Zu Besuch bei Architekt und Interiordesigner Thomas Mang in seinem frisch umgestalteten Zuhause in München. Im Gespräch verrät er optische Kniffe, den richtigen Umgang mit Kunst oder warum offene Räume bisweilen überbewertet werden. Und: Warum er es überraschend schwierig fand, die eigenen vier Wände einzurichten.
Herr Mang, was macht das Konzept Ihres neu gestalteten Zuhause aus?
Für mich muss ein Zuhause Wärme ausstrahlen. Diesen Gedanken habe ich bei der Neuplanung meines Apartments betont, indem ich mich für warme Oberflächen wie gebürstetes Tannenholz oder den hellen Eichenparkettboden entschieden habe. So entsteht in Kombination mit dichten, wertigen Stoffen eine Wohnlichkeit, die mich gerne nach Hause kommen lässt.
Worin besteht der Unterschied bei der Planung des eigenen Zuhause und einem Kundenprojekt?
Bei Kunden erfasst man viel leichter, was sie sich wünschen, und kann diese Vorstellungen entsprechend umsetzen. Für einen selbst finde ich das schwieriger. Ich kenne so viele Hersteller, weiß, welche Möglichkeiten es gibt – da ist es gar nicht so leicht, sich festzulegen. Und obwohl ich Architektur studiert habe und das Einrichten von Häusern mein Beruf ist, wenn es um mein eigenes Zuhause geht, ist es einfach etwas anderes. Man kann seinen eigenen Stil komplett ausleben. Gleichzeitig ist mein Anspruch bei jedem Konzept, etwas Zeitloses zu entwickeln. Niemand möchte in zwei Jahren wieder alles rausreißen.
Was sind für Sie entscheidende Elemente bei der Raumgestaltung?
Ob bei Neubauten oder im Bestand – uns liegt daran, Spannung zu erzeugen. Das fängt beim Grundriss an. Da kann ruhig auch mal bewusst Enge geschaffen werden. Weg von diesen komplett offenen Räumen. Ein zentral gesetzter Kamin oder eine Verengung in einem Flur, wo dann ein besonderes Kunstwerk hängt, sind viel aussagekräftiger. Wir versuchen immer, Blickpunkte hervorzubringen, um Größenverhältnisse erlebbar zu machen. Ohne optische Bezugspunkte fliegen Räume zu leicht weg.
Wie geht’s von da aus weiter?
Diese Spannung sollte dann mit Farben und Materialien fortgeführt werden. Mut zur Farbe! Nicht nur Weiß, Beige und Grautöne. Akzente setzen mit Tapeten und Stoffen. Auch Antiquitäten und Lieblingsstücke sind ein nicht zu unterschätzendes Gestaltungsmittel. Sie spiegeln die Individualität der Bewohner.
Sind die Leute denn mutiger, wenn sie einen Profi beauftragen?
Ja, viele unserer Kunden sind sehr offen für unsere Vorschläge. Natürlich fällt dann mal der Satz: „Das hätte ich mich allein nicht getraut.“ Oder: „Da wäre ich allein nie draufgekommen.“ Es freut uns immer, jemandem etwas Einzigartiges für sein Zuhause mitgeben zu können. Was für viele immer wieder verblüffend ist: Tapeten oder Wandbekleidungen erzeugen eine ungemeine Tiefe und Wertigkeit im Raum. Selbst eine leicht strukturierte Tapete schafft eine völlig andere Atmosphäre.
Welche Rolle spielt für Sie Kunst beim Einrichten?
Kunst komplettiert den Gesamt-Look eines Interieurs. Aus meiner Sicht muss sie nicht zwingend abgestimmt sein auf die Farben oder Räume. Denn Kunst steht immer für sich selbst. Kunst kann und darf aus der Reihe tanzen. Natürlich kann man sie sehr schön auf das Umfeld abstimmen, wenn das gewünscht wird, und erst recht, wenn Kunden schon Kunst haben, die ihnen gefällt. Grundsätzlich ist es mit der Kunst wie in der Einrichtung: Die Mischung macht’s. Da muss nicht alles nur teuer sein – wenn der Mix stimmt, überzeugt das Gesamtbild durch Lebendigkeit.
Wie gehen Sie selbst mit Kunst um?
Ich bin sehr selbstverständlich mit dem Thema aufgewachsen. Meine Mutter ist sehr kunstaffin und ich hänge Kunst so, wie ich mich gerade fühle und wie es mir gefällt. Das fängt bei Fotografie an und hört bei Ölgemälden auf – ich bin offen für alles. Es muss mir nur gefallen. Es gibt wenige Dinge, bei denen das Empfinden so subjektiv ist wie bei der Kunst. Da reden wir auch unseren Kunden nicht rein, sondern vermitteln ihnen aus gesuchte Galerien und Experten.
Produktion & Interview: Anne Gelpke / Fotos: Christoph Philadelphia
Diese Homestory erschien erstmals in DECO HOME Ausgabe 1/23.