Er verlieh Glühbirnen Flügel, durchleuchtete Campariflaschen und zerbrach jede Menge Porzellan – für sein Spiel mit dem Licht bewegte sich Ingo Maurer gerne abseits ausgetretener Designpfade. Mit 87 Jahren verstarb der Lichtpoet in München.
Spot an – für seinen letzten großen Auftritt
Wo er am Werk war entstand eine Bühne für das Licht. Auch wenn er ein erklärter Freund der Glühbirne war und deren Abschaffung stets bedauerte ging Ingo Maurer mit seinen ungewöhnlichen Lampen und Lichtsysteme stets mit der Zeit und setzte die neuesten Technik ein.
Nur zwei Tage vor seinem Tod wurde in München sein letztes großes Werk vorgestellt: Für den Wintergarten des Residenztheaters gestaltete er die zwölf Meter lange Lichtinstallation „Silver Cloud“.
„Schlechtes Licht macht unglücklich“
Ingo Maurer
Von Glühbirnen, Zetteln und zerbrochenen Tellern
Als Lichtdesigner war der 1932 auf der Insel Reichenau geborene eigentlich Autodidakt. Nach einer Ausbildung zum Typograf studierte Ingo Maurer Gebrauchsgrafik und ging 1960 in die USA, wo er in New York und San Francisco als Designer arbeitete. Zurück in München gründete er 1963 seine Firma Design M.
Schon seine erste Leuchte „Bulb“, welche die Form einer übergroßen stilisierten Glühbirne hat, wurde ein Verkaufshit. Bereits drei Jahre später wurde sie in die Designsammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen. Es folgten legendäre Entwürfe wie „Lucellino“ oder „Zettel’z“.
Auch München lässt er strahlen
Der vielfach ausgezeichnete Designer gestaltete privaten wie öffentlichen Raum: So tauchen seine Beleuchtungskonzepte gleich drei U-Bahnhöfe sowie das Zwischengeschoß am Marienplatz in seiner Wahlheimat München in angenehm farbiges Licht. Daneben spielte er in seinen Installationen im Einkaufsquartier Schwanthalerhöhe und derzeit in der Rotunde der Pinakothek der Moderne mit den Licht- und Raumreflexionen glänzender runder Oberflächen.
Auch international waren seine Ideen gefragt. So im Atomium in Brüssel oder in New York, wo er für das Unicef-Gebäude eine überdimensionale fragil wirkende Schneeflocke aus Edelstahl und 16.000 Kristallprismen entwickelte, die jedoch problemlos selbst rauesten Wetter- und Witterungsbedingungen trotzt.
www.ingo-maurer.com
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