Kann sich ein Traditionshaus wie Bettenrid durch einen Umbau neu erfinden? Und muss es das überhaupt? Unsere Autorin Sabrina Hasenbein hat sich im kürzlich wiedereröffneten Geschäft in der Theatinerstraße umgeschaut. Und so viel sei verraten: Sie ist des Anblicks nicht müde geworden.
Betten und alle damit verwandten Themen sind in der DECO HOME-Redaktion ein beliebter Gesprächsstoff. Ich persönlich habe zuletzt von den großen Diskussionen um die kleinen Rituale zur perfekten Schlafzimmergestaltung profitiert, als mir meine Kolleginnen einen kuscheligen Kaschmirbettschal von Pierre Frey geschenkt haben. Man könnte mir durchaus Pingeligkeit beim Bettenmachen vorwerfen, in dem Fall referiere ich dann gerne auf die Make Your Bed-Rede von Admiral William H. McRaven. Er untermauert darin meine ästhetischen Beweggründe mit tiefenpsychologischen. Der Redaktions-Auftrag, mich im wiedereröffneten Bettenrid Store in der Münchner Theatinerstraße umzuschauen und vom Erlebten zu berichten, kam also nicht von ungefähr.
Der erste Eindruck zählt
Ich gebe zu, die tollen Blumensträuße im Eingangsbereich lenken mich kurz von meiner Mission ab, Angebot und Design kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die Damen der Bettwäscheabteilung im Erdgeschoss erinnern mich dann aber schnell und freundlich daran, dass es vermutlich einen Wunsch oder Anlass für meinen Besuch gibt. Und der hat nichts mit Blumen zu tun. Ich finde, wahre Verkaufskunst besteht darin, das richtige Maß an Freundlichkeit zu zeigen, ohne aufgesetzt oder aufdringlich zu wirken – die ideale Portion Hilfsbereitschaft. Egal, ob das Geschäft leer oder voll ist. Alle Verkäufer und Verkäuferinnen im Haus beherrschen diese Kunst und gewähren höflichen Abstand und ausreichend Zeit, damit ich mich umschauen kann.
Das Interior verbindet die gute Form mit Funktion, von modernem Minimalismus hätte hier niemand etwas. Der Grundton des Farbkonzepts hält sich in Grauschattierungen zurück. Im Treppenhaus kommt allerdings tiefes Blau zum Einsatz. Mal ganz abgesehen von der Referenz auf nächtliche Zustände, werden der Farbe häufig Eigenschaften wie Vertrauen und Wohlbefinden zugeschrieben. Letztere überträgt sich in der Tat auf meinen Gemütszustand, als ich beim Wechsel vom Untergeschoss in den zweiten Stock auf die dunkelblauen Kassettenwände schaue. Eine schöne Idee ist der persönliche Touch: In großen Bilderrahmen werden Fotos von Mitarbeiter:innen in ihrem Arbeitsumfeld gezeigt und diese auch namentlich genannt.
Etagenwechsel mit Kaffeepause
Vom Erdgeschoss, in dem Bettwäsche fein säuberlich in Regalen sortiert ist und die Kissenbar mit Farb- und Materialmustern aufwartet, geht es die Treppe hinunter zu den Betten und Matratzen. Jeder Marke und Schlafgelegenheit wird ausreichend Raum geboten – genauso wie mir, als ich mich nach Matratzen erkundige. Der Verkäufer nimmt sich Zeit und erklärt mir meine Optionen. Er bleibt in jedem Stadium meiner Unschlüssigkeit freundlich und ich habe das Gefühl, dass ich mir Zeit nehmen und gerne wiederkommen darf.
Wer auf der Suche nach verschiedenen Haushaltstextilien und Accessoires ist – darunter momentan auch Objekte vorweihnachtlicher Natur – nimmt die Treppen nach oben. Im ersten Obergeschoss gibt es eine große Auswahl an Nacht-, Tisch- und Küchenwäsche sowie Frottierware. Und: doppelt gute Aussichten. Zum einen auf Kaffeespezialitäten in Rosa’s Lounge mit kleinen Sitzgelegenheiten und zum anderen auf eine der schönsten Trambahnkurven Münchens zwischen Theatinerstraße und Perusastraße.
In der zweiten Etage wird es haptisch. Bevor Bettdecken und Kissen gekauft werden, kann man unterschiedliche Daunen- und Federqualitäten erfühlen. Dazu steckt man seine Hand in einen mit Füllmaterial bestückten Kasten. Wer schon mal fündig geworden ist, das Innenleben von Kissen und Decke aber reinigen lassen möchte, ist hier ebenfalls richtig. Click & Collect, ein Nähatelier und eine Kinderwelt sind zudem im zweiten Obergeschoss beheimatet.
Lokal kaufen, Tradition bewahren
Für alle, die nicht in München und Umgebung wohnen, bietet sich natürlich das Shoppen im Bettenrid Onlineshop an. Jeder, der die Gelegenheit hat, persönlich bei Bettenrid und nebenan im Hästens Store vorbeizuschauen, sollte das tun. Es gibt viele Gründe, den lokalen Fachhandel zu unterstützen, entscheidend ist doch aber die Beratung vor Ort. Das persönliche Gespräch ist nicht ersetzbar. Wenn ich mich für eine Matratze entscheide, wird sie wie beim Onlineshopping geliefert und die alte entsorgt. Gleich mitnehmen kann man dagegen neben Textilien auch jede Menge (Deko-)Produkte und Homeware von Marken wie Lexington oder Hästens.
Hier habe ich als stolze Bettenpedantin meine persönlichen Favoriten zusammengestellt* – diese Liste geht postwendend auch an den Weihnachtsmann …
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