Möbel und Fahrräder auf einer Wellenlänge? Für Bauhaus-Künstler selbstverständlich! So sind auch die neuen Entwürfe der Möbelmanufaktur Tecta und dem Schweizer Fahrradhersteller Open nach den Farbkompositionen der Bauhaus-Künstlerin Anni Albers entstanden – traditionsbewusst und zugleich kompromisslos modern.

Ob Schwingen, Schweben oder Fahren – bei Tecta x Open zählt, Hauptsache in Bewegung

Eine besondere Verbindung von Textilien und Architektur

Sie war eine wegweisende Künstlerin der abstrakten Moderne und schuf Textilien, die architektonische Qualitäten entfalteten. Wenn sie Farben kombinierte, mündete das meist in einer großen Sammlung von Bildwebereien und Wandbehängen: Anni Albers (1899-1994), Künstlerin, Bauhaus-Lehrerin, Neuerfinderin der Web-Praxis, führte die Textilkunst nach vorne. „Fäden wieder artikulieren zu lassen und für sich selbst eine Form zu finden, zu keinem anderen Zweck als der eigenen Orchestrierung, nicht zum Sitzen, Begehen, nur zum Anschauen …“ so beschrieb Anni Albers ihr Werk.

Die Künstlerin pflegte eine enge Beziehung zu ihren Materialien. Wie von selbst nahmen ihre Textilgewebe eine Verbindung zu den architektonischen Merkmalen der Umgebung auf. Für die neue Kollektion Tecta x Open wurden sie wieder entdeckt.

Schweben, Schaukeln, Gleiten – der Wunsch nach Bewegung charakterisierte das Bauhaus

Das rollende Moment beschäftigte schon 1937 Bauhaus-Gestalter Marcel Breuer. „Mein plötzlicher Einfall, der mich beim Radfahren über das Material des Fahrradlenkers zur Konstruktion des Rohrmöbels führte – ganz unerwartet breitete er sich über die ganze Welt aus,“ beschreibt er die Eingebung, für die sein gebogener Fahrradlenker Pate stand. Die Entwicklung des Stahlrohrmöbels, einer Stuhlform, die auch heute noch in der Manufaktur des Bauhaus-Möbelspezialisten Tecta in Lauenförde gebaut wird. So wie viele andere Künstler der Weimarer Republik, fuhr auch Marcel Breuer Velo.

Und auch heute gehört Mobilität zum Portfolio der Deutschen. Ob ein beweglicher Barwagen oder rollende Stühle und Sessel – vieles ist bei Tecta in Bewegung. „Ähnlich wie bei Möbeln geht es auch bei Rädern um Evolution. Mich ließ der Gedanke nicht los, dass es interessant sein könnte, Design, Bauhaus-Schule und Radsport zu kombinieren,“ erzählt Christian Drescher, Leiter des Familienbetriebes in vierter Generation.

Vom Wunsch nach gesunder Mobilität

Unter diesem Einfluss entstand schon damals ein Design, das bis heute für Nachhaltigkeit und Aufbruch steht. Ein Design, das uns Antworten auf Fragen gibt, die uns über 100 Jahre später brennender denn je beschäftigen. Von der Zeitlosigkeit der Gestaltung, vom klugen Wohnen bis zum Wunsch nach gesunder Mobilität. Gibt es sie? Künstler und Gestalter des Bauhauses fanden darauf ihre Antworten. Tecta griff sie spielerisch auf und entwickelt daraus zukunftsträchtige Mobilität in Bauhaus-Tradition weiter. Dem Gedanken des britischen Architekten Peter Smithson nachgehend – ‚Utopia is on the road‘ – ist mit der Schweizer Fahrradschmiede Open eine Kollektion entstanden, die dem Bauhaus dicht auf den Reifen folgt.

„Bunt ist meine Lieblingsfarbe“ – Walter Gropius

„Die Bauhäusler arbeiteten sehr farbfreudig, das wissen die wenigsten“, erzählt Tobias Groß vom Studio für Gestaltung aus Köln. Anni Albers Farbkompositionen weiter zu denken, auf Räder und Möbel zu übertragen, war für ihn und Gestalter Dominik Kirgus ein spannendes Moment. „Mit den Bauhaus-Möbeln betreten wir dazu ein interessantes Feld, ihre Formen sind ruhig, klassisch, reduziert und damit offen für neue Farbimpulse“, so Tobias Groß.

Vier Tecta-Möbelklassiker wählte Dominik Kirgus vom Studio für Gestaltung aus, um die Farbgebung, die er für die Rahmen der Open-Räder entwarf, auch auf Möbel anzuwenden. Strahlende Impulse wie die Kollektion in Blau/Gelb, die dem Klassiker F51 von Walter Gropius, dem B40 von Marcel Breuer oder dem D9 von Wolfgang Hartauer neue Updates verpassen. Ebenfalls für sich stehen die Bauhaus-Klassiker in Schwarz und aussagekräftigem Rosa. Nach Anni Albers Vorbild spielen auch hier die Farben mit der Architektur des Möbels. Zum Beispiel dem F51, dessen geometrischer Holzrahmen in Rosa mit einem schwarzen Stoff von Kvadrat ein spannungsreiches Oberflächenspiel erzeugt.

D9 von Wolfgang Hartauer
B40 von Marcel Breuer
 

Eine Hommage an Anni Albers, die ihrer Zeit voraus war und schon damals die architektonische Bandbreite von Textilien erkannte. Tecta macht damit zugleich deutlich, was die eigene Manufaktur auszeichnet. Individuelle Ideen in kleinen Auflagen zu fertigen, die danach streben, die Klassiker von morgen zu werden.

Fotos: Constantin Meyer © Tecta Bruchhäuser & Drescher KG

Text: Sabrina Holland