Ihre Kunden beschreibt Inés Gress als offene, tolerante und spannende Menschen, als feine Seelen mit unterschiedlichen Charakteren. Vor allem aber als Schöngeister. Dass diese sich von der Interiordesignerin bestens verstanden fühlen, mag auch an ihrer Vita liegen. Und am Showroom, der den Trubel der Außenwelt wie im eigenen Zuhause fernhält.

Sicherlich kommt Inés Gress ihre Vergangenheit als Schauspielerin dabei zugute, sich in andere Menschen und Lebensstile hineinversetzen zu können. Ihre Liebe zu schönen Dingen und zum respektvollen Umgang mit der Natur wurden allerdings schon während ihrer Kindheit in Reit im Winkl geprägt. Heute unterstützt die Duftliebhaberin ihre Kunden dabei, einen Wohlfühlort zu kreieren. Von der Auswahl der Dekoration bis hin zur Komplettrevonierung.

Fenster sind nicht nur im Showroom für Inés Gress von großer Bedeutung. Durch sie können Draußen und Drinnen kontrastieren oder sich nahtlos verbinden
Leuchte Grand Papillon Duo von Massifcentral
Details, wie diese edle Schranktür im Flur, machen den Unterschied

Wichtig ist Inés Gress vor allem, dass sich Design und praktische Aspekte in einer neu gestalteten Einrichtung ergänzen. Zudem liegt ihr das Thema Nachhaltigkeit, auch wenn es um die Zusammenarbeit mit Herstellern und Manufakturen geht, am Herzen. In ihrem Showroom am Münchner Promenadeplatz verrät die Interiordesignerin, welche Rolle Farbe, Fenster und Filme bei ihrer Arbeit spielen.

Showroom oder perfekt arrangiertes Esszimmer? So oder so kommt Stilvolles an und auf den Tisch

Frau Gress, welchen Raum richten Sie am liebsten ein?

Ich betrachte die gesamte Wohnung als einen Raum. Alles muss eine harmonische Einheit bilden, auch wenn jedes Zimmer individuell eingerichtet und mit gleicher Wertschätzung inszeniert wird. So zum Beispiel auch das Bad: Ähnlich wie im Schlafzimmer starten und beenden wir hier den Tag. Dementsprechend soll es zum seelischen Wohlbefinden beitragen. Einrichtung und Accessoires sind Sinneserlebnisse, daher arbeite ich gerne – auch in meinem eigenen Zuhause – mit Düften.

Können Sie uns einen Einblick in Ihren Arbeitsprozess geben?

Als erstes muss ich ein Gefühl für den Kunden bekommen: Für seinen Lebensstil, seinen Geschmack und seine Vorstellungen. Wenn ich zum ersten Mal die Wohnung oder das Haus des Auftraggebers betrete, betrachte ich die Räumlichkeiten wie in einem Film aus den Augen des Kunden. Im Showroom sprechen wir dann über Farben, Materialien, Stile. Auch Hotels oder Restaurants, deren Interior den Kunden begeistern, helfen dabei, ein Design-Bild zu kreieren. Natürlich spielt auch das Budget eine Rolle. Mit all diesen Faktoren entwickeln wir ein erstes Konzept. Sobald das als Grundlage für die Inneneinrichtung bestätigt wurde, beginnt der Feinschliff.

Kommode von Meridiani, Leuchte von CTO Lighting, Spiegel von Piet Boon, Skulptur von Carolien van der Heijden.

Tisch und Stühle von Meridiani

Wie aufgeschlossen sind Ihre Kunden gegenüber Farbe?

Dieser Teil gestaltet sich sehr unterschiedlich: Durch ihre kulturelle Prägung sind internationale Kunden häufig mutiger, wenn es um Farbe geht. Bei Projekten in Deutschland ist der Einsatz von Farbe eher zurückhaltend, aber mit steigender Tendenz. Ich rate gerne dazu, eine zeitlose, moderne Basis mit Naturtönen und Materialien wie Holz oder Stein zu schaffen und darauf mit farbenfrohen Accessoires aufzubauen. So ist man auch hinsichtlich saisonaler Dekoration flexibler. Kissen, Decken, Kerzen und auch Kunst eignen sich ideal, um auffällige Akzente zu setzen und der Wohnung mit spielerischen Elementen Persönlichkeit zu verleihen.

Farbakzente lassen sich saisonal und je nach Stimmung beispielsweise mit Kissen setzen

Ihre Empfehlung: Zuerst das Mobiliar, dann die Kunst? Oder umgekehrt?

Im Regelfall legen wir gemeinsam mit dem Kunden ein Farb- und Stilkonzept fest. Darauf basierend suchen wir Bilder, Skulpturen und andere Objekte aus. Natürlich gibt es aber auch Herzensgegenstände – das trifft auch auf ausgewählte Möbelstücke zu –, die in das neue Interieur integriert werden sollen. Zu einer ganz besonderen Einrichtungsfolge und Vorgehensweise hat uns ein Kunstsammler inspiriert: In seinem Fall wurde die Kunst zur Basis des gesamten Interiorkonzepts. Wir haben die Wohnung anschließend entsprechend der Farb- und Stilwelt der Werke eingerichtet. Das war eine wunderbare Erfahrung. Einrichtung soll Spaß machen! Allerdings achte ich immer darauf, dass dabei die praktischen Aspekte nicht in Vergessenheit geraten und Einteilung und Materialien Sinn machen, um die Lebensqualität zu steigern.

Die Auswahl von Kunst und Accessoires findet zumeist zum Schluss des Einrichtungsprozesses statt. Ausnahmen bestätigen aber die Regel

Welche Projekte stehen auf Ihrer Einrichtungswunschliste ganz oben?

Orte des Wohlfühlens zu schaffen, ist bereits das, was mich erfüllt. Ein Herzensprojekt wäre, mich erneut der Einrichtung eines Krankenhauses zu widmen. Ich finde, das Ambiente und die Wirkung von Farben und Materialien, z.B. warme Wandtöne und Holzmobiliar, haben einen extrem hohen Einfluss auf das Wohlbefinden der Patienten und ihren Heilungsprozess. In einer Privatstation einer Psychiatrischen Klinik hier in München durften wir bereits eine Station völlig neu gestalten. Mit viel Herzblut haben wir diese Aufgabe umgesetzt und Räume zum Wohlfühlen geschaffen. Damit haben wir ein Exempel, wie Krankenhausstationen heute aussehen sollten, statuiert. Die Anerkennung dafür hat uns sehr berührt und dazu animiert, in diesem Bereich gerne noch mehr ändern zu wollen.

www.ines-gress.com

Fotos: Jan Schmiedel