Eigentlich sollte das Mailänder Studio Paradisiartificiali nur eine neue Treppe für das Apartment in der Via Castaldi entwerfen. Heraus kam eine raumgreifende Hommage an Memphis Mitbegründer Ettore Sottsass.
Der Geschichte nach entstand die Bewegung an einem Dezemberabend 1980 in Italien. Genauer gesagt in der Mailänder-Wohnung des damaligen Olivetti-Chefdesigners Ettore Sottsass. Das Get-together mit der jungen Kreativszene Italiens, begleitet von dem ein oder anderen Glas Rotwein – wie man sich erzählt – wurde im Laufe des Abends zu einer lebhaften Diskussion. Deren Inhalt: Die radikale Infragestellung der Ansprüche, Ästhetik und Funktion des gegenwärtigen Designs.
Was als Tischgespräch begann, endete als eine neue Stil-Ära: bunt, verspielt, humorvoll, kontrovers – Memphis. Obwohl sich die Gemüter an den Entwürfen bis heute scheiden, blieben sie in Erinnerung und viele wurden, trotz oder gerade wegen ihres polarisierenden Charakters, zu Ikonen.
Es mag Zufall sein, dass die Recherche von Studio Paradisiartificiali für das Mailänder-Apartmentprojekt auf den 40. Jahrestag der Memphis-Gründung stieß. Fest steht, dass diese Entdeckung der Anstoß zu einem fabelhaften Interior Make-over war, das seinem Vorbild alle Ehre macht.
Die ehemalige Wendeltreppe wurde durch ein modernes Modell in Moosgrün ersetzt, das sich auch als Wandfarbe im Türbogen und den eingelassenen Nischen der Wand findet. Dazu kombinierte das Kreativ-Kollektiv ausdrucksstarke Möbel, wie Sofa und Sessel „Pipe“ von Sebastian Herkner für Moroso, Grafiken und Stilbrüche wie den Metall-Pfeil oder die Vintage-Skulpturen.
„Wir verspürten sofort den Wunsch, diese Entdeckung in etwas Besonderes zu verwandeln. Wir dachten, dass der beste Weg, unsere Dankbarkeit gegenüber dem Maestro auszudrücken, darin bestand, ihm mit einer Widmung zu huldigen, in der wir, wie in einem Bilderrätsel, Raum und Zeichen verschmelzen.“
– Studio Paradisiartificiali –
Fotos: Thomas Pagani // Styling: Irene Baratto
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