Für eine junge Familie aus London brachte das Interiordesign Studio Turner Pocock eine denkmalgeschützte Stadtvilla wieder auf Vordermann. Ihr Werkzeug? Licht und ein gekonnter Farbmix, der sich auch mal an Sofakissen orientiert.
Blau ist eine komplizierte Farbe. Je nach Ton kann sie beruhigend oder gewagt sein, kann eine gelassene oder düstere Atmosphäre hervorrufen. Eine junge, fünfköpfige Familie aus London wünschte sich den Farbton jedoch explizit als Basis für ihr neues Zuhause, als sie Bunny Turner und Emma Pocock für die Renovierung ihres Denkmalgeschützen Hauses beauftragten.
Wie man Offenheit und Funktionalität verbindet
„Insgesamt sollte das Haus vor allem hell und offen sein.“, erzählt Bunny Turner, die im Jahr 2007 mit Emma Pocock das gemeinsame Interiordesign Büro gründete. Ein rundum offenes Wohnkonzept zu entwerfen, das gleichzeitig funktional und praktisch ist, gestaltete sich bei der Stadtvilla allerdings als Herausforderung. „Das Erdgeschoss wirkte riesig im Vergleich zum ersten Stock, welches allerdings nur drei Schlafzimmer hatte.“, erinnert sich Turner. „Das bedeutete für uns, dass die zwei Söhne sich ein Zimmer teilen sollten und wir ein Gästeschlafzimmer ins Untergeschoss verlegen mussten.“
Gesagt, getan, denn Turner Pocock sind bekannt für ihre maßgeschneiderten Lösungen, die von cleveren Möbelanfertigungen bis hin zu ausgeklügelten Farbkonzepten reichen. In einem der Kinderzimmer findet sich nun ein beträchtliches, maßgefertigtes Stockbett, das sich, gestrichen in einem dunklem Mitternachtsblau, von der gemusterten Leinen-Tapete an der Wand abhebt. Der Ton fand zudem Anwendung im hauseigenen Kino, den Turner Pocock komplett in einem kräftigen, dunklen Blau streichen ließen.
Etwas, wovon viele im ersten Moment zurückschrecken würden. „Sobald ein Farbton immer wieder aufgegriffen wird, fängt er an, natürlich zu erscheinen.“, erklärt Turner. „Jedoch ist das Licht im Raum am Ende immer ausschlaggebend für die Wirkung einer Farbe.“ Für die Kino-Atmosphäre war der Griff zu einem dunkleren Ton eindeutig der Richtige. Ebenso im Gäste-WC, das mit den saphirblauen Wandfliesen und goldenen Akzenten wunderbar elegant wirkt.
Ein Sofakissen als Farbvorlage
Im Wohnbereich hingegen sollten Offenheit und Licht wieder das Interior bestimmen. Ein heller Dielenboden und perlweiße Wände bilden die Grundlage der Einrichtung, Ausgangspunkt für die Farbpalette war jedoch ein wild-gemustertes, kleines Sofakissen. „In Bezug auf Farben geht es schlussendlich immer darum, die Balance zu finden.“, sagt Turner. „Bei St. John’s Wood schaffen ruhige, neutrale Farben eine entspannte Atmosphäre, die dann mit bunten Farbakzenten aufgelockert wird.“ Ein blau-gestreifter Teppich bildet einen Blickfang auf dem Fußboden, das gleiche Blau wurde in Kissenbezügen und der ledernen Sitzbank vor dem Kamin wieder aufgegriffen.
Der richtige Umgang mit Kunst
Darüber hinaus ist es auch die Kunst, die ein Merkmal der Projekte von Turner Pocock ist und auch in der Londoner Stadtvilla einen besonderen Stellenwert einnehmen. „Zwar wählen wir die einzelnen Kunstwerke oftmals nicht selbst aus, jedoch legen wir im Vornherein ihren Platz fest.“, sagt Turner. Für St. John’s Wood arbeitete das Team eng mit Rebeca Gordon zusammen, die die vorhandene Kunstsammlung der Familie mit Werken von Charlotte Keates oder Sarah Graham kombinierte.
„Wir sind der Überzeugung, dass Kunst nicht auf das Interior abgestimmt sein soll.“, sagt Turner. „Ganz im Gegenteil, sie soll ihren eigenen Spirit entfalten können.“
Und diesen eigenen Spirit hat auch die Stadtvilla, die Turner Pocock mit Achtsamkeit gestaltete. Bodenständig und familienfreundlich, und doch mit einem gewissen Twist. Ein kleines blaues Wunder inmitten von London.
Fotos: Paul Massey
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