MissPrint zählt zu den renommiertesten Designstudios in Großbritannien. Im Interview spricht das Mutter-Tochter-Team über Tapetentrends, den Kreativprozess von Sonnenblumentrieben zu Nazca-Linien sowie über die Bedeutung von Nachhaltigkeit.
Seit 2005 zeichnet Rebecca Drury (rechts im Bild) die Entwürfe für die Kollektionen. Ihre Mutter Yvonne Drury ist ausgebildete Textildesignerin und Mitbegründerin von MissPrint
Rebecca, mit welchem Muster haben Sie MissPrint ins Leben gerufen? Und woher kam die Inspiration?
Unser erstes Muster war „Saplings“. Alles begann mit einer einfachen Linie in meinem Notizheft. Damals habe ich mich mit Mid Century-Textilien beschäftigt und war davon begeistert, wie die Designer das Muster von Blumen und Pflanzen durch lineare Motive vereinfacht haben. Diese reduzierten, natürlichen Formen vermitteln Symmetrie. Sie geben den Strukturen, die wir lieben, Rhythmus und Harmonie.
Die Kollektion „Saplings“ umfasst acht Tapetendessins, darunter „Sunflower“
Rebecca zeichnet jedes Muster von Hand. Produziert wird in England
Haben Sie in den vergangenen Monaten eine wesentliche Veränderung in Bezug auf die Farbpräferenzen der Käufer von Tapeten und Stoffe erkennen können?
Ja, im letzen Jahr gab es einen Wandel: Der Geschmack verändert sich hin zu dunklen Tapeten und Stoffen. Dunklere Farben mit satter Pigmentierung haben eine luxuriöse und opulente Anmutung, die dabei hilft, Räumlichkeiten gemütlich und einladend zu gestalten. Insgesamt werden die Menschen mutiger und trauen sich, in ihren Häusern kräftigere Farben und auffälligere Muster zu verwenden. Das finden wir natürlich großartig!
Empfehlen Sie einen bestimmten Einrichtungsstil der besonders gut zu Ihren Tapeten passt?
Das ist natürlich Geschmacksache, aber unsere persönlichen Favoriten sind Einrichtungen im Mid Century- und skandinavischen Stil. Besonders gerne mögen wir die Verwendung natürlicher Materialien. Die urprünglichen Formen, fließenden Linien und die Einfachheit stehen stellvertretend für Designhandwerk in seiner besten Form. Allerdings haben wir unsere Produkte auch schon in zahlreichen anderen Kombinationen gesehen. Die Vielfalt, die unsere Kunden mit verschiedenen Designstilen und Möbel kreieren, gefällt uns. Solange man etwas auswählt, zu dem man sich wirklich hingezogen fühlt, gibt es kein Richtig oder Falsch.
„Atacama“ aus der Kollektion „Nazca“
Nachhaltige Produktionsprozesse haben für Sie oberste Priorität. Welche Herausforderungen sind damit verbunden und gibt es Neuentwicklungen?
Seit unseren Anfängen 2005 haben wir uns immer bemüht, so umweltfreundlich wie möglich zu sein. Wir arbeiten ausschließlich mit Fabriken und Herstellern zusammen, die bewusst darauf achten, ihren ökologischen Fußabdruck kontinuierlich zu reduzieren. Unsere Partner müssen entsprechende Prozesse und Abläufe – sowohl ethischer als auch ökologischer Natur – vorweisen können. Wir glauben fest daran, dass das Streben nach Nachhaltigkeit permanenten Einsatz erfordert. Beispielsweise durch Müllreduzierung und die Wiederverwendbarkeit von Abfallprodukten. Diese Einstellung führt zu neuen Entwicklungen im Herstellungsprozess und der Materialauswahl. Damit leisten wir einen kleinen Beitrag, unsere Erde zu schützen.
Online geben Sie eine wunderbare Anleitung zur Gestaltung von Moodboards. Wie setzen Sie die Herangehensweise als Mutter-Tochter-Duo um?
Wir arbeiten sehr eng in allen Phasen des Kreativprozesses zusammen: vom anfänglichen Konzept bis hin zum finalen Design. Wichtig am Anfang ist die Entscheidung und Auswahl, welche Ideen wir weiterentwickeln und zu neuen Designs verarbeiten möchten. Danach besprechen wir, wie sich das finale Muster wiederholen soll und welche Skalierung passt. Und im Anschluss daran, setzen wir uns bezüglich der Farben zusammen. Der gegenseitige Input ist sehr viel wert!
Die 5 Schritte zur Erstellung eines Moodboards und Tipps von MissPrint gibt es →hier
Haben Sie aktuell einen Musterfavoriten? Und können Sie uns Ihre Gedankengänge dazu verraten?
Im Moment ist es Nazca. Ich mag die auffälligen, grafischen Symbole. Für die Zeichnung habe ich einen Marker verwendet. Die Inspiration stammt von alten Motiven und Symbolen, speziell von den Nazca-Linien und Geoglyphen. Die riesigen Scharrbilder sind nur aus der Luft zu erkennen! Für uns verkörpert dieses Design eine ausgeprägte, symbolische Schönheit, die – so sehen wir es – durch das Muster reflektiert wird.
Die Nazca-Linien sind über 1500 riesige Geoglyphen in der peruanischen Wüste. Bei MissPrint gibt es sie in fünf Tapetenvarianten
Zum Schluss noch eine private Frage: Wie oft wechseln Sie Tapeten und Stoffe in Ihrem eigenen Zuhause?
Ich habe kürzlich mein erstes, eigenes Haus gekauft und bin gerade mitten in den Renovierungsarbeiten. Daher kann ich es kaum erwarten, Tapeten und Textilien hinzuzufügen und das Haus damit zum Leben zu erwecken. Ich halte immer Ausschau nach Kissen und Decken, da sie mit Mustern und Farben das Raumambiente wesentlich verändern können. Eigentlich höre ich nie auf, Sachen zu verändern oder anzupassen – irgendetwas lässt sich doch immer hinzufügen oder verrücken. Dadurch bekommt jedes Zimmer einen neuen Look. Kleine Veränderungen haben durchaus eine große Wirkung.
Rebecca ist großer Kissen- und Deckenfan. Tapete: „Bonny Downs“ aus der Kollektion „Skylark“
Mehr Info: www.missprint.co.uk
