Um der Hektik von Mexiko-Stadt entfliehen zu können, hat eine junge Familie ein Wochenenddomizil in der Seenlandschaft von Valle del Bravo bauen lassen. Architekt Francisco Pardo kam dabei dem Wunsch der Eigentümer nach, die natürliche Umgebung so wenig wie möglich anzutasten – und hat das Haus kurzerhand nicht auf, sondern in ein Avocadofeld gebaut.
Betritt man das drei Hektar große Grundstück, das sich zwei Stunden von Mexiko-Stadt entfernt befindet, sieht man nichts außer grüne Wiesen und Bäume. Ein Haus? Fehlanzeige! Erst von der Gartenseite her kann man schemenhaft ein Gebäude erahnen. Je näher man kommt, desto deutlicher werden schließlich die Wände aus Sichtbeton und Holz. „Das Hauptziel beim Bau dieses Hauses war es, einen privilegierten Blick auf den Wald zu gewährleisten, gleichzeitig wollte der Bauherr das Avocadofeld intakt lassen, was uns dazu inspirierte, das Haus buchstäblich zu begraben“, erklärt Architekt Francisco Pardo die Gründe für die Unsichtbarkeit des Gebäudes. Diese Lösung, das Haus zu „versenken“, bietet zudem optimale interne thermische Bedingungen in einem Gebiet, das von starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht betroffen ist. Denn die Erde über dem Dach hält das Haus konstant auf angenehmen Temperaturen.
Francisco Pardo setzt auf die Symbiose von Architektur und Natur
Generell dreht sich das gesamte Konzept des „Casa Aguacates“ um die Absicht, die natürlichen Elemente zu erhalten und die Umgebung so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Als begeisterte Drachenflieger hatte das Eigentümerpaar zudem ein besonderes Interesse an der „fünften Fassade“, also den Blick in den Himmel. Dieser wurde – wie alles an diesem Projekt – besonders sorgfältig gestaltet, damit sich das Haus auf natürliche Weise in die Landschaft einfügt. Mehrere Dachfenster lassen Licht und Sonne in die Räume, der Rest des Daches ist begrünt und aufgrund des gleichen Höhenniveaus nur bei nahem Hinsehen von der umliegenden Wiese zu unterscheiden.
Im Inneren des 246 Quadratmeter großen Hauses aus Sichtbeton sorgen ein offener Grundriss und wenige Wände für Helligkeit. Highlight ist der große Wohnraum mit Küche, Ess- und Wohnzimmer, der einen direkten Zugang zur Terrasse mit Whirlpool und Blick auf den Wald bietet. Daneben befinden sich ein Hauptschlafzimmer, ein Kinderzimmer, zwei Gästezimmer, Bäder und ein Studio. Der hintere Bereich des Hauses wurde zu einem Innenhof umgestaltet – dadurch wird das Haus von allen Seiten lichtdurchflutet.
Eine schlichte Farb- und Texturpalette sorgt für einen harmonischen Gesamteindruck. Der nackten Betonwände wurden mit Chukum, einem natürlichen Stuck aus der aus der Region Yucatan, bearbeitet, Trennwänden aus Kiefernholz vervollständigen das Ambiente.
Fotos: Sandra Pereznieto / Diego Padilla
Text: Stefanie Wolf