Der New Yorker Fotograf Martyn Thompson entwirft Stoffe wie Pollock-Gemälde. Porträt über einen schönen Geist und die Kunst des Zufalls.
Sieht man Martyn Thompson am Zeichentisch seines New Yorker Lofts sitzen, umgeben von einem kreativen Chaos aus Skizzen, Figurinen und Arbeitswerkzeug, dann wird klar: Dieser Mann kann gar nicht anders, als Kunst zu schaffen – mit jedem Atemzug. Bekannt geworden ist der in Australien aufgewachsene Künstler mit seiner Interior- und Still-Life-Fotografie für Gucci, Hermès oder Ralph Lauren: Szenerien von fast greifbarer Textur, die Assoziationen von verlassenen französischen Chateaus in den Kopf setzen, in ihrer ruhigen Schlichtheit aber nie ins Liebliche abrutschen.
„Ich wollte meine Fotos in Stoffe für die Inneneinrichtung umsetzen“, sagt Martyn Thompson über seine Stoffkollektion „The Accidental Expressionist“. Sie ist so organischkreativ, wie ihr Name andeutet: „Ich hatte gerade Porträtfotos übermalt, als ich sah, dass Boden und Oberflächen um mich herum mit Farbe gesprenkelt waren. Das sah so wundervoll aus, dass ich die Kleckse fotografierte: Diese Aufnahmen sind der Ursprung der Kollektion.“ Sowie ein Appell: Wer die Augen offen hält, kann Schönheit auch im Ungeplanten sehen.
Natürlich passen die künstlerisch gesprenkelten Jacquards in moderne Industrie-Loft Interiors – wo man sie auch erwarten würde. Wir sehen sie allerdings auch als wunderbare Ergänzung des modernen, eher roughen Country-Styles, der gekälkte und unregelmäßige Oberflächen feiert. Fest steht: Kunst aus New York ist immer eine gute Idee.