„Jeder Mensch hat das Recht auf gutes Licht“, so die These und der gleichnamige Buchtitel von Lichtplaner Frank Nowicki. Denn wenn dieses fehlt, wirkt sich das auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit aus. Aber was genau ist gutes Licht? Und welche Rolle spielen Lichterziehung und -empfinden? Ein Blick ins Buch und Experten-Tipps zur Lichtplanung!

„Trends im Lichtdesign werden von technischen Entwicklungen beeinflusst“, so Axel Schmid, Designer bei Ingo Maurer. Die neue b.bulb LED-Akkuleuchte ist die portable Nachfolgerin der Designikone aus dem Jahr 1966

Lichtverhältnisse

Als Lichtplaner und -designer hat Frank Nowicki ein ganz besonders inniges Verhältnis zu Licht. Seit 30 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Beleuchtung, das trotz seiner Bedeutung vom Großteil der Gesellschaft vorrangig als praktisches Mittel zum Zweck oder Designelement angesehen wird. Dabei ist es ein Gesamtkonzept mit Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. „Licht bedeutet für uns, Beziehungen zu gestalten: zwischen Körper und Wohlbefinden, zwischen den Menschen untereinander, zwischen Mensch und Umwelt, zwischen Mensch und Architektur. Vielen Menschen könnte der optimale Einsatz von Tages- und Kunstlicht in ihrer je eigenen Situation helfen.“ Dazu müsste allerdings das Bewusstsein für die Bedeutung von Licht gestärkt werden.

Plié Plissé von Moooi passt sich durch ihren veränderbaren Lampenschirm der Tageszeit und Aktivität an. So kann die Faltung und damit das Licht für die Arbeit intensiviert und fürs Dinner stimmungsvoller gestaltet werden

Axel Schmid, Designer bei Ingo Maurer, ergänzt um den Gewohnheitsfaktor, der durchaus auch kultureller und geografischer Natur sein kann: „Ich glaube, dass es eine Art Lichterziehung gibt. Man hat sich – ähnlich wie beispielsweise beim Empfinden von Schärfe im Essen – an die bestehende Lichtsituation gewöhnt. Und die kann in den Bergen, am Meer, im Süden oder Norden ganz unterschiedlich sein und schult entsprechend das Auge. So ist es nicht verwunderlich, dass kühles Licht durchaus auch ein positives Heimatgefühl kreieren kann. Zudem unterscheidet sich Lichtempfindung bei alten und jungen Menschen durch technische Entwicklungen. Wer mit Glühlampenlicht aufgewachsen ist, erlebt eine Stimmung anders, als eine Generation, für die LEDs selbstverständlich sind. Hinzu prägen nostalgische Erinnerungen, die einem bestimmten Licht zugeordnet werden, das Sentiment.“

Eine Lichtstimmung ist häufig eng mit subjektiven Erlebnissen verbunden. Bild: Soane Britain

Nostalgie im modernen Gewand. Wick von Graypants

Die Kunst, Tageslicht zu ersetzen

Frank Nowicki macht in seinem Buch Mut: Zimmer mit gutem Licht zu erfüllen, ist kein Hexenwerk. Die Herausforderung ist eher, für mehr und besseres Licht zu sorgen. Besonders an Lern- und Arbeitsorten sowie in unseren Wohn- und Lebensräumen, denn im Laufe der Zeit hat sich das Leben verstärkt in die Innenbereiche verlagert.*

Der Weg von der Gestaltung des Kunstlichts zum Sonnenersatz wurde dank LED-Technik geebnet und sieht wie bei Kokeshi von Pulpo auch noch hübsch aus

Auch wenn Tageslicht immer noch das gesündeste Licht ist, muss die Gesellschaft auch mit Kunstlicht funktionieren. Genauso, wie die visionäre Architektur die Sonne optimal nutzt, setzt die Notwendigkeit von Kunstlicht eine unglaubliche Innovationskraft frei, so Nowicki. Drei japanische Forscher erhielten 2014 für die Erfindung von Leuchtdioden (LED) den Nobelpreis für Physik. Die Erzeugung von weißem Licht mit optimaler Energienutzung stellt die Leuchttechnik der Zukunft dar – und das Ende der Glühbirne.

„Egal, wo wir uns aufhalten, die Welt und wie wir sie wahrnehmen, wird vor allem durch eines beeinflusst: durch natürliches oder künstlich erzeugtes Licht“, so Designer und Autor Nowicki

Schafft die richtige Balance in Zimmern, die als Home Office und Lebensraum genutzt werden. Tubular Balance von Ingo Maurer

Woher kommt gutes Licht?

Sonnenlicht sollte in dunklen Räumen durch blendfreie, steuerbare und dimmbare Lichtquellen ersetzt werden, sagt Nowicki. Damit gibt man dem Körper dieselben Signale wie es natürliche Helligkeit vermag. „Wenn Kunstlicht unsichtbar ist, also nicht blendet, und dem Raum eine spezifische und individuelle Charakteristik und Atmosphäre verleiht, ist es gutes Licht. Das gelingt über die richtige Platzierung und Auswahl der Leuchten und darüber, dass sie ansteuerbar sind.“ Axel Schmid empfiehlt zudem, aufgeschlossen zu sein und Licht und Leuchten auszuprobieren. Dadurch öffnet sich ein Raum der Möglichkeiten, der immer wieder neu erfunden werden und angepasst werden kann, um verschiedene Stimmungen zu kreieren.

„Gutes Licht ist intelligent , weil es aktiv auf den menschlichen Tagesrhythmus reagiert.“

Beehive von Artek ist tagsüber Deko-Element und abends Stimmungsmacher

4 praktische Tipps, damit Lichtsymphonie entsteht

Seit 1935 führt Artek Design, Architektur und Kunst zusammen und kombiniert Schönheit mit Funktion. Um die Auswahl des Leuchtobjekts zu erleichtern, rät der finnische Möbel- und Lampenhersteller zu folgender Vorgehensweise:

  1. Das Zuhause analysieren: Stimmen Atmosphäre und Lichtqualität? Wird jedes Areal entsprechend seiner Funktion beleuchtet und wurden die Proportionen des Raums berücksichtigt?
  2. Bereiche festlegen: Durch Lampen können Zimmer in einzelne Zonen eingeteilt werden. Verschiedene Lampenhöhen sorgen ebenso wie Anordnungen und Gruppierungen für Ruhe oder Spannung.
  3. Nebeneffekte bedenken: Wie auch in der Natur gehören Licht und Schatten zusammen. Und erzeugen, ähnlich wie Reflexionen und der Halo-Effekt lichte Momente (Tipp: bei perforierten Lampenrändern klare Glühbirnen verwenden)
  4. Lichtqualität verbessern: Sowohl die Auswahl der Glühbirnen als auch die Anpassung von Lichttemperaturen untermalen ein harmonisches Lichtkonzept. Wer Dimmer und Steckdosen, die über einzelne Wandschalter gesteuert werden können, einplant, ist später klar im Vorteil.

Licht für jeden Anlass. Bild: Bella Figura

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