Eigentlich sollte sie viel mehr im Rampenlicht stehen, die Lichtplanung. Jörg Krewinkel vom Zürcher Unternehmen Lichtkompetenz weiß, warum Licht nicht gleich Leuchte ist, jeder Architekt einen Planer an seiner Seite haben sollte und wie selbst Tiefgaragen einen designstarken Charakter bekommen.

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Vor über 20 Jahren hat Jörg Krewinkel die Firma Lichtkompetenz in Zürich gegründet. Sein Credo: Licht mit Materialität zu verschmelzen und die Quelle der Helligkeit vorerst geheimzuhalten.

Herr Krewinkel, wann sollte dem Bauherren das Licht für die Lichtplanung aufgehen?

Viele nehmen an, dass, wenn ein Architekt oder Innenarchitekt beauftragt wurde, dieser auch die Lichtplanung übernimmt. Das ist ein Trugschluss, denn ein Architekt ist „nur“ ein Generalist. Er weiß über vieles Bescheid, aber er braucht auch Leute wie Bauphysiker, Akustiker, Statiker, Bauingenieure, Sanitär- und Elektroplaner und eben auch Lichtplaner. Durch das frühzeitige Involvieren von Lichtgestaltern wird das gesamte Handling viel leichter. Wenn erst einmal gewisse Dinge entschieden und gebaut worden sind, ist es häufig zu spät oder es wird teuer, wenn man Dinge für das Lichtkonzept wieder aufschlitzen oder umbauen muss.

„Je früher, desto besser, um es relativ einfach zu sagen.“

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Wir freuen uns, frühzeitig dabei zu sein, damit wir auch noch mitspielen können bei der Ideenfindung und beim kreativen Prozess. Wir sehen uns nicht nur als Informationsempfänger im Sinne von „einmal Hell, bitte“ sondern wir versuchen, auf Augenhöhe mit den Planungsbeteiligten einen Dialog zu führen.

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Wie handhaben Sie Bestandsbauten, deren Lichtkonzept geändert werden soll?

Machbar ist am Ende vieles. Je hochwertiger gebaut wurde, umso weniger muss grundsätzlich geändert werden. Bei DALI (Digital Addressable Lighting Interface)-Systemen ist jede einzelne Lichtquelle im Haus einzeln adressier- und im Nachhinein umprogrammierbar. Das heißt, wenn die Nutzung später im Raum eine andere ist, können Sie diese mit der Programmierung einfach neu definieren. Momentan sehen wir einen Trend in der die Revitalisierung hochwertiger Villen, die in die Jahre gekommen sind. Wenn die Eigentümer im Haus bleiben und es schöner machen möchten, wird mittlerweile nicht nur in Stoffe und Möbel, sondern auch in ein Lichtkonzept investiert, das auf den neuesten LED-Stand gebracht wird. Und zudem nachhaltiger ist.

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Design: Ina Rinderknecht. Bild: Patty Neu

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Design: Ina Rinderknecht. Bild: Patty Neu

Bedeutet neue Lichtplanung im Zuhause automatisch Smart Home?

Grundsätzlich möchte jeder Komfort. Aber die Frage betrifft vielmehr die Bedienung: Der Klassiker im Hotel ist, dass man erstmal eine Anleitung für das Licht braucht. Ich finde es kann nicht sein, dass man zum Sklaven der Steuerung wird. Natürlich gibt es Kunden, die sagen, es soll verrückt sein. In jedem Zimmer soll sich eine grafische Oberfläche befinden, die in der Tiefe bedienbar ist, also sowohl auf der Lichteben als auch in Bezug auf Temperatur, Heizung, Sound und Vorhänge. Aber wir erleben eher ein „back to the roots“, also Systeme mit einem Schalter, der zum Beispiel vier Szenen im Zimmer ermöglicht. 90 bis 95 Prozent aller Bedürfnisse kann man damit abdecken. Aber es geht auch viel komplexer. Ich glaube eher, dass für die meisten Menschen Komfort heißt, dass die Bedienung einfach ist. Und das ist auch unsere Empfehlung.

Welche Bedeutung hat das Produkt Leuchte für Sie als Lichtplaner?

Wir gestalten so individuell wie möglich und bringen uns minimalinvasiv und zurückhaltend ein. Wenn das Licht also aus ist, sieht man gar nicht mehr, wo es herkommt. Und erst am Abend wirkt das Licht als Medium und nicht als Leuchte. Unsere Qualität und Lichtführung zeichnet sich also entmaterialisiert aus. Deshalb auch der Wunsch der frühen Involvierung ins Projekt, damit wir nicht nur mit dem Rohbau, sondern auch mit dem Innenausbau, mit den Schreinerbetrieben und anderen Partnern ganz eng zusammenarbeiten können. Denn heutzutage lässt sich so viel integrieren. Vor allem in der Küche und in Schränken gibt es so schöne Details.

„Licht ist nicht Leuchte. Das Imaginärste ist eigentlich das Offensichtlichste.“

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Kreieren Sie eigene Leuchten?

Prinzipiell machen wir keine Einzelleuchten. Bei uns geht es darum, Lichtqualität mit Lichtmaterialität zu vereinen. Zum Beispiel Lamellenwände, in die das Licht integriert ist. Oder die Beleuchtung in einer Tiefgarage. Muss die Tiefgarage aussehen wie eine Tiefgarage? Nein, muss sie nicht. Wenn man mit vertikaler Beleuchtung und der Oberflächenstruktur spielt, kann sie optisch ganz anders daherkommen.

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Erst kürlich haben wir eine Homestory vom Innenarchitekten Thomas Mang veröffentlicht. Wie läuft Ihre Zusammenarbeit mit dem Interiordesign-Studio Mang Mauritz ab?

Wir haben schon viele Projekte zusammen umgesetzt und schätzen ihre Offenheit. So auch bei der Nymphenburg Residenz in München. Auch bei der Renovierung seiner eigenen Wohnung hat Thomas Mang mich schon früh eingebunden. Damit kein Bruch zwischen Innen und Außen entsteht oder man am Abend in ein dunkles Loch schaut, haben wir die Übergänge von Innen nach Außen mit einem sogenannten „Window Light“ sichtbar gemacht. Und die Öffnung im Wohnzimmer war so eigentlich auch nicht geplant.

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Zuhause bei Thomas Mang. Bild: Christoph Philadelphia

www.lichtkompetenz.com

Warum das Thema Beleuchtung im Zuhause so bedeutungsvoll ist und warum jeder laut Lichtplaner Frank Nowicki ein Recht auf gutes Licht hat, lesen Sie →hier.