Auf einem historischen Hof treffen nach der Sanierung jahrhundertealte Architektur und traditionelle Materialien auf modernes Design. Einblicke in ein Anwesen, das Vergangenheit und Zukunft auf außergewöhnliche Weise vereint. 

Blickt man aus dem Fenster, sieht man Olivenbäume, Berge, karge Wiesen – und sonst nichts. Genau hier, in Buffelsdrift, gelegen in der Region Klein Karoo am Westkap von Südafrika, hat der Architekt Greg Truen ein altes Gebäude-Ensemble gekauft und saniert. Und das ganz behutsam, um den Charme und die Authentizität der Farm zu erhalten, die im 19. Jahrhundert von niederländischen Siedlern erbaut worden war. Ganze vier Jahre haben Greg Truen, Direktor des Architekturbüros Saota, und seine Partner, unter anderem der südafrikanische Architekt Jako Booyens, in das Projekt investiert.

Die Farm in Buffelsdrift umfasst mehrere Gebäude, neben dem Haupthaus gibt es verschiedene Scheunen sowie eine alte Weinhandlung. Greg Truen entschied sich dafür, das komplette Ensemble zu sanieren und dabei – soweit möglich – auf die gleichen Materialien und Techniken zu setzen, die bereits vor über 200 Jahren beim Bau der denkmalgeschützten Gebäude verwendet worden waren.

Typisch Südafrika: Terrazzo trifft Pappelholz

Zunächst ging es bei der Sanierung der Farm in Südafrika den  Wänden an den Kragen: Sowohl außen als auch innen wurde der nachträglich aufgetragene Zementputz entfernt und alle Wände wurden mit traditionellem Kalkputz versehen, um die für die Gegend typisch wellige Oberfläche wieder zu erlangen.

Im Haupthaus, das einer Inschrift zufolge aus dem Jahr 1852 stammt, fanden die Architekten Hinweise auf Renovierungsarbeiten in den 1970er-Jahren. Diese wurden entfernt, um den ursprünglichen Charakter zu wahren. Im Wohnraum konnten sowohl die ursprünglichen Balken als auch die Decke restauriert werden, die verrotteten Holzböden wurden durch Pappelblanken ersetzt, die den Originalen sehr ähnelten.

Die Badezimmer und die Küche mussten hingegen komplett neu gestaltet werden. Aber auch hier lautete die Devise: Wo moderne Materialien zum Einsatz kamen, wurden sie sorgfältig ausgewählt. So wurde beispielsweise die Dusche, die in einer ursprünglichen Kamin-Nische ihren Platz fand, ebenso wie die Kücheninsel mit Terrazzoplatten verkleidet. „Wir haben nach einem zeitgenössischen Material gesucht, das mit den Originalmaterialien übereinstimmt“, sagt Truen. Der Terrazzo war hier optisch und haptisch die ideale Mischung aus Alt und Neu, Pflastersteine aus der Steppe komplettieren das Ganze.

Der große Küchenblock macht den Koch- und Essbereich nun zu einem zentralen sozialen Raum, verstecke Geräte sowie der zurückhaltende Arbeitsbereich sorgen dafür, dass die Küche mehr einem Wohnraum als einem reinen Raum zum Kochen gleicht.

Ein weiteres ursprüngliches Material war das Pappelholz, das auch nun wieder vielfältig zum Einsatz kommt. Neben dem Waschtisch im Badezimmer wurden für alle Fensterläden aus Pappelholz angefertigt, was die gute Thermik des Hauses verstärkt. „Selbst an einem sehr heißen Tag, an dem die Temperaturen bis zu 40 Grad ansteigen können, liegt die Innentemperatur bei Mitte 20 Grad“, erklärt Greg Truen.

Ein rosa Eyecatcher und eine Hommage an Mexiko

Während alle Gebäude der Farm in Weiß und Ocker gehalten sind, sticht ein Teil farblich heraus: der historische Weinladen, der daran erinnert, dass auf der Farm früher Trauben angebaut worden waren und dessen Fassade in Rosa gestrichen wurde. Warum? Zum einen als Anlehnung an die historische Vorgehensweise in der Region, Kalk zu mischen, um eine hellrote oder rosa Farbe zu erhalten. Zum anderen soll die Farbe eine Verbindung zu Mexiko herstellen, da sich laut Truen die Bauweise historischer Gebäude in Mexiko und Südafrika ähnelt. 

Dieser Dialog zwischen der Architektur am Kap und der mexikanischen Architektur zeigt sich auch in Teilen der Außengestaltung: Der neue Pool am Haupthaus soll an die berühmten Wasserspiele des mexikanischen Architekten Luis Ramiro Barragán Morfìn erinnern.

Doch zurück zum Weinladen: Dieser wurde ebenfalls im Inneren aufwändig restauriert und fungiert nun als Gästetrakt. Neben dem bereits erwähnten  Pappelholz und den Pflastersteinen aus der Steppe finden auch hier wieder moderne Materialien ihre Verwendung – und zwar in Form einer neuen, selbsttragenden Stahltreppe, die von Booyens selbst entworfen wurde und einen starken Kontrast zu den historischen Materialien darstellen sollte.

Experimentelle Architektur

Das einzige Gebäude, das auf Greg Tauens Farm in Südafrika neu errichtet wurde, ist das Pumpenhaus, welches man für die Bewässerung benötigte. Hier entschieden sich die Architekten für eine zeitgenössische Architektur,  die sie  jedoch mit traditionellen Techniken und Materialien umzusetzten.


So orientieren sich die ockerfarbenenen Wände an den Lehmwänden der denkmalgeschützten Gebäude. Hinzu kommen ein traditionelles Ziegeldach sowie  Wasserspeier, die weit aus den Wänden herausragen, damit das vom Dach kommende Wasser nicht gegen die Wand fließt – eine Technik, die der einheimischen westafrikanischen Adobe-Architektur angepasst ist.

Insgesamt war die Arbeit in Buffelsdrift für Greg Truen eine wertvolle und spannende Zeit, die er nicht missen möchte: „Für mich war es eine wirklich interessante Erfahrung, für die Renovierung der Farm in Südafrika vor Ort nach Materialien zu suchen und dann etwas zu bauen, das so grundlegend auf das Klima abgestimmt ist und so viel besser funktioniert als jedes zeitgenössische Gebäude“, sagt er.

www.saota.com

Fotos: Adam Letch
Text: Stefanie Wolf