Er ist bekannt für seinen spektakulären und eleganten Look. Sein Credo: Erlaubt ist alles, nur banal darf es nicht sein. DECO HOME-Autorin Fredericke Winkler traf den Meister der feinen Form zum Gespräch.

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Jonathan Adler an der Töpferscheibe

Herr Adler, wie steigen Sie in Ihren Gestaltungsprozess ein?
Ich beginne immer bei mir und kreiere Objekte, die ich selbst haben möchte. Und dann hoffe ich, dass meine Kunden das Ergebnis mögen, damit ich diesen Prozess noch lange weiterführen kann. Ich schätze, das ist ziemlich selbstbezogen.
Was inspiriert Sie dabei?
Mich kann regelrecht alles inspirieren. Letzten Winter zum Beispiel ist mir beim Anziehen aufgefallen, wie elegant die Reißverschlussfunktion meines Mantels ist. Also habe ich eine ganze Keramikserie darüber gemacht.
Sie bezeichnen Ihren Stil als „Modern American Glamour“. Wie definieren Sie Glamour?
In erster Linie muss ein Objekt denkwürdig und kühn sein. Glamour ist immer selbstbewusst. Denken Sie an glamouröse Frauen. Sie sind immer sehr selbstsicher. Elegante Objekte müssen kleine Angeber sein. Oft geht ihr Glamour von einem Glitzern aus, das Objekt muss strahlen.
Meinen Sie das im wörtlichen oder im übertragenen Sinn?
Ich rede sowohl von Charisma als auch von tatsächlich glänzenden Oberflächen. Man sollte die Wirkung von Glanz niemals unterschätzen. Er lässt Menschen gut aussehen. Formal könnte man also sagen, dass Glamour mit Licht spielt.
Sie haben unter anderem Kunstgeschichte studiert. Wie wichtig ist ein solcher Background für gutes Design?
Er ist zwingend notwendig. Ein guter Designer ist immer auch ein Connaisseur. Ich muss meine Kreationen immer in Beziehung zu allem sehen, was es schon gibt und gab. Wissen ist ein unglaublich machtvolles Werkzeug.

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Zum klassischen Ledersofa von Baxter kombiniert der Designer seinen Tisch „Lucite Pills“

Gilt das auch für das Interiordesign?
Mit Abstrichen, ja. Wenn ich Räume gestalte, geht es in erster Linie um den Kunden. Ich fungiere für ihn als ein Spiegel, der ihn auf seine schönste und glanzvollste Weise zeigt.
Sie kreieren also eine bessere Version Ihres Kunden?
Mein Ehemann hat ein Buch namens „Eccentric Glamour: Creating an Insanely More Fabulous You“ geschrieben. Ich finde diesen Titel großartig. Ich möchte meine Kunden etwas extravaganter und glamouröser erscheinen lassen, als sie sich selbst sehen.
Sie haben in einem Interview gesagt, dass Ihre Eltern Sie dazu erzogen hätten, niemals banal zu sein. Was meinen Sie damit?
Meine Eltern haben mich sehr frei erzogen – insofern, als sie mich nie belehrt haben, sondern mir Raum gaben, mich auszuprobieren. Aber sie haben mir wichtige Werte mitgegeben und ein Leitgedanke ist, dass man es der Welt schuldet, Belanglosigkeit zu vermeiden. Man sollte sich darum bemühen, außergewöhnliche Dinge zu tun und zu sagen, denn nur so lässt sich die Welt zu einem besseren Ort machen.

Würden Sie sich selbst als einen Hedonisten bezeichnen?
Ich würde behaupten, dass ich das Gegenteil eines Hedonisten bin. Und mein Verhältnis zu diesem genussorientierten Lebenskonzept ist ambivalent. Ich habe immer ein sehr strukturiertes und verantwortungsvolles Leben geführt und mir vielleicht manchmal heimlich gewünscht, auch mal über die Stränge zu schlagen. Dafür bin ich aber zu zielstrebig. Vermutlich lebe ich diesen unerfüllten Wunsch über meine Objekte aus. Ich bin ein Asket, der hedonistische Objekte kreiert.
Welcher Designauftrag würde Sie denn in Zukunft reizen?
Ich möchte unbedingt mal ein Auto designen. Unbedingt! Ein Auto verbindet für mich Form, Funktion, Schönheit, Kult und Glamour. Sollte BMW also dieses Interview lesen, möchte ich an dieser Stelle höflich bitten, mich anzurufen.
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Die Farben des ersten Morgenlichts inspirierten Jonathan Adler zu den Tönen der farbigen Glaselemente in den Türen von Sideboard „Harlequin“

 

Jonathan Adler, über www.coopraumwerk.de

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