Acht Jahre nach der Fassadenrenovierung eines historischen Sandsteinhauses in Brooklyn kehrten Frederick Tang und sein Team zurück, um nun auch die Innenräume neu zu gestalten. Dabei stellten nicht nur die unterschiedlichen Geschmäcker der beiden Eigentümerinnen eine Herausforderung dar. Es galt auch, eine äußerst eigenwillige – aber durchaus charmante – Mischung an Kunst und Sammlerstücken gekonnt zu integrieren.
Gegensätze ziehen sich an. Dass in dieser Floskel durchaus mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit steckt, wurde dem Team von Frederick Tang Architecture (FTA) bei der Besprechung mit den Eigentümerinnen schnell klar. Während die eine durchdachte Ästhetik sowie die Farbe Schwarz bevorzugt, liebt die andere poppige Farben und mixt Möbel und Accessoires bunt durcheinander. „Das Ziel war, die Vorlieben von beiden anzunehmen. Die Überzeugung der einen, dass alles zusammenpasst, und die Liebe der anderen zu etwas mehr Purismus und der Farbe Schwarz. Überraschenderweise schätzten beide das Unerwartete und Verspielte“, erzählt Barbara Reyes, Director of Interior Design bei Frederick Tang Architecture. „Das ist die Dualität, die sich im ganzen Haus abspielt: ein historischer Raum mit modernem Design und augenzwinkerndem Humor obendrauf.“
Die Bewohnerinnen und das Team von Frederick Tang Architecture kannten sich bereits von den Renovierungsarbeiten an der Fassade des historischen Hauses aus dem Jahr 1899, die das renommierte Brooklyner Architekturstudio ebenfalls durchgeführt hatten. Im Jahr 2020 wandten sich das Eigentümer-Ehepaar erneut an FTA, um das Projekt im Innenbereich fortzusetzen. Mittlerweile hatte sich die Familie vergrößert. Sohn Leon und zwei Welpen komplettieren nun das Familienglück, sodass die Aufteilung der Räume neu organisiert werden musste.
Frederick Tang inszeniert kuriose Lieblingsstücke
Das Team von FTA begann das Projekt mit der Neustrukturierung des Erdgeschosses, um das Wohngefühl zu optimieren. Die zuvor getrennten Bereiche Küche, Essen und Wohnen wurden zu einer großen Area zusammengefügt. Das erleichtert sowohl die Kommunikation als auch die Ausrichtung von Dinnerpartys – eine beliebte Beschäftigung der Familie.
Im Anschluss ging es an die Farbgestaltung des neuen Wohnbereiches. Tiefe, gesättigte Farben, kräftige Muster und mehrschichtige Texturen sorgen für Spannung. Um das Budget einzuhalten, renovierte FTA viele bestehenden Möbelstücke der Familie aus der Mitte des Jahrhunderts mit frischen Farben oder Stoffen und kombinierte sie mit einer Auswahl neuer Stücke. Die verspielte und kuriose Kunstsammlung der Familie, zu der unter anderem japanische Speisesets, Turnschuhe im Mini-Format und ein Leuchtkasten mit einer Knie-Röntgenaufnahme des (Schwieger-)Vaters gehören, wurde in die Neugestaltung mit eingebunden und gibt jedem Zimmer Individualität.
Süßes trifft Saures
Im Obergeschoss setzt sich die außergewöhnliche Gestaltung des Interieurs fort. Im Schlafzimmer der Ehefrauen gesellen sich Nachttische aus Marmor zu Messingleuchten, die vor einer üppigen, handbemalten, mit Gold gesprenkelten Tapete angebracht sind. Ein historischer Schreibtisch wurde in tiefem Magenta gestrichen, während der Mid-Century-Stuhl des Paares ein Facelifting mit einem grafischen Dreiecksmuster von Wolf Gordon erhielt.
Farblich ein absolutes Highlight ist das Kinderzimmer. Nachdem sich der Sohn einen Raum im Regenbogendesign gewünscht hatte, konnte man sich auf einen Kompromiss mit einem Wandbild einigen, das einen Farbverlauf aus Limette, Pink, Zitronengelb und Himmelblau aufweist. Das Muster ist mit tiefblau gestrichenen Akzentwänden durchsetzt. Andere herausragende Stücke sind ein von Damien Hirst inspirierter Punktteppich und ein Vitsoe-Regal, das an die Größe des Kindes angepasst werden kann. „Satte Farben wie das kräftige Blau in Leons Zimmer und Schwarz waren maßgeblich an der Gestaltung beteiligt. Es ist, als würde man eine Säure hinzufügen, um die Süße abzuschwächen“, sagt Barbara Reyes.
FTA-Gründer und -Geschäftsführer Fred Tang fasst zusammen: „Es gibt so viele schöne und historische Details, die wir aufnehmen, aber auch für eine bessere Nutzung aufrüsten wollten. Außerdem zeigt das neue Design den überschwänglichen Geist der Familie.“
Fotos: Gieves Anderson
Text: Stefanie Wolf