Kate Moss, Yoko Ono oder Courtney Love – die Klienten von Interiordesignerin Sera of London lesen sich wie die Gästeliste einer Celebrity-Party. Wir haben die Grande Dame des Boho-Stils zu Hause besucht.
Lord Randolph Churchill war ein britischer Politiker im 19. Jahrhundert. Er war Mitglied der konservativen Partei und, wie es sich für einen Gentleman gehörte, der Damenwelt sehr zugeneigt. „Ich glaube das Wort ‚randy‘ (auf Deutsch scharf) leitet sich von seinem Namen ab“, kichert Interior Designerin Sera of London in ihrem Apartment in der Randolph Street. „Die Häuser in dieser Straße beherbergten sämtliche Mätressen der damaligen Politiker.“
Vor zwei Jahren kaufte Sera Hersham-Loftus das 140-Quadratmeter-Apartment aus der Zeit der Jahrhundertwende. Mit Hilfe des altbewährten Vorschlaghammers verwandelte sie vier Räume in zwei große Salons, brachte naturbelassene Holzdielen, Türen und Wandpaneele von einer Hausauflösung in Amsterdam mit und verpasste der ehemaligen DJ-Herberge ihren umbemüht wirkenden, aber durchdachten Look.
Viele und große Pflanzen, üppige Stoffe, Flohmarkt-Funde, Antiquitäten und diverse russische Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert tragen zum romantisch-verruchtem Boho-Flair bei. Die meisten Werke bekam Sera von ihrem Vater, einem Kunstsammler, der sich auf russische Meister spezialisiert hatte und diese auf den europäischen Markt brachte.
Nebenbei fungiert ihr Zuhause als Moodboard und Showroom für ihre eigenen Lampenschirme, Kissen und Möbel. Ihre sinnlichen Designs greifen den ihr eigenen Boudoir-Look auf und fügen sich wie von selbst zusammen. Damit es kreativ und nicht durcheinander wirkt, fängt Sera ihn mit dunklen Wandfarben und Tapeten ein. „Vor weißen Wänden haben die Dinge keinen Zusammenhalt“, klärt sie auf.
Deckenleuchten finden sich in Sera of Londons Zuhause übrigens nur in der Küche. „Ich mag es, wenn Räume in schummriges Licht getaucht sind. So fühlt es sich an, als würde man in einem Traum leben. Schon als Kind habe ich die Schals meiner Mutter über sämtliche Leuchten verteilt.“ Zahlreiche Kerzen und leise Musik verstärken die verträumte Atmosphäre und das Gefühl, in einer anderen Zeit gelandet zu sein.
Sie selbst bezeichnet ihren Stil als „sophisticated bohemian“, luxuriös aber nicht bemüht – die Wiederbelebung vergangenen Grandeurs. „Ich möchte Räume schaffen in denen man den Alltag vergisst“, beschreibt Sera ihr Konzept. Lord Randolph hätte das sicherlich gefallen.
Fotos: Jake Fitzjones