Strukturen, die von handwerklicher Fertigung erzählen und das Licht des Südens macht Einrichterin Marie-Laure Helmkampf zu den Hauptakteuren ihrer Interieurs. Mit feinem Gespür für die Geschichte hinter den Dingen erweiterte sie ein altes Bauernhaus zum Lieblingsort einer Globetrotter-Familie.
Kein Laut (…). Kaum hier und da der Ton einer Querflöte, ein Brachvogel im Lavendelgestrüpp, die Schelle eines Maultiers auf der Heerstraße (…). Die ganze schöne provenzalische Landschaft rings um mich lebt nur durch das Licht. Und wie meint Ihr nun, ich könne mich zurücksehnen nach Eurem lärmenden und dunklen Paris? Mir ist so wohl in meiner Mühle.“ So beschreibt der französische Schriftsteller Alphonse Daudet seine Heimat in seinem 1869 erschienenen Buch „Briefe aus meiner Mühle“.

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Zwei kleinere Anbauten erweitern das für diese Gegend typische rechteckige Bauernhaus

Dem Charme dieser Landschaft erlag auch ein Paar mit italo-kanadischen Wurzeln. Seit 20 Jahren hatte die Familie mit drei Kindern, die lange Zeit in New York lebte, ihre Ferien in der Provence verbracht. Ein Umzug nach Paris verlegte die Traumdestination quasi vor die Haustür. Plötzlich war sie in nur wenigen Stunden mit dem TGV erreichbar. Nach Jahren des beruflichen Globetrotter-Daseins bot sich nun endlich die Gelegenheit, auf die Suche nach einem eigenen Haus zu gehen.

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Vom gemütlichen Lesezimmer mit Vintage-Couch fällt der Blick direkt in den Garten. Die Leuchte aus Metalldraht entdeckte Marie-Laure bei Caravane

Metamorphose eines alten Bauernhauses

Der Zufall und ein ortskundiger Immobilienmakler führten die beiden zu einem alten Landhaus in der Nähe von Nîmes, das nicht nur ihren Vorstellungen entsprach, sondern einst der Familie von Alphonse Daudet gehört hatte. Mit Respekt für die lokale Bauweise sollte das für die Gegend typische rechteckige Gebäude aus grob behauenen Steinen durch zwei Anbauten für ein größeres und ein kleineres Wohnzimmer erweitert werden. Die neuen Besitzer stießen beim Blättern in einer Wohnzeitschrift auf ein Projekt von Einrichterin Marie-Laure Helmkampf aus Nîmes. Sofort war ihnen klar, dass sie die lichtdurchfluteten Räume ihres Hauses perfekt zur Geltung bringen würde.

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Oberflächen aus Calacatta-Marmor veredeln die schlichte, funktionale Küche „Lila“ von Boffi

„Ich lebe im Licht“, erklärt die auf der Île de Ré geborene Einrichterin ihre Vorliebe für helle, neutrale Töne. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden“, freut sich Marie-Laure, die selbst 15 Jahre in New York gelebt hat, wo sie auch Interiordesign studierte. Mit ihrem amerikanischen Mann ist sie vor zehn Jahren nach Frankreich zurückgekehrt und hat sich in Nîmes selbstständig gemacht.

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Für die Wand hinterm Esstisch wählte die Einrichterin aus Nîmes Farbton „Dauphin“ von Farrow & Ball. Lampen von Agnès Emery

Natürliches Licht bringt Oberflächen zur Geltung

Ihre Interieurs leben vom natürlichen Licht, das bis in die letzte Ecke der Räume fällt, über Oberflächen streicht und Strukturen zum Leben erweckt. Mal weicher, mal härter wählt sie auch die Materialien – Stein, Holz und Metall, auf denen Werkzeugspuren von handwerklicher Verarbeitung, Schrammen und Patina vom langjährigen Gebrauch erzählen. Dafür ist Marie-Laure stets auf der Suche nach Baumaterialien aus Abrisshäusern oder begutachtet die bei Umbauarbeiten ihrer Projekte ausrangierten Holzbalken, Türen und Beschläge.

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Ob Möbel, Teppich oder Wände – hier zeugt jedes Element von handwerklicher Fertigung

Patina und Gebrauchsspuren als Gestaltungselement

Für die Tischplatte der großen Tafel im Essbereich neben der Küche verwendete sie alte Holzbalken des Hauses. „Das Dach konnten sie auf Dauer nicht mehr tragen, doch für ein Paar Teller reicht es allemal“, ist die Französin überzeugt.

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Das Betthaupt ist mit Leinen „Assuan“ von Élitis bezogen. Farblich perfekt auf die Steinwand abgestimmt sind Sofa und Pouf „Ploum“ von Ligne Roset

Mit groben Leinenstoffen und weichem Fell rundet Marie-Laure die Palette der Strukturen ab und lässt die reduziert möblierten Räume einladend wohnlich wirken. „Die Familie wünschte sich warme Farben. In einem in Naturtönen gehaltenen Ambiente reichen dafür schon ein paar Kissen in gebrochenen Khaki-, Ocker- oder Rosttönen“, erklärt Marie-Laure das für sie ungewohnt farbenfrohe Ambiente.

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Das offene Poolhaus ist aus Balken und Ziegel alter Gebäude aus der Region gebaut

Für den Mix aus modernen und Vintage-Möbeln sowie ausgefallenen Leuchten stöberte sie mit der Hausherrin in Pariser Concept-Stores oder schlenderte über den Trödelmarkt in L’Isle-sur-la-Sorgue. Heute ist das Haus Dreh- und Angelpunkt der verstreut lebenden Familienmitglieder – denn hier, wo sie sich schon immer wohlgefühlt haben, fanden sie endlich ein richtiges Zuhause.
Info: Instagram @mlhelmkampf
Fotos: Nicolas Mathéus, Styling: Laurence Dougier
Natürliche Materialien und traditionelles Handwerk bestimmen auch das Ambiente dieser Finca auf Mallorca