Den Fußstapfen des berühmten Ehepaars Eames muss man gewachsen sein. Lucia Eames füllte sie im Stillen. Bis zu diesem Jahr.
Sie wäre wohl die geborene Influencerin gewesen. Natürlich nicht, um sich selbst zu inszenieren oder mit Filtern gegen die Banalität ihres Schaffens anzukämpfen. Im Gegenteil. Lucia Eames hätte mit ihrer klaren, detailbewussten und explizit positiven Bildsprache Massen inspiriert, heute mehr denn je. Tatsächlich aber behielt die 2014 verstorbene Gestalterin ihre Arbeiten meist für sich. Als Sprössling des amerikanischen Über-Designerpaares Ray und Charles Eames nährte Lucia ein Ästhetikverständnis, das sie sich Schritt für Schritt zu eigen machte.
Bereits mit zwölf Jahren wurde eine ihrer Holzskulpturen im US-Magazin „Arts & Architecture“ abgebildet. Zu der Zeit weilte sie mit ihrem Vater an der renommierten Cranbrook Academy of Art, wo er auch ihre Stiefmutter Ray kennenlernte. Lucias fünf Kinder, das Leben in San Francisco sowie die Wahrung des Familienerbes, das Ray ihr 1988 mit dem Eames Office & House hinterließ, sollten der Fokus ihres öffentlichen Lebens bleiben.
Doch zahllose Scherenschnitte, Metallobjekte, Fotografien und vollgeskribbelte Notizbücher zeugen vom Schaffensdrang, der jede Minute in ihr pulsierte. Kuratiert von ihren Kindern wurde ihr Lebenswerk zum ersten Mal in der Ausstellung „Seeing with the Heart“ während der diesjährigen Mailänder Möbelmesse ausgiebig gewürdigt. Wir freuen uns auf mehr.