Wir wussten es schon immer: Fenster ohne Vorhänge sind möglich, aber sinnlos. Längst hat uns Wirtschaftsminister Robert Habeck mit seiner „Gardinen-Predigt“ so richtig ins Gewissen geredet. Das Credo: Lasst uns Energie sparen mit Vorhängen. Wir zeigen, wie das geht.

Für die Winterdekoration spielen Material, Optik und Haptik der Stoffe wichtige Rollen. Bild: Designers Guild

Wo und wie lässt sich Heizenergie einsparen? Immer an den Stellen, wo es die größten Wärmeverluste gibt. Das ist gerade in Altbauten am Fenster der Fall. Über die Scheiben dringt im Winter die Kälte und im Sommer die Hitze in den Raum. Also her mit den Vorhängen! Im Idealfall passen wir die Fensterdekoration der Jahreszeit an. Im Sommer sind transparente Vorhänge, kühles Leinen und helle Farben angesagt, im Winter wird es voluminöser mit schweren Dekorationsstoffe in warmen Farben. Wollqualitäten bringen auch haptisch Wärme in den Raum.

Textilverlage wie Zimmer+Rohde bieten sogenannte Thermo-Stoffe an. Im Bild: der wärmeisolierende Dim-out „Overnight FR“

Je mehr Stoffeinsatz, desto besser die Wirkung: Chenille-Stoff „Barry“ von JAB Anstoetz, verarbeitet als Vorhang zum Zuziehen

Auch die Wahl der Farben im Raum wirkt sich aus: Wollsatin „Donya“ in einem eleganten Rotton von Christian Fischbacher

Ein Vorhang als Raumtrenner: Velours „Azora FR“ von Kobe Interior Fabrics

An jedes Fenster gehören Vorhänge! Diese hier wurden aus „Topaze“ von Casamance gefertigt

Wärme in den Raum bringt das doppelt gestrickte Textil „Arda“ von Febric by Kvadrat

Warum die Konfektion eine Rolle spielt

Damit Vorhänge ihren Energie sparenden Effekt entfalten, kommt es auf die Verarbeitung an. Wir haben da noch Herrn Habeck im Ohr: Abends Vorhänge zuzuziehen! Also müssen die ausreichenden Stoffbreiten und das passende Faltenband her. Doch lassen wir Experten sprechen. Andrea und Stefan Theiler von Valder Wohnen in Wetzlar verraten ihre Konfektions-Tipps.

In welchen Wohnungen und Häusern setzt ihr wärmedämmende Vorhänge ein?

In Altbauten oder älteren Wohnungen, also in Bauten, die in punkto Energieeffizienz nicht auf neuestem Stand sind. Aber auch bei Neubauten mit vielen oder großen Fensterfronten finden wir Lösungen in moderner Ausführung. Wichtig ist uns immer die Beratung vor Ort – auch für exaktes Maßnehmen.

Welche Stoffe und Materialien machen für wärmedämmende Vorhänge Sinn?

Als Energiespar-Vorhänge setzen wir oft Chenille-Stoffe mit einem mittleren Gewicht und einer dichten Bindung ein. Auch greifen wir zu guten Dim-outs oder Wollstoffen. Einige Textilverlage bieten Thermostoffe an, die beim Energiesparen helfen. Wichtig: Die Stoffe sollten schön fallen und dürfen nicht bockig sein. Wünschen unsere Kunden eher leichtere Dekorationsstoffe, dann füttern wir diese mit einem mittleren bis schwereren Futterstoff ab.

Thermovorhang in bodenaufliegender Verarbeitung. Foto: Ado

Wie werden sie verarbeitet?

Wir nehmen möglichst hohe Dekorbänder wie das Automatik-Faltenband oder das Bleistiftband. Der Faltenfall des Vorhangs wird damit enger und das ergibt mehr Material am Fenster. Oft konfektionieren wir die Vorhangschals bodenaufliegend. Man muss aber immer auch auf die Schiebefähigkeit und das Reinigungsverhalten achten. Ein Dekorationsstoff kann beim Waschen einspringen, der Futterstoff vielleicht aber nicht.

Kollektion „Sequana“ von Pierre Frey besteht aus irischer Wolle.

Was ist wichtig bei der Montage?

Die Abstände der Vorhänge zu Fenster und Wand! Diese wählen wir für Energiespar-Vorhänge etwas enger, aber nicht zu eng. Die seitlichen Überstände dürfen auch nicht zu knapp bemessen sein. Je nach Wohnsituation macht eine Wandschiene mehr Sinn als eine Deckenschiene. Für ein Fenster mit Fensterbank empfehlen wir oft auch ein Raffrollo.

Die Raumsituation beeinflusst die Wahl der richtigen Aufhängetechnik. Im Bild: Deckenschiene von Silent Gliss

Empfehlen Sie Vorhänge auch für Türen oder als Raumtrenner?

Ja natürlich, im Eingangsbereich dringt ja immer Kälte ins Haus. Für Vorhänge an den Eingangstüren setzen wir an den unteren Saum ein Textilleder an, damit der Bereich, der am Boden aufliegt, beim Auf- und Zuziehen nicht dreckig wird. Denken Sie auch an Kellertüren! In größeren Räumen finden wir Vorhänge als Raumtrenner oft sinnvoll. Sie sorgen für Gemütlichkeit und damit auch für Wärme. Grundsätzlich gilt: jede textile Einrichtung sorgt für Raumisolation und unterstützt beim Energiesparen.

Die Alternativen zum Energiesparen mit Vorhängen: Plissee und Rollo

Wer sich nicht mit Vorhängen anfreunden will, sollte die Fenster trotzdem mit einer Energiespar-Lösung versehen. Empfehlenswert sind Sonnenschutzmaßnahmen wie Wabenplissees oder auch Rollos. Wabenplissees verfügen über eine zusätzliche Stoffbahn. Dieses doppelte Gewebe und die Wabenstruktur wirken wie ein Luftpolster und erzeugen eine Isolierung zwischen Innenraum und Fenster. Dass Wärme übers Fenster entweicht, können auch Rollos ausgleichen. Es gibt sie verdunkelnd, blickdicht und auch mit wärmeisolierender Beschichtung. Auch in hier ist es hilfreich, Experten zu beauftragen. Diese beraten auch zu automatischen Steuerungsoptionen, um das Sonnenlicht in den Raum zu lenken oder abzuschirmen.

Wabenplissees entfalten eine isolierende Schutzschicht. Foto: Duette

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