Das Mailänder Interiordesign-Duo Aptitude Studio legte in einem renovierungsbedürftigen Altbau verborgene Schätze frei.
„Wir machen es uns gerne schwierig. Das Ergebnis ist es wert!“
Mailands Magenta-Bezirk vereint italienischen Zeitgeist mit historischer Anmut – Leonardo da Vincis „Abendmahl“ befindet sich gleich um die Ecke. Und genau hier suchte eine vierköpfige Familie ihr Traumapartment. Einmal gefunden, wurde dessen Sanierung und Einrichtung in die Hände von Alessandra Cervia und Tommaso Calini von Aptitude Studio gelegt.
Calini und Cervia sind nicht nur Lebenspartner, sondern bilden auch eine Einheit, wenn es um den Anspruch geht, Funktionalität mit Schönheit zu verbinden. „Die Wohnung war stark renovierungsbedürftig. Abgesehen von den originalen Holzböden im Wohnzimmer gab es keine weiteren Spuren ihrer glorreichen Zeit, was angesichts der Pracht des Gebäudes seltsam war“, sagt Tommaso Calini über die erste Besichtigung. Erst als die Abrissarbeiten begannen, erkannten die Designer, dass sich hinter den falschen Wänden und Zwischendecken Bogengänge und Reste von wunderbarem Stuck verbargen. „Man konnte diesen nur dank eines gut erhaltenen Modells in einer Nachbarwohnung rekonstruieren“, sagt Calini.
Auch beim Altbau sanieren kommt es auf die Details an
Das riesige Schlafzimmer stellte die wohl größte Herausforderung dar. Man beschloss, es zu verkleinern und vom Bad zu trennen – mit einem ausladenden Walk-in-Kleiderschrank statt einer Wand. Der Clou: Er kann von beiden Seiten geöffnet werden, um bei Bedarf wieder mehr Licht und Weite zuzulassen. „Wir machen es uns gerne schwierig“, sagt Alessandra Cervia vergnügt. Die Türen wurden beim Tapezierer mit Leinenstoff bezogen und die Rückwand vom Dekorateur mit einem Gips-Leim-Finishing, bekannt aus dem 18. Jahrhundert, veredelt. Die Marshmallow-Griffe fertigte ein externer Lieferant. „Es bedarf guter Kommunikation, wenn so viele Handwerker an einem Möbel arbeiten, aber das Ergebnis ist es wert.“
Ein ebenso tragendes Element aller Aptitude- Studio-Projekte ist der Entwurf einer Hausbar. Dieses Modell fällt neben seinem puderpinken Inneren vor allem durch die Reliefstruktur der hohen Türen auf. Ein Einfall, der sein Vorbild an einer Hausfassade in der Nachbarschaft findet. Viele Versuche und grollende Anrufe des Schreiners später, konnte das 3-D-Modell auf Holz realisiert und noch dazu funktionsfähig gemacht werden. Es ist diese Hingabe, die Calinis und Cervias Arbeit besonders macht. Sie passt perfekt in diese Stadt, in der alles anspruchsvoll genug ist, um elegant zu sein – nur um dann Platz zu schaffen für die sympathische italienische Gelassenheit.
Text: Jacqueline Krause-Blouin / Anna Bisazza
Fotos: Helenio Barbetta / ©Living Inside
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