Fasziniert von der Schönheit tradierter Volkskunst, gründeten zwei junge Franzosen eine Plattform für besondere Unikate.
Aus Vorhandenem Neues kreieren: Das ist ein guter Weg, Nachhaltigkeit zu praktizieren. Die beiden Gründer Alicia Chovelon und Guillaume Thiebaut tun das mit ihrem Label Memòri in Marseille. Beispielsweise lassen sie hier in einer Werkstatt für Wiedereingliederung besondere Kleidungsstücke aus provenzalischen Steppdecken oder antiker bedruckter Baumwolle, Leinen und Hanf fertigen.
Die Begeisterung für historische südfranzösische Stoffe und für die Näherei ist aber nicht die einzige, welche die Autodidakten mit ihrem „Studio“ leben. In einer Welt der Standardisierung, der Wegwerfkultur und des Konsums möchten sie das überlieferte handwerkliche Wissen und die Fertigkeiten verschiedener Kulturen bewahren. „Merkzettel“ heißt darum ihre schöne Idee wörtlich übersetzt. Memòri entstand nach einigen Jahren Aufenthalt in anderen Ländern, mehr als zwei davon in Marokko. Dort lebten sie in abgelegenen Dörfern des Atlas-Gebirges mit Textilkünstlerinnen und Töpferinnen, deren Unikate das kreative Duo ebenfalls in seinem Onlineshop anbietet.
Das Besondere an den tönernen Haushaltswaren: Sie werden ohne Drehscheibe in uralter Technik von Hand modelliert und am offenen Feuer oder im Grubenofen gebrannt. Die gesamten Materialien, einschließlich der mineralischen Pigmente zum Bemalen, stammen aus direkter Umgebung. So ist es auch bei den handgewebten und mit Henna verzierten Wollstoffen etwa für Kissen oder Decken, denen die Tradition der Brautkopftücher zugrunde liegt. In vielen einzelnen Schritten wird dafür die Wolle des Siroua- Schafes aufbereitet und versponnen.
Wer Lust bekommen hat, kann die alten Handwerkskünste höchstpersönlich vor Ort erlernen. Die nächsten Workshops sind für das Jahr 2022 angesetzt. Bitte einplanen und vor allem: nicht vergessen!
Text: Ulrike Wilhelmi / Fotos: Inès Manai/ Eve Campestrini. Dieser Artikel erschien erstmals in Ausgabe DECO HOME 2/21.
Mehr Info: www.memori.studio