Beim Umbau dieser Finca im Norden Mallorcas stieg der Besitzer mitten im Projekt aus. Einrichter Daniel Sanchez sprang in die Bresche und erfüllte sich seinen Wunschtraum vom sanft modernisierten Ferienhaus in Naturtönen.

Vom typisch lokalen Kalkstein aus Binissalem über die Douglasiendielen bis hin zu den Polsterbezügen: Harmonische Natürlichkeit streift durch drei Etagen. Kaum zu glauben, dass sich hier einmal enge Zimmerchen und kleine Kammern drängten. „Es war dunkel und verwinkelt“, erinnert sich Architektin Susanna Thomas, die das Anwesen gemeinsam mit ihrem Ehemann, Innenarchitekt Gabriel Santos, in neues Licht gesetzt hat. „Eine Großfamilie muss hier gelebt haben. Und zwischendurch wurde es auch als Stall und Lager genutzt“, fügt sie hinzu.

Im Auftrag eines Kunden entkernte das Planerpaar den Bau komplett. Doch nach gut einem halben Jahr sprang dieser unerwartet ab – mitten im Projekt! „Ich wusste, dass mein alter Freund, Interiordesigner Damián Sánchez aus Barcelona, eine Finca auf Mallorca suchte“, erzählt Gabriel Santos. „Er zögerte nicht lange und von da an haben wir den Umbau gemeinsam gestaltet.“ Auch Damián erinnert sich gern: „Es war unglaublich: die Lage, die Natur, die Architektur – das war das Projekt, nach dem ich gesucht hatte!“

Wichtig war dem Kreativtrio, die traditionelle Bauweise Mallorcas wiederzubeleben. Naturstein, lokale Ziegel, helle Schlagläden. Allerdings wollten sie dafür nicht in Abbruchhäusern nach alten Steinen, Gesimsen und Geländern stöbern. Vielmehr interpretierten sie traditionelle Materialien neu und holten so Modernität ins Haus. „Das Innere passt nun viel besser zur Hülle“, stellt Gabriel Santos fest. 380 qm Wohnfläche bietet das quadratische Haus mit Anbau. Durch große Fenster an jeder Seite verschwimmen die Grenzen zum Garten.

 
 
 
 
 

Im Erdgeschoss befindet sich unter anderem der Wohnbereich. Esszimmer und Küche sind im L-förmigen Annex untergebracht. Auch im Haus sorgen Sichtachsen für Großzügigkeit. Sogar die freiliegenden Balken an der Decke wurden in sanftem Beige gestrichen und erlauben so fantastische Licht- und Schattenspiele, die dem Ambiente südliche Lebendigkeit verleihen. Farb-Akzente setzt die Einrichtung.

Als Interior- und Industriedesigner übernahm Damián Sánchez hier die Leitung und setzte meist Produkte seines eigenen Labels A Casa Bianca ein, die er gezielt „fröhlich“ auswählte. Dazu gesellen sich antike Möbel, etwa die beiden französischen Metallstühle im Wohnzimmer oder einzelne Designerstücke wie die Eames-Sessel am Speisetisch. Ausgesuchte Kunstwerke brechen mit ihrem Farbenspiel gekonnt den zugrunde liegenden Sandton.

 
 
 

Als das Dach instand gesetzt wurde, ließ Damián Sánchez ein Oberlicht einbauen und holte so selbst ins innenliegende Treppenhaus Tageslicht. Ein besonderer Coup ist dem Planerteam mit den Dielen gelungen. Sie stammen vom dänischen Hersteller Dinesen und ließen sich vortrefflich mit dem mallorquinischen Naturstein kombinieren. Doch so eine Diele taugt längst nicht nur als Diele! „Wir haben einfach mehr Material bestellt und daraus von Tischlern hier vor Ort sämtliche Türen und Zargen im ganzen Haus wie auch die Fronten der Küche anfertigen lassen“, erklärt Susanna Thomas.

 
 
 

Diese Liebe zum Detail wird überall offenkundig. Selbst die Heizkörper sind Teil des Gesamtkonzepts: Nicht etwa versteckt, sondern weithin sichtbar ragen sie an den Wänden empor, korrespondieren mit den großen Fenstern und verleihen den Räumen zusätzlich Höhe. „Wir konnten dem Haus mit unserem Konzept eine neue Ordnung geben“, betont die Architektin. „Sie ist das Wichtigste. Ob minimalistisch oder opulent, ein Haus mit stimmiger Struktur liefert für jeden Stil die richtige Bühne, während die Architektur sanft in den Hintergrund tritt.“

www.gabrielsantos.de

Text: Sven Ole Hasselberg / Fotos: Montse Garriga Grau.

Dieser Artikel erschien erstmals in DECO HOME Ausgabe 3/2015.