Dieser Stoff polarisiert: Was für die einen einfach nur knittrig aussieht, macht für andere gerade erst den wahren Charme des Materials Leinen aus. Wir erklären, warum die traditionelle Naturfaser heute wieder so beliebt ist und wo sie am besten zum Einsatz kommt.
Ein Stoff so alt wie die Menschheit
Leinen wird aus der Lein- beziehungsweise Flachspflanze gewonnen, ist gut teilbar und fein verspinnbar. Sie zählt zu den ältesten Kulturpflanzen, wie Funde aus der Jungsteinzeit belegen. Weißes Leinen galt in Ägypten als Symbol der Reinheit. Daher kleideten sich Priester darin ein und auch Mumien wurden damit umhüllt. Im 12. und 13. Jahrhundert war Deutschland führend im Flachsanbau. Bis die preiswertere Baumwolle im 19. Jahrhundert dem Leinen den Rang ablief.
Die Leinwandbindung
Verarbeitet wird das Leinengarn meist in Leinwand-Bindung, die daher auch die älteste und simpelste Grundbindung in der Textilherstellung ist. Kette und Schuss werden dabei schachbrettartig verkreuzt, also immer eins auf, eins ab.
Die guten Eigenschaften von Leinen
Leinen besitzt jede Menge gute Eigenschaften. Es kühlt bei Hitze, ist reißfest, kaum elektrostatisch, außerdem schmutzabweisend und bakterienhemmend, sehr saugfähig, kochfest und flust nicht. Im Griff ist es kühl und trocken.
Was genau ist Halbleinen?
Im Gegensatz zum reinen Leinen hat Halbleinen einen Leinenanteil von mindestens 40 Prozent. Die Bezeichnung ist ein geschützter Begriff für Gewebe mit einer Baumwollkette und einem Schuss aus reinem Leinen.
Einrichtungs-Trend: Zurück zur Natur
Heute wird die vielseitige Naturfaser meist zu Tisch- und Bettwäsche verarbeitet, zu Dekostoffen, Inbetweens aber auch Möbelbezugsstoffen. Seine Produktion ist deutlich nachhaltiger als die der Baumwolle, da weniger Dünger und Pestizide eingesetzt werden müssen und Leinen auch ohne moderne Technik hergestellt werden kann.
Leinenstoffe stillen unsere Sehnsucht nach Natürlichkeit. Die Faser ist schwer zu färben, weshalb sie bis heute meist ungefärbt oder in sanften, gedämpften Nuancen verwendet. In der Einrichtung eignen sich feine wie grobe Strukturen in natürlichen Tönen sowohl für den Skandi-Look, sowie modern minimalistische Ambiente. Auch beim in der japanischen Wabi-Sabi-Philosophie, die gerne auch für das Interiordesign herangezogen wird und die Schönheit des Unperfekten feiert, sind Leinenstoffe nicht wegzudenken.
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