Die Philosophie von Kinnasand LAB ist, Textilien mit anderen Augen zu sehen. Unsere Autorin Ulrike Wilhelmi sprach mit Kreativdirektorin Isa Glink über Nachhaltigkeit und die aktuelle Kollektion aus recyceltem Polyester.

interview-isa-glink-decohome.de_

Seit 16 Jahren ist Isa Glink als Creative Director bei Kinnasand verantwortlich für alle Stoff- und Teppichkollektionen. Vor über 200 Jahren im schwedischen Kinna gegründet, gehört die Marke heute zur Kvadrat-Gruppe und hat ihren Firmensitz im norddeutschen Westerstede

Frau Glink, was macht die Stoffe von Kinnasand außergewöhnlich?

Die Marke steht für klares nordisches Design, das lange Gültigkeit hat. Wir verarbeiten hochwertige Materialien, die wir in verschiedenen Webtechniken mixen. Durch eine spezielle Ausrüstung bekommen die Stoffe ihre interessante, sinnliche Oberfläche. Viele sind erst
mal überrascht, wenn sie hineingreifen.

Was hat es mit der Kollektion Kinnasand LAB auf sich?

Das ist ein Experimentierfeld. Talentierte Kreative aus aller Welt sind dazu ein­geladen, Textilien mit anderen Augen zu Daten und Fakten sehen. Was können textile Materialien im Raum? Wie lassen sie sich ganz neu interpretieren? Das Ergebnis der ersten Kooperation war 2017 die poetische Installation „Shields“ vom niederländischen Designstudio Wieki Somers. Kinnasand-­Stoffe, in runde oder eckige Rahmen gespannt, schwebten als lufti­ges Mobile unter dem Glasdach des Cooper­-Hewitt Design Museums in New York. Auf dem Boden waren die halb­ transparenten Segel als geheimnisvoll schimmernde Lichtobjekte inszeniert. Jüngstes Projekt von Kinnasand LAB ist „Scrap_CMYK“.

interview-isa-glink-kinnasand-tm-rikako-nagashima-sketches-decohome.de_

Entwurfsprozess: Aus digitalen Skizzen entstehen die Dessins

Was ist das Besondere daran und wie kamen Sie auf die Japanerin Rikako Nagashima als Gestalterin?

Rikako ist in Tokio eine bekannte Desig­nerin. Ich war neugierig, wie sie als Grafikerin mit textilem Material umgeht, und sie wollte immer schon mal etwas mit Stoffen machen. „Scrap_CMYK“ ist eine Vorhangstoffkollektion, ergänzt von limitierten Paneelen, aus 100 Prozent recyceltem Polyester. Rohmaterial sind gebrauchte PET-­Flaschen.

Und was hat das Design inspiriert?

Die Idee kam Rikako durch die Andruck­bögen, die in ihrem Büro anfallen, während sie die Grundfarben für die Offsetproduktion – Cyan, Magenta, Yellow – und deren Schwarzanteil Key feinjustiert. Dabei entstehen zufällige Muster mit einer ganz eigenen Schön­heit, mal unregelmäßige Verläufe, mal klare Flächen und Streifen. Diese Fehldrucke haben wir in spannenden Rhythmen per Digitaldruck auf das Grundgewebe aus recycelter Polyester­faser übertragen.

interview-isa-glink-kinnasandlab-scrapcmyk-decohome.de_

Andruckbögen für die Offset-Produktion inspirierten Rikako Nagashima zu Kollektion „Scrap_CMYK“

Wie geht Kinnasand generell mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Wir arbeiten hauptsächlich mit europäi­schen Produzenten nach strengen öko­logischen Standards und EU­-Richtlinien. Neu in der nächsten Kollektion sind Lyocellfasern, die aus gut nachwachsen­dem Eukalyptusholz gewonnen werden. Auch Hanf ist als Rohmaterial inte­ressant. Leinen ist zudem seit Langem fester Bestandteil unserer DNA. Die Faser wächst ohne zusätzliche Bewäs­serung in gemäßigten Breiten. Wasser spart auch der Digitaldruck, weil er die Farbe direkt auf das Gewebe bringt.

interview-isa-glink-kinnasand-tailor-made-installation_2018-kinnasand-agency.idoart.dk-decohome.de_

„Scrap_CMYK“ als Paneel und quer verarbeitet als Vorhang

Was ist für die Zukunft geplant?

Die Webtechniken werden gleich bleiben. Unser Wunsch ist es, mit unseren Liefe­ ranten und Produzenten den Energie­ aufwand für unsere Ausrüstungsverfah­ren immer weiter zu optimieren. Für Mode gibt es Plattformen, über die ausrangierte Stücke einer zweiten Verwendung zugeführt werden.

Wäre das auch für Wohntextilien vorstellbar?

Warum nicht? Die Offenheit dafür ist da. Wir entwickeln allerdings keine modischen Produkte, die man schnell über hat, sondern Designs, die einen bleibenden Bezug haben. Langlebigkeit ist auch Ressourcenschonung.

Was tun Sie persönlich in Sachen Nachhaltigkeit?

Das Auto weglassen, wo es geht. Und ich versuche, achtsam zu sein und die Dinge, die ich mir vorgenommen habe, nicht aus den Augen zu verlieren, bloß weil es vielleicht gerade nicht passt. Aber ich denke, da ist noch sehr viel Luft nach oben – für uns alle!
www.kinnasand.de