Wenn Hamburger Innenarchitekt Karsten Seinsche aus den klassischen bis kuriosen Vorlieben seiner Kunden Konzepte entwickelt, ist er in seinem Element. Immer dabei: ein Augenzwinkern.

Jedes Projekt eine neue Bühne

„Ich werde Bühnenbildner“, verkündete Karsten Seinsche seinen verdutzten Eltern. Die Schneiderin und der Metallbauingenieur im Kölner Umland hatten an etwas Handfesteres gedacht. Seine Tante wusste Rat. Ihr Nachbar war Raumausstatter, also schlug sie dem Neffen beim Sonntagskaffee vor, dort in die Lehre zu gehen. „Das ist doch die bodenständige Variante von Bühnenbildner“, befand sie. Der junge Kreative legte los und hatte so viel Freude am Einrichtungsmetier, dass er seinen Meister machte und parallel zum ersten Job noch Innenarchitektur studierte.

Heute hat der 50-Jährige sein eigenes Studio als Innenarchitekt in Hamburg. Zu seiner Klientel gehört auch Pia Lamoureux-Loew. Beim Abendspaziergang mit ihrem Hund wurde sie auf eine selbst entworfene Wandleuchte in Seinsches stylish-elegantem Showroom aufmerksam. Die hängt jetzt bei ihr im Wohnzimmer. „Der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit“, schwärmt die Wahlhamburgerin, die selbst in der Kreativbranche tätig ist. Über 20 Jahre lebte sie schon in ihrer 90 Quadratmeter großen Altbauwohnung. „Das Interieur brauchte ganz dringend einen komplett neuen Look“, befindet sie.

Hauptdarsteller und Kulisse

„Karsten erforschte in ständigem Austausch, wie ich wohne, wie ich arbeite, was meine Vorlieben sind.“ Dass Rosa tonangebend im Farbkonzept sein würde, war schnell klar. „Ich bin eben eine Prinzessin“, sagt Lamoureux-Loew und lacht. Auch sonst hat der Gestalter, der seinen Stil als „Einrichten mit Augenzwinkern“ beschreibt, die Persönlichkeit seiner Kundin feinfühlig erfasst. Mit dem Hersteller Vibieffe entwickelte er aus einem Sessel, der bereits Teil der Kollektion war, das Sofa. Dabei kam ihm sein Polster-Know-how zugute. Das lässige Sitzmöbel ist mit Samt – natürlich in Rosa – bezogen und neben dem historischen Kachelofen der Hauptdarsteller im Wohnzimmer. Perfekte Kulisse und weiterer gekonnter Stilbruch: die märchenhaft anmutende Tapete von Inkiostro Bianco. Pia hat nämlich auch ein Faible für mystische Szenen und Landschaften.

Spotlight auf Muranoglas

Die Muranoglas-Sammlung der viel gereisten Art-Direktorin hat in der ganzen Wohnung Dependancen. Die größte ist das zierliche Metallregal im Wohnzimmer. Hier werden die Exponate von Lichtbändern angestrahlt, die Seinsche eigens in die schmalen Profile setzte. „Für viele meiner Habseligkeiten hat Karsten dekorative kleine Altäre geschaffen“, freut sich Lamoureux-Loew. Die Steiff-Teddybären etwa landeten in einer Acrylbox an der Esszimmerwand und sorgen immer wieder für Gesprächsstoff. Karsten Seinsche ist eben ein Kundenversteher. Oder um es mit den Worten von Pia Lamoureux-Loew zu sagen: „Er ist eben kein Hinsteller, sondern ein Einrichter.“

 

Der Hamburger Innenarchitekt auf Instagram: @seinsche_interior

Text: Ulrike Wilhelmi | Fotos: Mirjam Fruscella

 

Diese Wohngeschichte erschien erstmals in DECO HOME Ausgabe 4/20.