Im Interview erklärt Küchenplaner Marcel Hufnagl, worauf es bei der Gestaltung wirklich ankommt, welche technischen Entwicklungen Sinn ergeben und wie man aus jeder Fläche das Maximum herausholt.

Marcel Hufnagl, Co-Geschäftsführer bei Dross & Schaffer Ingolstadt
Aufgeräumt und funktional: Die neue Küchendynamik
Früher dominierten lange Arbeitsflächen mit vielen sichtbaren Geräten das Bild – Kaffeemaschine, Toaster, Küchenmaschine standen offen auf der Arbeitsplatte. Heute geht der Trend in Richtung klarer, aufgeräumter Optik. Der Grund: Die Küche ist heute in den offenen Wohnraum integriert, sie ist Arbeitsraum und Lebensraum zugleich. „Wir schaffen gezielte Arbeitsbereiche, etwa auf einer Kochinsel mit Spüle und Vorbereitungsfläche – der Rest verschwindet hinter Türen oder in Schubladen“, erklärt Hufnagl. Geräte, die nicht täglich gebraucht werden, werden hinter Einschubtüren (Pocket Doors) versteckt und nur bei Bedarf herausgeholt. Das schafft nicht nur Platz, sondern auch Ruhe im Raum – sowohl visuell als auch funktional.

Raumhohe Schränke in einem Küchenprojekt in Ingolstadt (mehr dazu unten)
Ist Naturstein bei der Küchenplanung eine gute Idee?
Naturstein ist aus der hochwertigen Küchenplanung nicht wegzudenken. „Wenn ein natürliches Material den Belastungen der Küche standhält, greifen wir lieber darauf zurück als auf künstliche Alternativen“, sagt der Planer. Besonders gefragt ist aktuell Quarzit – etwa der „Taj Mahal“ oder „Calacatta Quarzit“ – weil er optisch an Marmor erinnert, dabei aber deutlich widerstandsfähiger gegenüber Säuren, Hitze und Kratzern ist. Ein zusätzlicher Vorteil: Jede Platte ist ein Unikat.

Robust und doch natürlich: Arbeisplatten aus Quarzit
Lichtplanung: Funktional und stimmungsvoll zugleich
„Viele Küchen sind überbeleuchtet, aber schlecht ausgeleuchtet“, warnt der Experte. Wichtig sei, gezielt zu planen – Arbeitsbereiche brauchen direktes Licht, aber nicht von hinten, um Schattenwurf zu vermeiden. Spots werden nur dort eingesetzt, wo sie wirklich gebraucht werden. Ergänzt wird das Konzept durch indirekte Beleuchtung, also Wandleuchten, Hängeleuchten über dem Esstisch oder integrierte Lichtleisten in Regalen. Auch Licht im Schrank spiele eine Rolle, etwa bei Barschränken oder versteckten Geräten, die regelmäßig genutzt werden. (Hier erfahren Sie mehr über gute →Küchenbeleuchtung)
Technik-Trends: Was empfiehlt der Küchenplaner?
Matte Kochflächen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie sind robuster und fügen sich harmonischer ins Küchendesign ein. Auch das „Quooker“-System, das kochendes, stilles oder sprudelndes Wasser direkt aus dem Hahn liefert, findet Marcel Hufnagl sinnvoll. „Das schafft Ordnung, weil Wassersprudler oder -kocher von der Arbeitsfläche verschwinden.“ Ein Trend im Küchenlayout: Die sogenannten „Hidden Doors“ zu hinterliegenden Hauswirtschaftsräumen, sie sind optisch nahtlos in die Küchenfront integriert, aber erweitern den Arbeitsraum enorm. Und auch in Sachen Kühlschank gibt es hilfreiche Weiterentwicklungen, etwa die smarte Lagerung mit KI. Sie passt das Klima an den tatsächlichen Inhalt an, um Lebensmittel länger frisch zu halten.
Geräte mit KI und Touch – sinnvoll oder Gimmick?
Kameras im Backofen, die Gerichte erkennen und automatisch garen, bewertet der Planer differenziert: „Für passionierte Hobbyköche ist das oft Spielerei. Aber wer wenig Zeit hat und trotzdem gut essen will, profitiert davon durchaus.“ Die Bedienphilosophie sei entscheidend: Während Gaggenau auf Drehregler setzt, bietet Bora große Touchscreens mit intuitiver Suche. V-Zug kombiniert haptisches Feedback mit modernem Interface.
Praxisbeispiel: Ein Dross & Schaffer Küchenprojekt in Ingolstadt
In einem lichtdurchfluteten Neubau plante Marcel Hufnagl eine hochfunktionale, puristische Küche mit versteckter Technik. Backofen, Kühlschrank und Spülmaschine sind nicht sichtbar, dafür rücken Design und Materialien wie der Naturstein „Taj Mahal“ und mattgrüne Lackfronten in den Vordergrund. Warmbraune Metro-Fliesen waren bei dieser Küchenplanung der farbliche Ausgangspunkt für die Gestaltung. Ihr Pendant im Raum: Ein Sideboard in leuchtendem Orange. Dazu sorgen die Eichenholz-Akustikdecke, ein passender Boden und schwarze Akzente für Wärme und Behaglichkeit mit klarem Designstatement. Unterstützt wurde das Projekt von Lichtpunkt Pollex, mit dem bei der Lichtplanung eng zusammengearbeitet wurde.
Planungstipps für Kücheninseln und Stauraum
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Kücheninsel mit Spüle & Kochfeld: Mindestmaß 2,50 bis 2,70 m. So entstehen ausreichend Abstandsflächen zwischen den Elementen.
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Wege bereiten: Zwischen Küchenzeile und Insel mindestens 1,05 m, besser 1,20 m Platz lassen – je nach Möglichkeit und Raumgröße.
- Die passenden Farben: Auch die anderen Räume miteinbeziehen und Material-Moodboards vorab gestalten. Sich fragen: Wo helfen Kontraste und an welcher Stelle kann man Materialien oder Farben wiederholen?
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Mülltrennung clever platzieren: Biomüll und Restmüll direkt unter der Arbeitsplatte, große Behälter für Papier oder Plastik an separater Stelle – das spart Platz und macht die Küche effizienter nutzbar.
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Muldenlüfter statt Dunstabzugshaube: Wird bei Dross & Schaffer mittlerweile fast ausschließlich verbaut – wegen der optischen Vorteile und Kratzfestigkeit.
„Die Küche ist heute mehr denn je ein Lebensraum“, betont Marcel Hufnagl. Gute Küchenplanung bedeutet, Technik zu integrieren, aber nicht zu zeigen. Licht, Materialität, Ergonomie und Stauraum müssen harmonisch zusammenspielen. Nur so entsteht ein Raum, der langfristig Freude macht.
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