Mit einem fröhlichen Interiorprojekt in Naples, Florida, zeigt Einrichterin Summer Thornton, dass Eleganz und Humor sich nicht ausschließen. Ein Homestory-Interview über ein durch und durch überraschendes Ferienhaus.
Wie würden Sie das Konzept in Naples beschreiben?
Das Design wurde aus der Frage gesponnen, was ein Ferienhaus in Florida eigentlich ist. Also Elemente, die einem sofort in den Sinn kommen: Zitrustöne, Palmenmotive, Muscheln, im Prinzip alles Tropische. Ich glaube, es gibt hier schon auch einen Trend, dass es nicht zu kitschig oder plüschig sein soll. Wir wollten dieses Zuhause aber ganz klar in Florida verorten. Wenn man zur Tür hereinkommt, wird man zum Beispiel direkt von Fischen umzingelt.
Gab es besondere Herausforderungen?
Ich bin recht sicher, dass die Tapete im Eingangsbereich die größte Herausforderung für die Kunden war. Sie waren definitiv nervös, was die Fische angeht. Aber jetzt lieben sie es. Und natürlich bemerkt und kommentiert es auch jeder, der hereinkommt. Die meisten ihrer Angehörigen und Freunde kommen aus kühleren Regionen, aus dem Norden oder aus Chicago. Aber sobald sie hier die Tür öffnen, denken sie sofort: „Ich bin im Urlaub!“ Sie werden in diesen Traum eingelullt. Dafür habe ich gekämpft und finde das Endergebnis wirklich zauberhaft.
Wie setzen Sie Tapeten generell ein?
Eine Besonderheit an diesem Haus ist, dass es sehr groß ist, mit vielen offenen Flächen. Daher haben wir im gesamten Wohnbereich gewebte Textiltapeten an die Wände gebracht. Für mich sind Tapeten das beste Mittel, um architektonisch eher unspektakulären Räumen mehr Textur und Charakter zu verleihen. Sie lenken von der Tatsache ab, dass sonst nicht viel Umwerfendes los ist. Hier haben wir wirklich sehr viel tapeziert. Ich glaube, nur im Bad sind keine.
Tatsächlich ist es der kitschige Touch, der auch uns besonders gefällt.
Auch bei regulären Häusern und Wohnungen versuche ich, die Umgebung in die Gestaltung mit einzubeziehen. Es ist wichtig, solche Referenzen zu haben. Denn für mich fühlt es sich manchmal so an, als würde alles verschmelzen: dass ein Ort in Russland genauso aussieht wie ein Ort in Chicago oder in Mexiko. Das finde ich wahnsinnig langweilig.
Wie würden Sie den Stil in Worte fassen?
Frisch, tropisch, mit einem zarten Touch von britischem Kolonialstil. Der Ehemann mag es etwas schwerer, dunkle Hölzer, Antiquitäten. Sie mag es leicht und luftig. Also ging es darum, diese Vorlieben zusammenzubringen.
Klingt recht gegensätzlich.
Ist es auch. Aber ich schätze es nicht besonders, wenn alles neu ist, licht und offen. Ich mag diese Injektionen von Geschichte, besondere Stücke, dunkles Holz. Das hier war ein Neubau. Gerade dort versuche ich, ein Gefühl von Beständigkeit und Langlebigkeit durch das Design einzubringen.
Was sind das für Menschen, die hier leben?
Sie sind designbegeistert, sehr lustig, haben immer Gäste da. Definitiv vom Schlag „Das Leben ist eine Party“. Wir haben mehrere Projekte für sie umgesetzt und machen schon Scherze: Immer wenn man zu Meetings vor Ort kommt, sind dort alle möglichen Leute, die man noch nie gesehen hat. Bei dem Haus in Naples wird jetzt sogar ein zweites nebenan gebaut, weil die Bewohner mehr Platz brauchen.
Gibt es für Sie No-Gos?
Da muss ich kurz überlegen. Das hat vielleicht am ehesten mit meiner Überzeugung zu tun, so viele natürliche Materialien wie möglich zu verwenden. Die auch altern dürfen. Hier in den USA missfällt das vielen, alles soll immer möglichst perfekt bleiben. Ich glaube aber daran, dass Kratzer auf Leder zum Charakter beitragen, leicht beanspruchtes Leinen einem Raum Lässigkeit verleiht. Diese Details eben. Sie vermitteln das Gefühl, dass ein Haus wirklich bewohnt wird, was mir sehr wichtig ist. Die Besitzer der Naples-Villa bewohnen ihr Zuhause sehr intensiv, würde ich sagen.
Gibt es Trends, die Sie gerade besonders faszinieren?
Im Moment liebe ich handbemalte Wände. Ich gestalte gerade mein Office um und überlege, dafür einen Künstler zu engagieren, mit dem ich schon länger zusammenarbeite. Außerdem war ich schon immer ein großer Fan von floralen Mustern. Aber es hat sich oft als schwierig erwiesen, auch Kunden dafür zu begeistern. Es gab eine lange Durststrecke, als kaum jemand Blumen an der Wand, auf Sofas, Kissen oder sonstwo haben wollte. Gerade ändert sich das wieder. Daher versuche ich natürlich, direkt so viel wie möglich davon einzubringen.
Fotos: Thomas Loof