Im Schatten der Berggipfel zwischen Schlier- und Tegernsee erlebt das Erbe des Bergbaus in einem Industriedenkmal eine Wiedergeburt. Hier, wo einst die harte Arbeit unter Tage das Leben im Pförtnerhaus prägte, entfalten sich heute Wohn- und Urlaubsräume voller Geschichte und zeitgenössischem Design.

In dem modern gestalteten Apartment treffen sich alpiner Charme und ein Hauch Mid Century in Form von viel Holz und wenigen gezielten Farbtupfern zum trauten Stelldichein. Stühle und Sessel: Les Gambettes, Esstisch: Eham, Leuchten: Albert L.
Bayrische Bergwerksgeschichte
Bergbau in Oberbayern? An die Zeit von Pechkohle und Kumpel unter Tage erinnert nicht mehr viel im Freistaat. Als einziges Industriedenkmal hat sich der Förderturm von Hausham, idyllisch zwischen Schliersee und Tegernsee gelegen, in die Gegenwart retten können. Und auch das Pförtnerhaus, damals Eingangstor des Bergwerks, hält seit nunmehr 100 Jahren die Stellung. Heute bietet das umgestaltete Bergwerksgebäude eine einzigartige Wohnkulisse.

Auch wenn im Inneren fast nichts erhalten wurde – die Holzfassade zeugt von der Ursprünglichkeit der Architektur inmitten der oberbayerischen Berglandschaft.
Transformation zum modernen Wohnen
Einst Waschraum – oder besser Waschkaue – für die Bergleute erhielt das Gebäude Ende 2021 ein umfassendes Makeover. Im Zuge der Kernsanierung wurde das Dachgiebelgeschoss durch einen Flachbauaufsatz mit umlaufender Terrasse ersetzt. Mit spektakulärem Weitblick in die Berge bieten hier vier neu entstandene Dachwohnungen Urlaubern ein adäquates Domizil für eine entspannte Auszeit.

Das Grau von verwittertem Holz und dem Estrich bringt warme Farbtöne zum Strahlen. Nach gleichem Prinzip wurden die Outdoor-Stühle für die Terrasse gewählt. Terrassenstühle: Hay
Ehams Vision: Modernität trifft Geschichte
Für den Ausbau und die Gestaltung des Interieurs des alten Pförtnerhaus zeichnet das ansässige Architektur- und Designbüro Eham verantwortlich. „Im Inneren sollte sich die stilistische Spannung aus Einfachheit und Wärme, Brutalismus und Behaglichkeit widerspiegeln, um dem industriell anmutenden Gebäude gerecht zu werden“, befanden Josef Eham und sein Team. Der ursprünglich rein statisch gedachte Aufsatz aus Kiefernholz lieferte ihnen mit seiner archaischen Optik die Idee, sichtbar zu bleiben.

Nahtlos und großzügig gehen Küche und Essbereich in eine gemütliche Loungezone über. Der Teppich schafft eine Insel im offen gestalteten Raum. Schlafsofa: Gervasoni 1882, Beistelltisch: Les Gambettes.
Raumklima und Design im alten Pförtnerhaus
Zudem schafft das Naturmaterial ein besonderes Raumklima. Im Inneren sind Trockenwände mit Schattenfugen zur Holzwand abgesetzt. Ein Detail, das die Wertigkeit des Ambientes unterstützt. Beheizter Sichtestrich als Bodenbelag bringt dazu neben cooler Optik fußwarme Wohlfühltemperatur.

Im Badezimmer kreieren gespachtelte Wände und die Waschtischkonsole einen modern-urbanen Loft-Look. Wandspachtel: Hans Übelacker, Armaturen: Steinberg.
Luxuriöses Wohnen mit historischem Charme
Jede der vier Wohneinheiten im alten Pförtnerhaus bietet Platz für zwei bis vier Personen. Ob im Himmelbett aus Zirbel aus eigener Manufaktur oder am regional gefertigten Eichenesstisch kommen dank bodentiefer Fensterfronten selbst gestresste Städter Auge in Auge mit den Berggipfeln zur Ruh. Dafür sorgen auch die exklusiv kuratierten Möbel und Textilien, die vorrangig von lokalen Zulieferern stammen und doch mit traditionell alpinem Charme geizen. Stattdessen dominieren gerade Linien, helles Holz und nicht zuletzt schwarze Akzente als Reminiszenz an die heimische Bergwerksgeschichte.

Schwarz bildet einen starken Kontrast zum hellen Fichtenholz und setzt die stark gemaserten Küchenfronten perfekt in Szene. Küche: Eham, Boden: Singhammer Estrich, Wandverkleidung: Zimmerei Stoib
Das Buch zur Geschichte:
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