus und legten die Farben erst zuletzt fest“, schilderte Jacoline den Prozess. Die Entscheidung, Schwarz innen und außen zu verwenden, trafen wir mit dem Architekten. „Unser Innenarchitekt ermutigte uns dann, Farbe auf diese schwarze Leinwand zu bringen“, erzählt Jacoline. So entfalten Azurblau, Gelb und Rosa vor den dunklen Wänden Strahlkraft „Schwarz macht große, offene Innenräume intimer. Und wenn das Wasser die Sonne reflektiert, brauchen wir keine Sonnenbrillen.“
Text: Julia Flöter
Styling: José Martens / Fotos: René van der Hulst für Living Inside
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