Wenig Quadratmeter, viel Nutzfläche: Wir zeigen die drei besten Projekte und Tipps für das Wohnen auf kleinem Raum aus dem neuen Bildband „Pretty Small“ (Gestalten Verlag).
Tiny Houses, Minimalismus, Downsizing, Decluttering – weniger kann mehr sein. Der Trend zu kleinerer Wohnfläche und weniger materiellem Besitz begleitet uns nun schon seit einigen Jahren. Doch nicht jeder möchte trotz begrenzten Raums oder eines ungewöhnlichen Grundrisses auf die „Zonierung“ der wichtigsten Lebensbereiche oder auf Lieblingsstücke verzichten. Die Designstudios Mistovia, Nicholas Gurney und IOA haben drei kreative Lösungen für ein optimal eingerichtetes Zuhause gefunden. Dabei spielen Rundungen, Spiegel und raffinierte Ebenen die Hauptrolle.
Projekt #1: Spieglein, Spieglein an der … Decke!
Das Studio Mistovia hat sich einer 35 Quadratmeter kleinen Wohnung in Katowice, Polen, angenommen. Der Einsatz von Mustern, farbigen Textilien und bestehendem Mobiliar in neuem Glanz verwandelte das Apartment „AFR Koszutka“ in ein Vorzeigeprojekt der 70er Jahre Anlage. Die größte Herausforderung: Die Räume mit nur einem vorhandenen Fenster hell zu gestalten. Ursprünglich bestand die Wohnung aus zwei Zimmern. Nachdem die Wände entfernt wurden, definierten die Designer die Aufteilung durch unterschiedliche Böden, Farben, Glas- und Spiegelelemente neu.

Bild: Oni Studio, Pretty Small, Gestalten 2022
Das Badezimmer, das durch gewölbte Glasfliesen vom Rest des Raumes optisch abgetrennt ist, und die Küche mit Esstisch teilen sich den Terrazzoboden. Im Schlaf- und Wohnzimmerbereich wurde Holz verlegt. Um das Tageslicht flächendeckend zu verteilen, setzt das Studio Mistovia auf reflektierende Materialien. So sorgen Edelstahl, großflächige Wand- und Deckenspiegel, Glas und polierte Oberflächen moderner und Vintage-Möbel, ergänzt um Deckenstrahler und Kristallleuchten, für ausreichend Helligkeit.
Projekt #2: Ein Glanzstück, der goldene Raumtrenner
Wer sich leidenschaftlich ungern von Dingen trennt, braucht viel Stauraum. Auch wenn die Wohnung nur 49 Quadratmeter Fläche bietet. Interiordesigner Nicholas Gurney hat im Apartment seines Kunden, ein Kunst- und Objektsammler, eine zentrale „Kapsel“ kreiert, die Kleidung, Wäsche, Platz für Kreativität, ein Ausziehbett und Bücherregale beheimatet. Dadurch entsteht eine Aufteilung des Raums über verschiedenen Seiten. Die goldene Spiegelverkleidung des zentralen Wohnelements reflektiert das Tageslicht und dient als leuchtender Hintergrund im Ess- und Wohnbereich des „The Warren“-Projekts in Sydney. Die Pflanzen muten durch geschickte Positionierung wie ein Urban Jungle an.

Bild: Michael Wee, Pretty Small, Gestalten 2022

Bild: Michael Wee, Pretty Small, Gestalten 2022
Mehr Privatsphäre für Besucher lässt sich mit einer einfachen Handbewegung zaubern: Ein senffarbener, dicker Vorhang funktioniert die Nische am Fenster vom Art Studio in ein Gästezimmer um. Das Schlafzimmer des Sammlers, in das genau ein Queen Size-Bett passt, befindet sich im ehemaligen Badezimmer und ist über zwei Stufen erreichbar. Indirektes Licht erzeugt auf dieser Seite der goldenen Spiegelwand das perfekte Ambiente für die Nachtruhe.

Bild: Michael Wee, Pretty Small, Gestalten 2022
Projekt #3: Ein Zuhause für Mensch und Möbel
Die Mid-Century-Möbelkollektion des Kunden sollte auf den 104 Quadratmetern eines 150 Jahre alten, ehemals kommerziell genutzten Gebäudes inszeniert werden. Gleichzeitig sollte das sogenannte „Hoa’s House“ im australischen Melbourne in ein individuelles Zuhause mit drei Zimmern verwandelt werden. Während der Transformation kamen zahlreiche Originalelemente wie Holzbalken zum Vorschein, die in das neue Konzept integriert wurden. Ähnlich verfuhr das Team mit den Stahlträgern, deren neuer Anstrich Architektur und Design auffällig verbindet.

Bild: Tom Ross, Pretty Small, Gestalten 2022
Um die gesamte Fläche – sowohl vertikal, als auch horizontal – optimal zu nutzen, arbeitete das Team von IOA Studio mit gewölbten Wandelementen aus Blackbutt-Holz und entfernte die Decke, sodass ein drittes Stockwerk und extra Raum für das Mezzanin entstand. Die optische Aufteilung von Lebensbereichen wie Küche, Ess- und Wohnzimmer übernehmen grüne und graue Betonböden auf verschiedenen Ebenen. Farben, die den australischen Busch referieren, transformieren die einstige kühle Büroatmosphäre in ein warmes Wohnambiente. Das wird besonders in den oberen Stockwerken deutlich, wo Schlafzimmer und Arbeitsbereich mit einem Seegrasboden ausgelegt sind, der nahtlos zur Deckenverkleidung im Zwischengeschoss wird.

Bild: Tom Ross, Pretty Small, gestalten 2022

Bild: Tom Ross, Pretty Small, Gestalten 2022
Noch mehr große kleine Projekte zeigt der Bildband „Pretty Small – Grand Living with Limited Space“ über www.gestalten.com
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