Fährt man an der Ostspitze von Long Island auf dem Old Montauk Highway und blickt in Richtung Atlantik, muss man schon ganz genau hinsehen, um das Anwesen zu erblicken, welches das Architekturbüro Saota hier direkt in die zerklüftete Steilküste integrierte. Lediglich der obere Teil spitzt hervor. Das hat nicht nur optische Gründe, sondern vor allem auch energetische.
Zwei holzverkleidete Giebel, mehr sieht man nicht vom Strandhaus in Montauk. Zumindest, wenn man sich auf der Straße befindet. Blickt man vom Wasser auf das Anwesen – was zur Freude der Anwohner die wenigsten tun – offenbart sich seine ganze Schönheit.
Keine Einblicke, viele Ausblicke
Denn der Weg durch das Haus folgt dem natürlichen Sog der Schwerkraft. Das bedeutet: Man betritt es auf der Straßenebene, bevor man in die Wohnbereiche hinabsteigt. Auf dem Weg nach unten ergeben sich dann immer mehr Aussichten aufs Meer.
Die Architektur besteht aus drei Hauptelementen. Der scheunenartige Teil beherbergt den Eingang, das Arbeitszimmer und das Hauptschlafzimmer. Die mit Granit verkleidete untere Ebene ist in den Hang eingebettet und bietet Platz für Gästezimmer und Unterhaltungsbereiche. Dazwischen, in einem verglasten Mittelelement, findet sich der Ess- und Wohnbereich. Sozusagen ein transparenter Kern, der sich für Licht und Vegetation öffnet und einen ungehinderten Blick auf den atlantischen Horizont bietet.
Eine Reihe von terrassenförmigen Außenplattformen setzt diesen abwärts gerichteten Rhythmus schließlich fort und führt vom Innenraum zum Garten, zum Pool und zum Poolhaus. Somit spiegelt sich das natürliche Gefälle des Geländes in der räumlichen Abfolge wider und verstärkt die Kontinuität zwischen Architektur Landschaft.
Klimagerechter Bau mit regionalen Materialien
In Anlehnung an die lokale Scheunenbauweise ist der obere Teil des Hauses mit Shou Sugi Ban verkleidet. Bei dieser traditionellen japanischen Technik zur Holzkonservierung, wird die Holzoberfläche durch kontrolliertes Abbrennen verkohlt. Perfekt für die Küstenumgebung, denn das damit sehr robuste Holz bietet Schutz gegen das wechselnde Klima des Atlantiks.
Grundsätzlich waren Langlebigkeit und Klimagerechtigkeit ausschlaggebend für die Verwendung von Materialien aus der Region. Neben dem verkohlten Holz kommt im Strandhaus von Montauk auch viel regionaler Stein zum Einsatz.
Besonders wichtig war den Architekten von Saota außerdem ein klimagerechter Bau. Zahlreiche passive Energiestrategien stellen dies sicher. Womit wir wieder bei der außergewöhnlichen Bauweise wären: Dank der Ausrichtung zum Atlantik hin, der schichtweisen Beschattung, die sich durch die nach unten gerichtete Wegführung ergibt und dank der natürlichen Belüftung bleibt das Haus langfristig klimaeffizient.
Hell- und Dunkelkontraste
Das dem verkohlten Holz geschuldete dunkle Äußere kontrastiert mit der Offenheit und Leichtigkeit der Innenräume. Im Gegensatz zur Fassade wirken die von Rafael de Cárdenas entworfenen Innenräume offen und leuchtend. Helle Holzoberflächen und weiche Farbtöne spiegeln die sandigen Farben des nahe gelegenen Strandes wider und bilden einen ruhigen Kontrapunkt zum dunkleren Äußeren.
Fotos: Thomas Loof
Sie wollen weiterreisen? In der Küstenstadt Geenwich zeigt Susanna Simionpetri, →wie man Tapeten und Farbe gekonnt einsetzt. Wer dagegen, die offene, moderne Architektur bewundert, sollte sich auch →dieses Südafrika-Projekt der Saota Architekten ansehen.