Der Designer und Blumenkünstler Dylan Tripp arbeitet am liebsten zum Klang treibender Elektro-Beats. In seinem Haus in Rom mischt er auch leisere Töne.
Montagmorgen, 5.30 Uhr. Dylan Tripp ist unterwegs zum Mercato dei Fiori in Rom. Mehrmals pro Woche besucht der Florist und Designer den Blumenmarkt und stellt wie ein Chef de Cuisine die Ingredienzien seiner Blumenarrangements zusammen. Er greift zu Lisianthus und Dahlien, begutachtet Moose und Gräser. „Die Natur schenkt mir jedes Mal neue Inspiration“, sagt Dylan.
Seine Aufträge sind so bunt gefächert wie das ihn umgebende Blumenmeer: Fashion-Shows, Events, Installationen, Hochzeiten. Auch Hoteliers schätzen seine Kreativität. Sie vertrauen ihm ganzjährlich den Schmuck ihrer Entrees und Gasträume an. „Ich schätze den Variantenreichtum meiner Arbeit“, berichtet er.
Um 9 Uhr wird gefrühstückt – und das ausgiebig. Am liebsten in der Bar Coromandel. Dylan vertieft sich in die Tageszeitung, er blättert aufmerksam durch Magazine. „Diese Zeit des Tages gehört mir und ich genieße sie in vollen Zügen.“ Danach bricht er zu einer Baustelle auf. Ein neues Blumenatelier im Zentrum Roms ist in Planung. Die Eröffnung im September rückt näher. „In der Via di Monserrato unweit der Piazza Navona wird mir mehr Platz zur Verfügung stehen. Ich liebe den Kontakt zu Kunden und möchte regelmäßig Workshops anbieten“, beschreibt er sein Vorhaben.
Am Nachmittag kehrt Dylan nach Hause zurück. Er bewohnt mit Partner und Tochter ein Haus im Stadtteil Mandrione, das sich an die Bögen des Felice-Aquädukts schmiegt. Im 300 Quadratmeter großen Garten hat sich Dylan einen Arbeitsplatz eingerichtet. Umgeben von Orangen-, Zitronen- und Pflaumenbaum, Stauden und Bananenpflanzen arrangiert er Blumen, fasst sie wie ein Künstler zu Werkstücken zusammen. Immer wieder ordnet er das frische Grün neu an. Doch wer sich Dylan in einem Idyll mit Vogelgezwitscher vorstellt, irrt. Schnelle Elektro-Rhythmen und Bässe wummern durch den Garten. „Dieser kreative Prozess fühlt sich wie ein Tanz an und ich bin der Choreograf.“
Auch im Haus gestaltet Dylan mit beschwingter Geste. Anthurien in einer Vase des Designers Gaetano Pesce finden auf dem signalroten „Clay Table“ von Maarten Baas Platz. Das unscheinbare grafitgraue Sofa im Wohnbereich erwecken ein antiker Wandbehang mit Trompe-l’oeil-Motiv und Seidenkissen mit Augen-Print zum Leben.
In der Küche kombiniert Dylan Tom Dixons „Etch“-Leuchte zu original „DSC 106“-Stühlen des italienischen Architekten und Designers Ignazio Gardella. Auf dem Tisch in Glasvasen von Serax: Pompon-Chrysanthemen, Lisianthus, Celosia, Eukalyptus-Zweige. „Ich habe mehrere Monate damit verbracht, dieses Haus zu renovieren“, erinnert sich Dylan. „Mit seinen großen Glasfenstern und -türen strebt es dem Garten zu, das ist mir wichtig. Genau wie die alten Zementfliesen, welche die Atmosphäre eines römischen Hauses prägen.“
Dylan fühlte sich schon als Kind zu Blumen hingezogen. Er trocknete und presste sie. Doch er wählte den Weg in die Modebranche. Nach Jahren als Designer bei Fendi und Valentino zog er 2012 die Reißleine. „Heute kann ich meine Liebe zur Natur teilen.“
Mehr Infos: www.dylantripp.com.
Diese Wohngeschichte erschien erstmals in DECO HOME Ausgabe 3/20.
Text: Anita Güpping, Fotos: Serena Eller Vainicher