Für ihr Label LPJ Studios sammelt Designerin Hedwig Bouley wertvolle Textilreste und fertigt daraus einzigartige Wohnaccessoires. Ein Gespräch über ökologische Verantwortung, unverwechselbare Handarbeit – und die Vielfalt von Monstern.

Mustergültiges Upcycling: Das Pattern Pillow versammelt feine Seidenreste zum exklusiven und nachhaltigen Patchwork

Von Seide über Kaschmir und Leinen bis hin zu Mustern von Garn-Messen: Was von der Textilindustrie Saison für Saison entsorgt wird, ist für Hedwig Bouley der Stoff für neue Kreationen. Nachdem sie über 30 Jahre lang als Designerin für große deutsche Modemarken gearbeitet hatte, beschloss sie 2014, eine nachhaltigere Richtung einzuschlagen. Seither entwirft und fertigt sie im bayerischen Chiemgau unter dem Namen LPJ Studios – das Kürzel steht für die Vornamen ihrer Kinder Lisa, Paul und Joseph – unverwechselbare Designerstücke und Wohnaccessoire-Konzepte.

Mit viel Kreativität und Know-How werden hier „Reste“ in alter Handwerkskunst zu großformatigen Teppichen verwoben. Außergewöhnliche Plaids und Kissen verbinden recyceltes Kaschmir mit Handstrickgarnen, Wollreste verschmelzen in Handarbeit mit einer Filztechnik. Upcycling wird hier nicht nur als Wiederverwendung verstanden, sondern als Wert- und Neuschöpfung von unverkennbaren Unikaten. Daher ziert jedes LPJ-Unikat auch ein Ring, als Symbol für den Kreislauf der Dinge und deren endlose Wiederverwendung.

Hedwig Bouley

Frau Bouley, wie kam die Idee, aus Textilresten Neues zu fertigen?

In der Textilindustrie entstehen bei Produktionen Unmengen von Abfall, den man vermeiden kann. Als Teil dieser Branche beschäftigt mich das Thema seit vielen Jahren. Und als Designerin habe ich die Möglichkeit, daran etwas zu ändern.

Woher kommen die Überreste?

Aus meinem Netzwerk in der Textilindustrie. Dazu gehören Manufakturen, Textilhersteller, Webereien und Strickereien.

Wie lässt sich Ihre Design-Philosophie beschreiben?

LPJ steht für Upcycling mit höchstem Anspruch an Ästhetik, Design und Qualität. Denn es ist machbar, mit hochwertigen Designs auch ökologische Verantwortung zu tragen und Ressourcen wertzuschätzen. Daneben ist es mir wichtig, eng mit regionalen Partnern zusammenzuarbeiten.

Streifenlook: das Garden-Plaid

Warum konzentrieren Sie sich vor allem auf den Interior-Bereich und nicht auf die Mode-Branche?

Die Interior Branche ist viel langlebiger und hängt nicht ganz so von Trends ab, legt aber auch einen hohen Wert auf Qualität.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Ich lese viel und nutze unterschiedliche Medien, besuche Messen und Ausstellungen, mache Reisen und habe bei allem immer ein waches Auge.

Jedes LPJ-Stück ist ein Unikat, die Kollektionen sind limitiert. In welchen Stückzahlen fertigen Sie?

Das variiert: Von 1 bis zu 20 Stück. Es kommt immer darauf an, wie viel Material wir zur Verfügung haben.

Entsteht alles ausschließlich im Chiemgau?

Vorwiegend im Chiemgau, aber ebenso im Allgäu und in Italien, da hier für manche Fertigungsweisen die Spezialisten sitzen. Auch Qualität ist ein wichtiger Teil von Nachhaltigkeit: Je besser sie ist, desto länger bleiben die Dinge erhalten.

Besonders bekannt ist die „Monster“-Kollektion, die nochmals erweitert wurde. Wie entstand die Idee dazu?

Wir haben die drei Formen (Anmerkung der Redaktion: Lisa, Paul und Joseph) zusammen mit drei jungen Schreinern aus der Region und Studenten der HTW Berlin entwickelt. Zuerst waren es nur kleine Holzmonster, aber inzwischen haben wir auch Hundekissen, Kerzen, Frühstücksbretter, Yogamonster, Yogaplaid und Monster-Dinkelkissen entworfen.

Letzte Frage: Welches ist Ihr Lieblingsstück aus Ihrer Kollektion?

Das Cloudplaid aus einem eigens entwickelten recyceltem Cashmere Garn in einer dicken, voluminösen Ausspinnung.

Monstermäßig kuschelig

www.lpj-studios.com

Text: Stefanie Wolf