Ein natürliches Gespür für Mode und Stil macht noch keinen Interiordesigner. Wie gut, wenn man die richtigen Freunde hat! Die Wohn-Geschichte von der Mailänder Modebloggerin Candela Pelizza.

modebloggerin candela pelizza

Pacht auf Stil: Modebloggerin Candela Pelizza

„Bitte, du musst mir helfen, neue Möbel zu finden!“, bettelte Candela ihre Freundin Gaia Venuti eines schönen Tages an. Diese warf einen prüfenden Blick in die Wohnung und ent­gegnete: „Aber es ist alles weiß. Das wird ein ziemliches Durcheinander.“ Also bekam Gaia, die bis dahin lediglich ihr eigenes Zuhause und ihren Shop eingerichtet hatte, etwas, wovon die meisten Interiordesigner wohl zeitlebens träumen: Carte blanche. „Du darfst alles machen, was du willst.“ Und begann postwendend, das viele Weiß zu eliminieren.

Ursprünglich hatte Candela Pelizza die Woh­nung als Zwischenstation gesehen. Ein Studio, das sie zwischen vielen Jobs und noch mehr Reisen für die Heimarbeit und ihre drei Kinder nutzen konnte. Möbel kamen und gingen, doch das Händchen für ein stilsicheres Statement, das Candela als erfolgreiche Modebloggerin so nonchalant beherrscht, versagte beim Gesamt­konzept für ein ästhetisch stimulierendes Zuhause.

Dabei ist es die Schönheit, die jeden ihrer Schritte begleitet. Mit nur 17 Jahren begann sie von der Heimat Argentinien aus eine Modelkarriere, war in London, Paris und New York zu Hause. Wirklich angekommen ist sie aber nur in Mailand. „Es ist sehr inter­national, aber auf einer übersichtlichen Fläche. Man fühlt sich schnell wie ein Teil des Herz­schlags, der die Stadt bewegt.“ Der wird natür­lich vom Fashionbusiness bestimmt, aber auch vom Möbeldesign. „Erst hier fühlt es sich an, als könne man tatsächlich Wurzeln schlagen und sie wachsen lassen. Das mag ich.“

Gaia hatte verstanden, wonach sich ihre Freundin Candela, die sie ein paar Jahre zuvor über den gemeinsamen It-Girl-Status für die Zeitschrift „Grazia“ kennen­gelernt hatte, wirklich sehnte. Nachdem die zukünftige Wandfarbenpalette abgestimmt war, vergingen nur 18 Tage, bis Modebloggerin Candela in ihre Wohnung zurückkehren konnte. Und auf ein­mal einen Ort vorfand, der sie berührte. „Ich weiß nicht genau, wie. Aber jede Ecke hat etwas Ruhiges, Friedliches und sehr Essenzielles. Eine gute Energie. Heimkommen fühlt sich jetzt an wie eine Umarmung.“

Interiordesigne­rin Gaia drückte die Eleganz, die ihre Freundin umgibt, in sanften Grau- und Nudenuancen aus. Jeden Raum widmete sie einer anderen Inspirationsquelle: In der Ankleide geht es natürlich um das alles beherrschende Thema Fashion, ein anderer ist der Kunst geweiht, die Küche spiegelt Candelas minimalistische Ader und das Wohnzimmer ihren Glauben.

Der Spiegel einer Seele, treffend gezeichnet von einem Außenstehenden. Candela sinniert: „Ich mag es, Schönheit um mich herum zu kreie­ren. Ich gehe auch nur zu Orten, an denen ich sie sehe, und speichere das als Bild in meinem Kopf oder mache tatsächlich eines. Manchmal ist nicht alles, was einen umgibt, schön. Aber ich halte fest, was der Beginn von etwas Schö­nem sein könnte.“ Und das sei es auch, was Gaia ins Interieur übersetzt habe.

Vor einigen Jahren entdeckte die Modebloggerin, wie Lehren und Praktiken des Buddhismus ihr Leben bereichern können. Deren wohl interessanteste Essenz: auch mal einen Weg aufzuzeigen, auf den sie nicht zwangsläufig gekommen wäre. Konzentrierter in sich nachzuhorchen und ihre tatsächlichen Bedürfnisse ans Licht zu bringen. „Viele reagie­ren nur, und zwar so, wie sie es gelernt haben. Und kommen daher immer wieder in die gleichen Situationen.“

candela pelizza und gaia venuti im esszimmer der mailaender wohnung

Candela Pelizza und Einrichterin Gaia Venuti

Die weltumspannende Situation von 2020 wiederum meisterte Candela nicht nur durch buddhistische Erkenntnis ver­hältnismäßig entspannt. Jahrelanges Modeln habe sie anpassungsfähig gemacht. Statt sich etwas vorzustellen, was nicht möglich war, fragte sie sich: Was kann ich stattdessen tun? Und begann zu genießen. „Natürlich habe ich weniger gearbeitet. Aber ich habe auch weniger ausgegeben.“ In der kollektiven Ent­deckung der Langsamkeit sieht sie auch eine Chance für die getriebene Modebranche. „Das System braucht einen Reset.“ Weniger wäre hier so viel mehr wert.

Fotos: Valentina Sommariva/©Living Inside

Candela Pelizzas Insta-Profil: @candela____

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