Substanz erhalten und doch das Licht hereinholen – diese Mission erfüllte Architekt Bernard De Clerck in seinem belgischen Bauernhaus.

Manchmal ist es ein spontaner Umweg, der genau dorthin führt, wo man später zu Hause ist. „Wir fuhren herum und stießen zufällig auf dieses leer stehende, abgelegene Bauernhaus. Der weite Ausblick vom Hügel auf die umliegende Landschaft hat uns sofort verzaubert“, erinnert sich Bernard De Clerck, der mit seiner Frau Isabelle und drei Kindern damals noch in der belgischen Kleinstadt Tielt in Westflandern lebte. Vierzehn Jahre ist das nun her. „Obwohl wir damals schon ein Haus mit Garten hatten, fehlte uns diese Offenheit und ein Outdoor-Gefühl.“

Das Potenzial des fast zweihundert Jahre alten Bauernhauses nahe des Dorfes Lotenhulle in Ostflandern erkannte der Architekt sofort. Das Paar schlug zu und steckte zwei Jahre in die Restaurierung. Eines war dabei besonders wichtig: „Ich wollte das Gefühl erzeugen, dass dieser Bauernhof unverändert geblieben ist, dass er schon immer so aussah.“

Also wurden so viele alte Materialien wie möglich wiederverwertet und charakteristische Elemente der alten Gebäude – darunter ein Alkoven und eine Kaminverkleidung aus Ulmenholz – bewahrt. Fensterläden, welche die Familie auf dem ehemaligen Heuboden fand, wurden zu Schranktüren umfunktioniert, aus Bodenplanken Türen und Schränke geschreinert und sämtliche Tischlerobjekte des Hauses in den Originalzustand zurückversetzt. „Wir haben mehrere Lackschichten mit Glasscherben abgekratzt, bis die Originalfarbe zum Vorschein kam: Alle Nuancen von Grau, eines grünlich, das andere ein bisschen blauer, bildeten die Basis für die Farbpalette des restlichen Hauses“, erzählt Bernard De Clerck.

Am Grundriss des Gebäudes änderte er nicht viel, öffnete aber die Fassade, um Blickachsen in den Garten zu schaffen. Dort, wo heute die Eingangstür liegt und ein Eckfenster Licht ins Haus strömen lässt, gab es ursprünglich nur eine Öffnung zum Heuboden unter dem Dach. Das Haupthaus verband De Clerck durch einen lang gezogenen Wintergarten mit den ehemaligen Stallungen, in denen heute unter anderem sein Homeoffice und das Poolhaus untergebracht sind.

Was in jedem Raum ins Auge fällt, ist die allgegenwärtige Kunst – unterschiedlichste Gemälde, Skulpturen und Wandteppiche neben großformatigen Fotos, die auf Reisen entstanden sind. Auch einige Bilder wie das weiße, schwarz gerahmte Werk über der Kommode im Wohnzimmer stammen von ihm. Seine Tochter Barbara malt ebenfalls und mit Bildhauer Oscar De Clerck und Maler Jan De Clerck gehören zwei weitere Künstler zur Familie. „Ich mag es eklektisch, wenn moderne und antike Objekte Hand in Hand gehen“, sagt der Architekt.

Ungewöhnlich ist sein Faible für besondere Steine, die er auf der ganzen Welt sammelt, und für Scherben, die er rahmt. Viele Kunstwerke fanden seine Frau und er bei Streifzügen über französische Märkte. „Das ist eines unserer Hobbys. Selbst unsere Kinder und Freunde haben mittlerweile Gefallen daran gefunden, ein Wochenende auf Schatzsuche zu gehen.“

Der Garten, der beim Kauf des Grundstücks nur aus einer Wiese mit Walnussbaum und einer alten Hecke als Windschutz bestand, spielt eine ebenso wichtige Rolle im Leben des Paares. „Wenn es nach mir ginge, würde ich jedes Wochenende neue Blumen und Pflanzen kaufen. Aber natürlich braucht man dafür auch Platz“, erzählt der Hobbygärtner. Der hintere Teil des großen Grundstücks dient als Weide für die hofeigenen Hühner, Ponys, Schafe und Kaninchen. „Meine Frau ist eine große Tierliebhaberin. Sie kann ohne sie nicht leben und auch unsere Enkeltochter liebt es, sich um die Tiere zu kümmern. Die gehören zur Familie.“ Womit die Abgeschiedenheit einen weiteren Pluspunkt bietet: Lärmt der Hahn frühmorgens, kräht kein Nachbar danach.

Text: Julia Flöter / Fotos: Hendrik Biegs, ©Living Inside

Diese Geschichte erschien erstmals in DECO HOME Ausgabe 2/21