Alles, was sie in die Hand nimmt, verwandelt Illustratorin Alex Proba in abstrakte Kunstwerke. Eine klassisch-unklassische Geschichte über Selbstfindung im Big Apple.

Langeweile – das Gefühl der Eintönigkeit wegen fehlender Inspiration oder Beschäftigung. Ein Zustand, der einem zugegebenermaßen weder beim Betrachten der Bilder links und rechts noch bei einem Blick auf die vielfältigen Stationen im Leben von Designerin Alex Proba in den Sinn kommt. Und doch brachte genau dieser so ungeliebte Gemütszustand die gebürtige Lüdenscheiderin dorthin, wo sie jetzt ist.

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Für das The Hotel June in L.A. bemalte Alex die Wand hinter der Rezeption

„Manche Leute sind gut in Mathe, ich bin gut im Kombinieren von Formen und Farben“

Bevor Alex Proba vor neun Jahren nach New York  zog, studierte sie Innenarchitektur und Grafikdesign in Hamburg, anschließend Produkt- und  Möbeldesign im niederländischen Eindhoven. Im Big Apple arbeitete sie zunächst in einem kleinen  Architekturbüro, bevor sie zu verschiedenen Startups wie Target oder Kickstarter wechselte. „Eines Abends war ich, wie so oft, noch spät mit einem Projekt beschäftigt und fühlte mich total uninspiriert. Normalerweise fange ich in solchen Momenten an zu lesen oder gieße meine Pflanzen, aber an diesem Abend fing ich an, verschiedene Formen, Farben und Linien einfach frei zusammenzufügen und damit herumzuexperimentieren.“

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Ihre Teppichkollektion für CC Tapis

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Interiordesignerin Olivia Stutz integrierte einen von Alex Teppichen in diesem New Yorker Apartment

Was als Ablenkung begann, war der Startschuss für ihr Projekt „A Poster A Day“. Das Vorhaben: ein Jahr lang jeden Tag ein Poster in nicht mehr als einer halben Stunde zu fertigen. Ihre Ergebnisse teilte Alex mit ihren Freunden auf Instagram. „Sie waren der Meinung, ich würde es nicht durchziehen.“ Erstaunlich schnell wurden aus zwanzig Freunden Hunderte Follower, die das Projekt mitverfolgten, aus einem Jahr zwei weitere, die im Vorhaben gipfelten, sich selbstständig zu machen.

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Ihre abstrakten Muster haben es sogar bis nach Kolumbien geschafft. Hier im Crepes y Waffles Artesano

Also widmete Alex sich an den Wochenenden ihrem Studio Proba, während sie unter der Woche weiterhin als Art-Direktorin für Nike arbeitete. Erst nach fünf Jahren zwischen zwei Jobs hing sie die Festanstellung an den Nagel. „Du musst in New York hart arbeiten, es gibt dort so viele beeindruckende Talente. Aber das hat mich schon immer motiviert und ist einer der Gründe, warum ich geblieben bin.“
Heute kann man ihre abstrakten Kreationen nicht nur auf Möbeln, Accessoires und Stoffen entdecken, sondern auch Häuserfassaden, Wänden und seit diesem Jahr einem Poolboden in Palm Springs – ein lang gehegter Traum. Alle Projekte vereint die  ihr eigene, mutig-skurrile, aber nie laute Handschrift.

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„Ich werde oft gefragt, wie ich es schaffe, dass am Ende alles zusammenpasst. Um ehrlich zu sein, verlasse ich mich einfach auf mein Gespür und probiere aus. Ich weiß, es klingt etwas verrückt, aber ich denke, es ist wie mit Mathe: Manche sind gut darin, andere nicht. Ich gehöre definitiv zu Letzteren, aber wenn es um Formen und Farben geht, schlage ich mich ganz gut!“

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Designerin Alex Proba

Mehr Infos: www.studioproba.com

Instagram @Alexproba

Dieses Porträt erschien erstmals in Ausgabe DECO HOME 3/20.