Alte Bausubstanz, schwierige Lichtverhältnisse und die Bewahrung von Originalfliesen? Dornbracht-Experte Tim Bohmann weiß um die Herausforderungen einer Badsanierung im Altbau. Wie die Transformation in der florentiner Villa il Gioiello gelang und welche Tipps er speziell für die Modernisierung des Nassraums hat, verrät er im Interview.
In die Hügel um Florenz ist das altehrwürdige Herrenhaus, die Villa il Gioiello, malerisch eingebettet. Der ursprüngliche Zauber des Hauses sollte vom italienischen Studio Pierattelli Architetture bei der Neugestaltung bewahrt, modernes Wohnen mit allen Annehmlichkeiten, vor allem in Küche und Bad, jedoch integriert werden. Tim Bohmann, Director Category Management bei Dornbracht, erklärt, worauf es gerade bei der Badsanierung ankommt.
Herr Bohmann, welche Herausforderungen gibt es bei der Renovierung historischer Bäder?
Die Komplexität beginnt oft schon in der Bausubstanz. Alte Wasserleitungen, begrenzte Installationsräume oder der Verzicht auf Unterputzlösungen verlangen nach durchdachter Planung. Gleichzeitig gilt es, wertvolle Elemente wie Stuck, Originalfliesen oder Fenster zu erhalten. Das Ziel ist es, eine Balance zu erreichen: moderner Komfort, ohne den Charakter des Raums zu verfälschen. Die Integration zeitgemäßer Technik muss sich harmonisch, aber wirkungsvoll in das Gesamtbild einfügen.
Gibt es Material- und Farbkombinationen, die Sie besonders empfehlen? Und wenn ja, warum?
In der Villa il Gioiello haben sich folgende Kompositionen besonders eindrucksvoll bewährt: Zum einen die Verbindung von Nussbaumholz, tiefdunklem Verde-Alpi-Marmor und gebürstetem Gold. Hier entsteht eine subtile Spannung zwischen kühler Mineralität und warmer Haptik. Zum anderen zeigt sich in der Küche, wie stark Materialwahl auf Zeitlosigkeit einzahlen kann. Dunkles Teakholz trifft auf gebürstetes Platin und Edelstahl: eine Kombination, die nicht nur visuell überzeugt, sondern auch in ihrer Langlebigkeit. Entscheidend ist, Kontraste gezielt einzusetzen, sei es in der Farbtemperatur, im Glanzgrad oder in der Oberflächenstruktur. Solche Kombinationen erzeugen Tiefe und lassen Räume lebendig wirken. In historischen Gebäuden schaffen sie zudem eine gestalterische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
In Bezug auf die Auswahl der Armaturen, sowohl im Bad als auch in der Küche, schafft eine durchgängige Formen- und Materialsprache besonders bei offenen Grundrissen eine verbindende Geste im Raumgefüge. Wenn Oberflächen oder Silhouetten korrespondieren, entsteht gestalterische Kontinuität, die dem gesamten Haus eine kohärente Identität verleiht.
Welche Armaturen empfehlen Sie für die Badsanierung bzw. Altbaurenovierung? Und nehmen Sie aktuell Trends wahr?
Im Grunde ist die Auswahl der Armaturen immer Ausdruck individueller Vorlieben. Aber wir sehen, dass Serien wie „Vaia“ mit ihrer zeitlosen, weichen Formensprache besonders gut zwischen klassischen und modernen Kontexten vermitteln. Wer bewusst Kontraste setzen möchte, kann auch zu progressiveren, kantigeren Modellen greifen. Diese bringen spannende Kontraste in den Raum.
Wir beobachten eine zunehmende Nachfrage nach warmen Metalltönen wie Gold, Messing oder Bronze. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Individualisierung. Viele Menschen möchten ihren Lebensraum stärker personalisieren, was wir mit Dornbracht Atelier unterstützen, also komplett maßgeschneiderte Lösungen. Ein weiterer Trend ist die bewusste Entscheidung für Langlebigkeit. Luxus-Armaturen werden zunehmend als langfristige Investition verstanden, die über reine Funktionalität hinaus auch Werte wie Beständigkeit und Qualität verkörpern.
Welche Rolle spielen die Lichtverhältnisse im Altbau für ein gelungenes Interior?
Licht ist ein entscheidender Faktor, gerade in Altbauten mit kleineren Fensterflächen. Dort kann gezielte Lichtplanung viel bewirken. Warmtonige Materialien wie Nussbaum oder Travertin kompensieren Schattenzonen, spiegelnde Oberflächen erweitern optisch den Raum. Gleichzeitig beeinflusst die Lichtinszenierung die Wahrnehmung von Materialität, Struktur und Farbe entscheidend: Sie macht das Unsichtbare spürbar.
Und zum Schluss Ihre Empfehlung für die Praxis: In welcher Reihenfolge sollte man bei der Badsanierung im Altbau vorgehen?
Wer ein historisches Bad renovieren möchte, profitiert von einem strukturierten Vorgehen:
- Zunächst lohnt es sich, die eigenen Bedürfnisse genau zu analysieren: Wer nutzt das Bad, wie häufig und mit welchen Anforderungen?
- Darauf aufbauend sollte die bauliche Substanz geprüft werden. Aspekte wie Wasserleitungen, Installationsräume oder die Statik spielen hierbei ebenso eine Rolle wie die Frage, ob beispielsweise eine bodengleiche Dusche realisierbar ist.
- Im nächsten Schritt folgt die Entwicklung eines Gestaltungskonzepts. Stilrichtung, Materialien und Farbwelten sollten nicht losgelöst vom Bestand gedacht werden, sondern diesen idealerweise aufnehmen und weiterführen.
- Sobald das gestalterische Fundament steht, empfiehlt es sich, zentrale Produkte wie Armaturen, Duschen oder Badewannen frühzeitig in die Planung einzubeziehen. Sie prägen das Gesamtbild wesentlich und beeinflussen oft auch technische Details.
- Am Ende entscheidet die professionelle Umsetzung über die Qualität des Ergebnisses. Eine enge Abstimmung der beteiligten Gewerke, eine fundierte Licht- und Sanitärplanung sowie eine sorgfältige Ausführung sorgen dafür, dass das Bad nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch langfristig funktioniert.

Bad-Experte Tim Bohmann
Produktdesign der Armaturen: Sieger Design
Fotos: Iuri Niccolai (Innenaufnahmen), Nicola Gnesi (Außenaufnahmen)
Copyright: Pierattelli Architetture