Fast könnte man beim Anblick ins Herz einer modernen Wohnarchitektur vermuten, dass Küchenoberschränke Geschichte sind. Aus ästhetischer Sicht – durchaus nachvollziehbar. Aber: Was sind die Alternativen zum hängenden Stauraum? Wohin mit Geräten, Geschirr und Küchenallerlei? Anja Schwarze, Innenarchitektin bei Nolte Küchen, gibt so praktische wie designstarke Tipps.

1. Welche Designkriterien sprechen gegen Küchenoberschränke?

Eine Küche bietet ohne Küchenoberschränke mehr Gestaltungsmöglichkeiten, da die Wände frei für individuelle Lösungen wie Regale, Dekoelemente oder Bilder genutzt werden können. So gelingt es, der Küche einen wohnlichen Eindruck zu verleihen und sie insbesondere bei offenen Planungen besser in den Gesamtstil zu integrieren.

2. Was kommt anstelle eines Küchenoberschranks an die Wand?

Eine Alternative zu Oberschränken sind offene Regale, insbesondere flexible Relingsysteme. In diesen können einerseits ausgewählte Designelemente präsentiert werden und auf der anderen Seite sind die Utensilien, die täglich benötigt werden, schnell griffbereit. Unser System Motion Line zum Beispiel beinhaltet auch die Option für die Beleuchtung – so lassen sich noch weitere Akzente setzen.

 3. Welche funktionalen Argumente sprechen für und gegen den Wandstauraum?

Ein wesentlicher Punkt gegen Oberschränke ist die Ergonomie, denn Unterschränke, heute zumeist mit Auszügen ausgestattet, sind deutlich bequemer zugänglich und einfacher zu organisieren. Allerdings bedeutet der Verzicht auch weniger Stauraum, was bei kleinen Küchen zur Unordnung führen kann.

4. Ist die Kücheninsel der neue Küchenoberschrank?

Das hängt von der Raumgröße ab. In großzügig geschnittenen Küchen bieten Insellösungen viel Stauraum, sodass auf Oberschränke verzichtet werden kann. Dadurch bleibt an den Wänden Platz für farbige Eyecatcher oder Bilder, die für Wohnlichkeit sorgen.

5. Und falls es doch nicht ohne Oberschränke geht? Worauf muss man beim Design und in Bezug auf die Anordnung achten?

In diesem Fall sollte man geschlossene Flächen wählen, also raumhoch planen. Wenn man die noch sichtbare Wand in derselben Farbe streicht, erhält man einen monochromen Look. Das wirkt ruhig, aufgeräumt und liegt nicht zuletzt auch im Trend. Die verwendete Farbe kann man auch im Wohnraum an einer anderen Wand noch einmal aufgreifen, damit ein fließender Übergang entsteht.

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6. Welche Trends lassen sich allgemein im Küchendesign feststellen?

Naturtöne wie Beige, Grau oder Greige in Kombination mit hellem Holz sind nach wie vor sehr beliebt. Außerdem werden Chrom und Edelstahl wieder neu entdeckt. Um der Küche eine persönliche Note zu verleihen, setzen viele auf Kontraste – etwa durch den Mix von alten und neuen Accessoires. Beispielweise eine moderne Küchenmaschine neben der alten Waage im Retro-Look. Das funktioniert auch hervorragend auf einer gedeckten Tafel: neues Geschirr neben dem geerbten Silberbesteck. Das sieht nicht nur toll aus, sondern man hat auch gleich etwas zu erzählen.

7. Gibt es eine Erklärung für die Trends?

Grundsätzlich geht dem Kauf einer Küche eine längere Entscheidungsphase voraus – es ist kein Impulskauf wie ein Pullover. Auch das Budget ist ein anderes. Also sucht man gewissermaßen nach Verlässlichkeit im Design. Naturtöne strahlen Wärme aus, sind aber nicht langweilig. Der gut gesetzte „Clash“ von alt und neu eignet sich zudem immer perfekt, um seinen Stil zu zeigen und die Küche individuell zu gestalten. Mit einer klugen Planung lassen sich fast alle Trends in jedem Raum umsetzen, auch wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht.

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Anja Schwarze, Innenarchitektin bei Nolte Küchen