Kunstvoll und dekorativ zugleich entziehen sich die Entwürfe Piero Fornasettis bewusst einer klaren Zuordnung. Sein Sohn Barnaba führt die berühmte Designschmiede heute mit dem selben Sinn für Humor doch mit einem Schuss Farbe weiter.
Freiheit der Fantasie als Lebensmotto
Streng blickende Sonnen, das in unendlichen Variationen deklinierte Gesicht der Opernsängerin Lina Cavalieri, Luftschiffe nach alten Skizzen, Blüten in Altmeistermanier oder architektonische Elemente – dies sind die vielen Design-Liebhabern bekannten Motive der Wandteller, Kissen, Zuckerdosen und Möbel aus der Fornasetti-Werkstatt.
Kreativität findet viele Wege sich auszudrücken
Mit ihren antik inspirierten Motiven scheinen sie die Grenzen zwischen Kunst und Gebrauchsgegenstand aufzuheben, die formale Strenge stets mit einer Prise Humor zu würzen. „Lass dich nie in deiner Inspiration einschränken oder von Trends beeinflussen“, lehrte Piero Fornasetti den Sohn.
Der ikonische „Trumeau“-Schrank entstand Anfang der 50er Jahre aus der Zusammenarbeit zwischen Gio Ponti und Piero Fornasetti. Mit digitalen Kniffen erwachen die wunderbaren Welten Fornasettis hier zum Leben.
Jeder Gegenstand ein Kunstwerk
Seinem Vater sei es gelungen Gegenstände des täglichen Gebrauchs zu Kunstwerken zu stilisieren indem er sie mit kulturellen Werten verband. Dass ihr Anblick unser ästhetisches Empfinden befriedigt sieht Barnaba als Geheimnis ihrer Zeitlosigkeit und ihres Erfolgs. Originale sind heute begehrte Sammlerstücke, Reeditionen und neue Entwürfe die It-Pieces von Designliebhabern.
Piero Fornasetti hatte seine Karriere als Maler und Bildhauer begonnen. Eigensinnig und unkonventionell war er nach zwei Jahren von der Kunsthochschule geflogen und hatte fortan als Autodidakt gearbeitet. Sein Gestaltungstrieb bemächtigte sich jedes Materials – von Porzellan über Schirmständer bis hin zu Foulards.
Unschlagbares Doppel
1933 nahm er mit bemalten Seidenschals an der ersten Designschau der Mailänder Triennale teil und wurde von Designer Gio Ponti entdeckt. Die 50er und 60er Jahre waren seine aktivsten Jahre. Gemeinsam statteten die kreativen Querköpfe das Kreuzfahrtschiff Andrea Doria aus. Auch gestaltete Fornasetti zahlreiche Titel für Pontis Architekturzeitschrift Domus.
In einer künstlerischen Krise holte Piero Fornasetti 1980 seinen Sohn nach Mailand. Barnaba hatte an der Kunstakademie studiert, dann jedoch bei Designer Ken Scott und im Verlagshaus Mondadori gearbeitet bevor er 1974 in die Toskana gezogen war um alte Farmhäuser zu renovieren.
Die Zukunft ist farbenfroh
Heute hütet Barnaba das väterliche Erbe. Den Kontext allerdings hat Barnaba, dem sein fröhliches Gemüts schon an der farbenfrohen Kleidung anzusehen ist, umgestaltet: Die Wände seines Elternhauses im Stadtviertel Città Studi strahlen in kräftigen Farben und im einst penibel gepflegten Hinterhofgarten blühen Bäume und Sträucher um die Wette.
„Die Hand ist das äußere Gehirn des Menschen,“ beruft er sich auf eine dem Philosophen Immanuel Kant zugeschriebene Aussage. Und ist überzeugt, dass Wissen stets durch körperliche Praktiken entsteht, technische Intelligenz hingegen mittels Imagination.
Mehr Infos: www.fornasetti.com
Text: Friederike Mechler