Pinterest ist voll mit Farmhouse-Küchen und Bauerngärten, statt Rooftop-Stories dominieren Bänke vor Berggipfeln den Insta-Feed: Die Rückkehr des Landhausstils ist mehr als ein ästhetischer Zufall. Er ist die gestalterische Antwort auf das gesellschaftliches Bedürfnis nach Beständigkeit und der Nähe zur Natur. Wir verraten, was den neuen Land-Look ausmacht und wie er auch in der Stadt funktioniert.
Wohnen im Wandel
Ob echte Stadtflucht oder nur das wöchentliche Brotback-Ritual; der Landhausstil erzählt vom Wunsch, ein Stück Ruhe und Authentizität in den Alltag zurückzuholen. Wer sich einen rustikalen Esstisch ins Wohnzimmer stellt, signalisiert: Hier wird nicht nur gewohnt, hier wird gelebt. Denn während Pandemie und Lockdown wurden die eigenen vier Wände enorm in den Fokus gerückt. Plötzlich sollten sie nicht nur funktional, sondern auch wohltuend sein. So ziehen nicht mehr nur Familien auf der Suche nach Platz, Ruhe und einem Garten ins Umland. Lebensmodelle aller Art träumen plötzlich von Blumenwiesen statt U-Bahnstationen vor der Tür. Und selbst wer nicht gleich umzieht, holt sich das Lebensgefühl mit entsprechenden Accessoires oder auch Hobbys nach Hause.

Geschirr von Jars
Das macht den Landhausstil aus
Rein optisch betrachtet, bewegt sich der neue Landhausstil meist zwischen skandinavischem Hygge-Flair und englischer Countryside. So variiert auch die Farbpalette von ruhigen Sand- und Cremetönen, die von sanften Grünnuancen oder Blau gebrochen werden können, bis hin zu satten Farben wie Burgunder, Orange und Königsblau.

Küche von Nordiska Kök
Natur und Handwerk sind noch immer die vorherrschenden Inspirationsquellen und damit maßgebend für die Wahl von Möbeln und Accessoires. Bei der Materialwahl sieht man daher viel Holz, Stein oder Metall. Dabei geben matte Oberflächen und natürliche Strukturen Tiefe. Geflochtene Körbe, Steingut oder das gute alte Emaille-Geschirr sorgen hingegen für den persönlichen Touch. Auffälliger Mini-Trend innerhalb des Landhausstils: Vorhänge statt Küchenfronten.

Stoff von Pierre Frey
Das Cottagecore-Phänomen
Eine spannende Facette aktueller Einrichtungsideen im Landhausstil ist der Cottagecore-Trend. Während Farmhouse Interiors rustikale Materialien, aber dennoch eine gewisse Klarheit mitbringen, fügt der Cottagecore das Spielerische hinzu: florale Muster, verspielte Textilien oder handbestickte Details. Die Stilrichtung lebt von kleinen, romantischen Bausteinen, die Geschichten erzählen. Sei es ein geerbtes Porzellanservice oder ein selbstgenähtes Leinentuch.

Zum geradlinigen Küchenblock kombinierte Einrichterin Laura Karasinski einen Bauernschrank. (Foto: Phillip Jelenska)
Kurz & knapp: Worauf man beim Styling achten sollte
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Authentizität statt Scheinrustikalität: Es geht nicht darum, ein Stallhaus zu imitieren, sondern räumliche Wärme und Handwerklichkeit in den Alltag zu integrieren.
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Balance halten: Wer zu viele rustikale Elemente kombiniert (schwere Holzmöbel, viele dunkle Oberflächen, dichte Texturen), riskiert, dass Räume drückend wirken. Licht und Leichtigkeit sind entscheidend.
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Nachhaltigkeit denken: Secondhand-Möbel, lokal produziertes Holz, Materialien mit guter Herkunft schaffen Glaubwürdigkeit und Qualität.
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Sanfte Einflüsse durch Cottagecore: Florale Muster, verspielte Stoffe, weiche Kanten – sie sollten sparsam eingesetzt werden, damit der Landhausstil-Charakter nicht zum Boho-Vibe wird.
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