In einem viktorianischen Stadthaus lenken Einrichterin Sule Arinc und Architekt Gerard Ellis das Tageslicht in jeden Winkel. Ergebnis: strahlend schön! 

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Viktorianischer Charme in Notting Hill

Die Interiordesignerin Sule Arinc reitet die Erfolgswelle. Der Umbau ihres Londoner Hauses hat ihr Leben verändert. Sie kündigt den Job und lässt ihrem kreativen Wesen freien Lauf. Begeistert erzählt sie davon, Farben und Formen in Einklang zu bringen. Und sie weiß, wie viel Freude es macht, die Vorlieben ihrer Kunden umzusetzen. Als sie von einer Freundin gebeten wird, ein Haus in London zu finden und einzurichten, ist sie wie im Rausch. „Eppie und mich verbinden viele Gemeinsamkeiten“, berichtet sie, „wir haben türkische Wurzeln, sind in der Finanzbranche groß geworden und haben London als Lebensmittelpunkt gewählt.“ Die besten Voraussetzungen für das herausfordernde Projekt.

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Ein Stoffdessin von Elizabeth Hamilton überzieht Wände, Möbel und Accessoires im Home-Office ...

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Genialer Lichteinfall – die Umbaumaßnahmen

Sule spürt in Notting Hill ein vielversprechendes Objekt auf. Den viktorianischen Bau aus dem späten 19. Jahrhundert schmücken eine weiße Doppelfront-Fassade, klassische Ornamente und Erker. Die Aufteilung der Innenräume allerdings liegt meilenweit von allen Wunschvorstellungen entfernt. „Meine Freundin brauchte Platz für ihre Familie, die Musik und ein gesellschaftliches Leben.“ Das Architekturbüro Jones Lambell schaltet sich ein. „Gerard Ellis hat schon mein Haus geplant“, sagt Sule, „diese Kooperation funktioniert.“ „Vom ersten Tag an wurde jedes Detail besprochen“, erinnert sich Gerard, „unsere Kundin ist extrem konzentriert an die Sache herangegangen.“
Eineinhalb Jahre später ist das Haus nicht wiederzuerkennen. Wer es betritt, steht mitten im Esszimmer und genießt den freien Blick bis in den Garten. Um mehr Fläche und Sichtachsen zu schaffen, wurde das Treppenhaus versetzt. „Das Thema Treppe hat uns lange in Atem gehalten“, sagt Sule. Auf die Form der Stahltreppe und ihr Finish aus bronzefarbenem Flüssigmetall einigte man sich erst spät. Umso anspruchsvoller war der Einbau der vier Treppenfluchten.
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Herbstliche Stylevorlage: Das Interieur

Nun breiten sich im Erdgeschoss der großzügige Salon aus, das Esszimmer und ein Anbau, ähnlich einem Wintergarten. Mobiliar und Materialien im Salon verbinden unterschiedliche Texturen: Messing und Holz am Coffee-Table, honiggelber Samt und Schaffelle bei weich gerundeten Sesseln. Skandinavische Vintage-Teppiche zonieren den Holzboden. Der Kamin glänzt mit der dramatischen Maserung von Sahara-Noir-Marmor. Beim Farbschema geht die Einrichterin von warmen Herbsttönen aus. Bis auf die schlanken, bronzierten Stahltüren und -fenster im Erdgeschoss lässt sie sämtliche Türen und Zargen in der Farbe der Wände streichen.
„Ich hebe nur einzelne Flächen hervor wie das Blau um den Kamin oder das grüne Wohnzimmer im Souterrain, meine Lieblingsfarben sind die Erdtöne“, beschreibt Sule ihre Auswahl. „Ich frage meine Kunden, ob es Nuancen gibt, mit denen sie keinesfalls leben möchten. Bei der Kombination folge ich dann meiner Intuition.“ Entscheidend seien die Raumproportionen und eine satte Pigmentierung. „Wir arbeiten mit den Farben der Londoner Paint & Paper Library“, ergänzt Gerard Ellis. Um das Tageslicht ins Souterrain zu lenken, lässt der Architekt Lichtschächte und -leisten in Wände und Decken einsetzen. Die Helligkeit in allen Räumen überrascht: „Das ist außergewöhnlich für ein Haus in London“, freut sich Sule.

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Sules Gemütlichkeits-Formel

Auch im ersten Stock wird die Aufteilung für das Elternschlafzimmer mit zwei Bädern und ein Gästezimmer verändert. Unter dem Dach finden die Kinderzimmer Platz. Für jeden Raum werden die Möbel Stück für Stück ausgesucht und angeordnet. Sule arbeitet sich durch Alfie’s Antique Market in London, der bekannt für Originale aus den 1950er-und 1960er-Jahren ist. Sie besucht die Galerie Gosserez in Paris. Passend zu den Vintage-Kostbarkeiten wählt sie zeitgenössische Designerstücke aus Italien und Skandinavien sowie Leuchten von R & Company aus New York. Die Bäder veredelt Marmor unterschiedlicher Provenienz: Thassos, Calacatta Oro, Anatolia Cream, Filetto Grey. Der Lieblingsplatz der Hausherrin ist am Kamin im Salon. Sule hat Weidenstämme um die Feuerstelle platziert. „In der Türkei haben wir in den Häusern keine Kamine“, sagt sie. „Wenn Eppie nicht am Flügel sitzt und spielt, entspannt sie hier am besten.“

Text: Anita Güpping / Fotos: Andreas von Einsiedel