Häkeldeckchen waren gestern! Mit modernen Wohnaccessoires verhilft das israelische Label Iota Project der Handarbeits-Technik zu einem neuen Look und Frauen ohne Ausbildung zu einem Job.

Wenn im Beduinenzelt das Handy mehrmals hintereinander leise klingt, liegen neben einem neuen Auftrag meist auch gleich noch Fotos, Links oder Tutorials im Posteingang. Seit zwei Jahren haben mehrere Beduinenfrauen im Süden Israels nun ein eigenes Einkommen. Sie häkeln designige Teppiche, Decken, Kissen oder auch breite Schnüre, die sich – noch einmal mit großen Nadeln gehäkelt – zur krausen Optik eines Sitzpoufs fügen.

Designideen mit sozialem Engagement verknüpfen

Die Idee dazu kam Shula Mozes, Gründerin von Iota Project, als sie an einer gehäkelten Skulptur arbeitete. „Eigentlich ist Häkeln einfach nur eine Anordnung von Knoten“, dachte sie bei sich. „Doch ist jeder Knoten Teil der Struktur.“ Dieser Gedanke gefiel Shula so gut, dass sie begann, ihn weiter zu spinnen: Ein Netzwerk für Frauen ohne Ausbildung, aber mit einem geschickten Händchen, die sich selbst ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Creative Director Tal Zur mit Iota Project-Gründerin Shula Mozes

Viele kleinen Teile ergeben ein Ganzes

Shula erzählte ihrer Freundin Designerin Tal Zur von ihrem Plan, der sie sofort zu Experimenten mit Farben und Formen inspirierte. „Häkeln ist eine der wenigen Handarbeits-Techniken, die fast überall auf der Welt verbreitet sind, “ erklärt Tal. „Es ist eine alles verbindende Sprache.“ Und weil schon so etwas Kleines wie ein Knoten viel bewirken kann, war der Name Iota Project schnell gefunden: Er leitet sich vom kleinsten Schriftzeichen des griechischen Alphabets ab, dem Jota.

 
 
 
 

Iota Project ist Frauen-Power hoch fünf

Das inzwischen fünfköpfige Team in Tel Aviv entwickelt neben den Designs auch die verwendeten Garne aus unterschiedlichen Materialien selbst. „Bis vor wenigen Jahren gab es noch viel Textilindustrie in Israel,“ erinnert sich Textildesignerin Lion Ben Arosh, Farbexpertin bei Iota Project. „Leider sind inzwischen nur noch wenige übrig. Wir arbeiten mit einem Familienunternehmen, das offen ist für unsere Ideen und auch gerne etwas ausprobiert.“

So einzigartig wie jeder von uns

„Wir arbeiten mit Menschen, die keine Aussicht auf eine Anstellung haben und bilden sie aus,“ erklärt Shula das Konzept. „Wir bringen den Frauen, entweder in unserem Studio in Tel Aviv oder bei ihnen daheim, unterschiedliche Häkeltechniken bei. Wir geben ihnen Aufträge, betreuen sie während ihrer Arbeit und bezahlen sie fair.“

Der Clou: Jedes fertige Stück begleitet ein Zertifikat mit dem Namen seiner Herstellerin. So wird nicht nur die Herkunft des Produkts transparent, sondern trägt auch das Prädikat seiner fleißigen Urheberin.

Weltweites Häkelnetz

Das Projekt über die Grenzen Israels hinaus bekannt zu machen, ist die Vision, dem das weibliche Power-Team von Iota Project mit seiner Teilnahme an der diesjährigen Mailänder Möbelmesse einen guten Schritt näher gekommen ist. Als nächstes wollen die kreativen Damen auch in anderen Ländern Häkelgemeinschaften aufbauen. Wir wünschen beschwingt: Möge das Garn niemals ausgehen.

www.iotaproject.com