Der Übervater des Lounge- Chairs oder warum ein Funktionssessel besser ist als keiner. Eine Ermutigung, sich öfter mal zu entspannen.

Schon die Bezeichnungen zeugen vom Dilemma des Segments: Relax-Chair, Funktions-, Ruhe-, Komfort-, Schlaf- oder Gesundheitssessel. Inhaltlich alles richtig – sogar in Summe. Es bleibt die alles entscheidende Frage: Will man einen Funktionssessel in seinem Wohnzimmer haben oder nicht? So richtig sexy klingt das ja nicht. Nächste Frage: Muss es das? Dann wird’s nämlich schnell anstrengend für ein Produkt, das alles nur das nicht sein will.

Auf dem Lounge-Bed zu chillen (ohne Anglizismen kein Stylefaktor!), klingt nicht annähernd so erholsam, wie ein Nickerchen im Fernsehsessel zu machen. Bedarf an Nickerchen scheint es jedenfalls reichlich zu geben. Sonst würde das Sesselangebot nicht stetig wachsen. Und proportional zur Quantität verbessert sich die optische Qualität signifikant. Vermutlich gibt es da einen Zusammenhang. Vorbei die Zeit von Opas braunem Lederklops mit Kippfunktion. Tatsächlich aber ist einem Exemplar der Sprung durch die Jahrzehnte gelungen. Er darf sich frei von jeder Bescheidenheit als Übervater dieser Stuhlsparte feiern lassen: der „Eames Lounge Chair“.

Eames Lounge Chair Relaxsessel decohome.de

Der Klassiker von Vitra

Entworfen 1956 von Charles und Ray Eames mit dem Anspruch, einen eleganten Sessel mit ultimativem Komfort zu schaffen. Heute ist er einer der Designklassiker schlechthin mit einer Statussymbolfunktion, die kein Produktentwickler besser hätte aushecken können. Manch einem ist er zu präsent – die Bilanz des Erfolgs! An dem sich alle Newcomer irgendwie messen lassen müssen. Das ist nicht immer fair, denn wenn es um die technische Ausstattung geht, dürfen moderne Funktionssessel ihre Lehne ruhig mal selbstbewusst nach oben recken. Oft schlummern da perfekt austarierte Kräfte in einem sehr filigranen Gewand.

Funktionssessel Daron Bielefelder Werkstaetten decohome.de

Daron von den Bielefelder Werkstätten

Fazit: Ein Funktionssessel ist keinem Funktionssessel in jedem Fall vorzuziehen! Das war vermutlich 1956 nicht anders. Vielleicht werden die Privilegien eines kleinen Nickerchens heute etwas mehr geschätzt als damals. Auf einen attraktiven Namen, der dem Zweck gerecht wird, kann ohne Probleme verzichtet werden. Wer auf Klassiker steht – unbedingt! Aber auch Fußstützen, die sich beim bequemen Zurücklehnen wie von Zauberhand entfalten, sind richtig toll. Wir können uns also einfach mal entspannen.

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