Wildwuchernd oder wie mit dem Lineal gezogen, Augenweide oder Medizin, historisch oder zukunftsweisend: Gartenanlagen können wirklich alles sein. Wir haben uns von Rothenburg ob der Tauber bis nach Japan umgeguckt und überraschende Entdeckungen gemacht.

Auf Reisen kommen Gartenanlagen in zahlreichen Varianten daher. Für manche – wie den Alpingarten im Lüsnerhof in Südtirol – muss man nur ein paar Schritte vor die Hotelzimmertür setzen. Bild: Hannes Niederkofler

Auf Reisen gehören Gartenanlagen zu den Top-Sehenswürdigkeiten. Und das nicht erst seitdem ihre Instagramabilitât festgestellt wurde. Doch wie auch immer sie gestaltet sind: Beim Betreten der kleinen oder großen Oasen werden die Sinne für Naturschönheiten und Landschaftsästhetik geschärft. Gartenkunst hat sich, unabhängig von Zeit und Geografie, in zahlreiche Richtungen entwickelt. Vom Altertum bis in die Neuzeit, von Ägypten bis nach China, von Mogul- bis zu Hängegärten gibt es ebenso viele Überschneidungen wie Spezifikationen.

Rothenburg ob der Tauber: Privatgärten und Vorbild für England

Die Privatgärten in der mittelalterlichen Stadt Rothenburg ob der Tauber befinden sich hinter hohen Toren oder in Innenhöfen. Verstecken müssen sie sich allerdings nicht, denn bereits vor Jahrhunderten galt: je exotischer und kostbarer die Pflanzen, umso höher das gesellschaftliche Ansehen.

Die Kistenfegers sind nur eine von vielen Familien, die ihren privaten Garten noch bis September für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Bild: Rothenburg Tourismus Service

Hinzu kamen Landschafts-, Zier- und Nutzgärten wie der historische Klostergarten. Inspiriert von der Harmonie zwischen natürlicher Umgebung und geplanter Grünanlage nahmen Landschaftsarchitekten um 1900 Rothenburg ob der Tauber im Rahmen der Gartenstadtbewegung als Vorbild für ihre Projekte. Prominentes Beispiel: Raymond Unwin, der den Hampstead Garden Suburb im Norden Londons konzipierte.

Als Reaktion auf die schwierigen Lebensverhältnisse während der Industrialisierung sollte die Gartenstadt menschenwürdige Wohnbedingungen ermöglichen. Bild: Julian Osley

Monaco: Eine fürstliche Leidenschaft für Gärten

Gerade einmal zwei Quadratkilometer umfasst das Fürstentum Monaco. Dass darauf ein ganzes Blumenmeer Platz findet, beweisen die Parks und Anlagen des Stadtstaats. Größenteils sind die Gärten dem Engagement der einstigen Landesherrin Fürstin Gracia Patricia zu verdanken. Ihr zu Ehren wurde 1984 der Rosengarten mit gut 300 verschiedenen Arten und rund 8.000 Rosenstöcken eröffnet.

Der Großteil der Rosen blüht in Rot und Weiß, den Nationalfarben der Monegassen. Bild: D. Tronquoy

Doch die Gartenreise in Monaco geht weit über die Destinationsgrenzen hinaus: So beheimatet der Exotische Garten Sukkulenten aus Mexiko, Südamerika und Zentralafrika. Mit der Gestaltung des Japanischen Gartens wurde der Landschaftsarchitekt und Gewinner der Osaka Flower Exhibition von 1990, Yasuo Beppu, beauftragt. Ein im französischen Stil angelegter Garten befindet sich vor dem weltberühmten Kasino, direkt daneben geht es im Jardin de la Petite Afrique auf den afrikanischen Kontinent.

Neben einer Plattform im Garten, die einen Panoramablick über das Fürstentum und das Meer eröffnet, sind hier vor allem die Aussichten auf exotische Pflanzen gut: Bild: A. Meller

Marokko: Ein grüner Traum in Kobaltblau

Der französische Maler Jacques Majorelle legte 1923 in der Neustadt Marrakeschs, die um 1920 außerhalb der Altstadtmauern errichtet wurde, einen Garten an. Im Gegensatz zu seiner Kunst geriet dieser seither nicht in Vergessenheit. Viele Elemente sind mit der besonderen Kobaltblau-Nuance namens Majorelle-Blau gestrichen.

Yves Saint Laurent und Pierre Bergé verbrachten viel Zeit in der Villa Jacques Majorelle’s, die sie in „Villa Oasis“ umbenannten. Bild: Nicolas Mathéus, Fondation Jardin Majorelle

1980 kaufte Modeschöpfer Yves Saint Laurent gemeinsam mit seinem Partner das Areal und bewahrte es damit davor, einem Hotelprojekt weichen zu müssen. Art déco und maurischer Stil verbinden sich an dieser Stelle, die 40 Jahre lang Majorelle als Rückzugsort und botanisches Labor diente. Yves Saint Laurent wurde vom Jardin Majorelle zu seinen Kollektionen inspiriert.

Bild: Nicolas Mathéus, Fondation Jardin Majorelle

Portland, Oregon: Liebeserklärung an die Rose

Portland hatte sich schon lange vor Eröffnung des International Rose Test Garden als „City of Roses“ einen Namen gemacht. Dank des Klimas im pazifischen Nordwesten der USA fühlt sich diese Pflanzengattung in Oregons größter Stadt besonders wohl. Für den Bau des Gartens setzte sich James A. Currey, seines Zeichens Präsident der „Portland Rose Society“, im Ersten Weltkrieg ein, um wertvolle europäische Rosenzüchtungen vor der Zerstörung durch Bombenangriffe zu schützen. 1918 schickten Engländer und Iren die ersten Rosenlieferungen nach Oregon. 

Auch heute noch werden hier traditionell Rosen zwei Jahre lang getestet und anhand verschiedener Kriterien beurteilt – und im besten Fall mit einem Preis ausgezeichnet. Bild: Justin Katigbak / Travel Portland

Lediglich Flora, die in Werken Shakespeares erwähnt wurde, fand früher einen Platz im gleichnamigen Garten. Heutzutage blühen hier auch Rosen, deren verschiedene Arten die Namen der Bühnencharaktere des Dramatikers tragen.

„Of all the flowers, methinks a rose is best“, stellte schon William Shakespeare fest. Bild: Justin Katigbak / Travel Portland

Japan: Von Zen über Flow bis hin zu Moos

Die Extreme der japanischen Kultur spiegeln sich auch in ihren Gärten wider. So helfen die Zen-Gärten beispielsweise bei der Ausübung der Meditation, die im japanischen Buddhismus praktiziert wird. Gehakte Linien im Sand, Kies und Felsen sowie Grünpflanzen und fließendes Wasser symbolisieren die natürliche Ordnung der Welt. Ihren Ursprung finden die Anlagen in den Zen-buddhistischen Tempeln Kyotos aus dem 15. Jahrhundert.

Insgesamt besteht der Honbo Garden im Tofuku-ji Tempel aus vier Gärten, die zum „National Site of Scenic Beauty“ ernannt wurden. Bild: Tofuku-ji Temple

Immer noch blumig, aber auf den Kopf gestellt, ist die Orchideen-Show im Floating Flower Garden: Flowers and I are of the Same Root, the Garden and I are One. Über 13.000 epiphytische Orchideen hängen von der Decke und passen ihre Höhe an die Bewegung der Besucher an, die auf einem verspiegelten Boden stehen.

Bild: teamLab

Ein Garten für die Sinne ist der Moss Garden of Resonating Microcosms – Solidified Light Color, Sunrise and Sunset. Auf einem Teppich aus Moos befinden sich Ovoide, die durch Berührung resonierende Töne abgeben und diese auf die anderen Objekte übertragen. In der Nacht beginnen die Mikrokosmen zudem zu leuchten. 

Je nach Tageslichteinstrahlung sind in der Nacht bis zu 61 verschiedene Farbtöne, die sich wellenartig verbreiten und dann zu verschmelzen scheinen, möglich. Bild: teamLab

Wie wäre es nach so viel Sightseeing mit einem Sprung in den Pool? Auch zu diesem Thema haben wir →hier ganz besondere Exemplare für Sie zusammengestellt