Feng Shui ist nichts für Gläubige, Feng Shui ist was für Macher: Unsere Mini-Serie erklärt, wie Sie Ihr Zuhause mit Lebensenergie füllen. Erster Streich: der Garten.

Enthüllt man vor Mitmenschen sein ernsthaftes Interesse an Feng Shui, sind zwei Reaktionen wahrscheinlich. Ein prüfender Meinst-du-das-ernst-Blick, gefolgt von der milderen Frage: „Feng Shui? Macht man das noch?“ So wie ein Trend, der es nicht richtig geschafft hat. Die Chinesen praktizieren es seit ungefähr 5000 Jahren. Nur zum Vergleich: Die berühmten Pyramiden von Gizeh wurden vor etwa 4500 Jahren errichtet. Kann also nicht schaden, sich dieses erstaunliche Erfolgskonzept genauer anzuschauen. Mit Rat und Tat an unserer Seite: die Münchner Feng-Shui Expertin Danijela Saponjic.

Feng Shui im Garten: Mehr Weitsicht, bitte!

Ein dem passionierten Flaneur wenig beliebtes, aber bestens bekanntes Strukturprinzip deutscher Gärten lässt sich knapp beschreiben: Du siehst, dass du nichts siehst. Die optische Definition von „meins“ in Abgrenzung von „deins“ zeigt sich nirgendwo deutlicher als dort, wo der gut gepflegte Besitz jederzeit Gefahr läuft, sich auch auf Nachbars Rasen breitzumachen.

„Viele Menschen knallen ihre Hecken dicht, damit keiner reinschauen kann, und merken kaum, dass sie auch nicht rausschauen können. Das macht blind“ – Danijela Saponjic

Fließende Übergänge

Die Prinzipien des Feng Shui entstanden durch die Beobachtung der Natur und dienen der Förderung von Gleichgewicht und Harmonie. Der Garten und die Terrasse verstehen sich nach fernöstlicher Theorie nicht erst seit Erfindung reich gepolsterter Liegewiesen als Verlängerung des Wohnraums. Was man draußen sieht, gibt einem auch drinnen Power. Der Grünzone fehlt es ja bekanntlich an Wänden, dennoch greift die Formel: Das Qi, die Lebensenergie, fließt im Kreis und verweilt nur dort, wo es schön ist. Expertin Danijela Saponjic empfiehlt, ihm einen Pfad vorzugeben und zunächst die energetisch notorisch unterversorgten Ecken zu stopfen.

Für die konkrete Gestaltung lohnt ein Blick ins sogenannte Bagua Feng Shui mit seiner Flächen-Einteilung in neun Lebensbereiche. In der Mitte entspringt das Tai-Chi, drumherum im Uhrzeigersinn Ruhm, Beziehung, Kreativität und Kinder, hilfreiche Freunde, Karriere, Wissen, Gesundheit, Wohlstand. Das Raster gilt für Wohnbereich und Garten gleichermaßen und richtet sich am meistgenutzten Eingang aus. Die Beziehung zum Beispiel steht und fällt also in der Ecke hinten rechts.

Es leuchtet ein, dass unverzichtbare Tools wie Hackklotz, Motorsäge oder Kompost besser woanders installiert werden. Am besten diese latent aggressive Trinität ganz außer Sichtweite schaffen. Man stelle sich stattdessen einen Schirmahorn oder dicht blühenden Rosenbusch vor, untersetzt von einer schönen Bank oder dem gut gelaunten Buddha. Dieser Beziehungs-Bereich verträgt auch keine Bäume mit geteiltem Stamm: eine Einheit, die sich auf lange Sicht wieder entzweit. Die Naturverbundenheit des Feng Shui erfordert aber, dass die Wahl der Gewächse mit einem Fachmann abgestimmt wird. Denn so liebesfördernd Rosen sind – ohne Licht verkümmern sie.

Kleine Oasen

Ein Garten wird vor allem durch Mischung zum harmonischen Gesamtkonzept. Starre Hecken entspannen struppige Sträucher, verschieden hohe Pflanzen lassen den Blick über sanfte Linien gleiten. Tipp von Expertin Danijela Saponjic: Anstatt die Wirbelsäule, also die Mittelachse, mit Wasserspielen zu schwächen, lassen sich diese gewinnbringend im Wohlstand anlegen – der Ecke hinten links.

Doch Vorsicht: Der Wasser- beziehungsweise Geldfluss sollte sinnigerweise zum Haus strömen. Willkürlich verteilende Rasensprenger oder Feuerkörbe empfehlen sich in diesem Bereich nur jenen, die es sich leisten wollen. Feuer erweist sich auch im Herzpunkt – der Gartenmitte – als Energiefresser. Hier freut sich das Qi über eine kleine Oase, einen Kräutergarten oder Findling. Denn was das Qi freut, das freut auch das Herz.

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