Wo platziert man Spülbecken und Ofen am besten? Welche Oberflächen eignen sich wirklich als Arbeitsplatte und was ist sonst noch wichtig für die Küchenplanung? Wir haben bei Expertin Rebecca Sonnenberg vom Designküchenlabel Reform nachgefragt.
Liebe Frau Sonnenberg, ist „Küchen-Tetris“ erlaubt?
Die optimale Anordnung ergibt sich aus praktischen und Sicherheitsaspekten. So sollte der Herd nicht am Rand stehen, Gasherd und Spülmaschine müssen voneinander getrennt sein. Am besten, man orientiert sich am sogenannten Küchendreieck: kurze Wege zwischen Kühlschrank, Herd und Spüle. Für die Bereiche Vorratshaltung und Aufbewahrung sind die Regeln flexibler.
Ganz grundsätzlich: Wie nutzt man den Platz in großen und kleinen Küchen am besten?
Eckschränke und Drehelemente sind immer sinnvoll, um Raum zu gewinnen. Wer sich für Hängeschränke entscheidet: Auch die bieten Eckschrankoptionen. Grundsätzlich finde ich allerdings, sollte man in einer kleinen Küche mit Hängeschränken aufpassen. Um Stauraum zu schaffen, empfehle ich offene Regale. Hier findet alles Platz, was schön ist, also gesehen werden soll, und täglich in Gebrauch ist. Damit die Regale optisch Teil der Küche, speziell der Fronten, werden, ist ein System aus dem gleichen Material und der gleichen Stärke optimal. Schubladen tragen ebenfalls zum einheitlichen Look und als Stauraumlösung bei.
Durch mehrere innenliegende Schubladen und Unterteiler bleibt der Anblick von außen ruhig und innen hat man ein praktisches Ordnungssystem. Was die Fläche angeht: Natürlich kann man von Wand zu Wand alles mit Geräten und Türmen ausstatten, aber etwas Mut zur Lücke sorgt für ein luftigeres, wohnlicheres Gesamtbild.
„Hängeschränke sind gar nicht mehr so beliebt … gerade, wenn es sich um eine offene, in den Wohnraum integrierte Küche handelt.“
Gibt es Standardmaße bei der Arbeitsplattentiefe?
Durch die Tiefe der Schränke und Geräte ergibt sich ein Minimum von 60 Zentimetern, das ist das Standardmaß. Wenn die Küche klein ist und dennoch über eine zweite Zeile verfügen soll, bieten wir eine schmalere Variante mit 40 Zentimetern an. Wer Platz hat, kann sich für eine übertiefe Arbeitsplatte mit zehn Zentimetern mehr Raum nach hinten, zum Beispiel für eine große Siebträgermaschine, entscheiden. Vorne kommen noch zwei Zentimeter für die Front hinzu. Wir versuchen, die Arbeitsplattentiefe an die Schrank- und Frontentiefe anzupassen, damit es keinen Überstand gibt. Das ist allerdings eher ungewöhnlich und eine rein ästhetische Entscheidung.
Und was sollte sich auf der Arbeitsfläche befinden bzw. was kann verstaut werden?
Um die Küche sauber und ordentlich zu halten, ist es natürlich immer besser, möglichst viel wegzuräumen. Meistens ist das Ergebnis aber eine Mischung aus praktischen und schönen Dingen, zum Beispiel Holzschneidebretter, eine Magnetleiste an der Wand für Messer und die Geräte, die man tagtäglich nutzt. Wer jeden Tag Toast isst, möchte den Toaster nicht immer wieder hin- und herräumen, wer das Waffeleisen nur zu besonderen Anlässen verwendet, muss es nicht in Griffnähe haben.
Welche Rolle spielt die Optik beim Material?
Eine große! Damit die Küche ein gemütlicher Ort wird, sind Holz und Linoleum toll. Davor, dass das Material „lebt“, also Flecken und Kratzer bekommt, braucht man keine Angst zu haben. Für Vielkocher sind Edelstahlarbeitsplatten – auch aus Hygienegründen – ideal. Zudem wird Quarzkompositstein als Mittelweg immer beliebter.
Apropos Hygiene – wie sieht es mit einem Allround-Putzmittel aus?
Einen Allrounder gibt es nicht unbedingt, denn es kommt auf das Produkt an: Holz und Linoleum benötigen eine andere Pflege als eine Marmor- oder Quarzplatte. Erstere sind Naturmaterialien, das heißt, sie sollten grundsätzlich auch mit natürlichen Pflegemitteln wie Öl und Wachs oder lauwarmen Wasser mit ein bisschen natürlicher Seife behandelt werden, denn Chemie würde die Fasern zu sehr angreifen. Prinzipiell kann man schon viel lösen, in dem man einfach immer schnell hinterherputzt und Rotwein- oder Rote-Beete-Flecken gar nicht erst einsinken lässt. Denn dagegen ist die beste Arbeitsplatte nicht gewappnet. Sinnvoll ist zudem ein durchdachtes Mülltrennsystem, das man unter der Spüle einbauen kann – mit möglichst kurzen Wegen zu den Flächen, wo Abfälle entstehen.
Zurück zur Planung: Fällt Ihnen ein „typischer“ Fehler ein?
Das, was am häufigsten vergessen wird, sind Steckdosen. Jeder denkt an den Wasseranschluss hinter der Spüle oder dem Geschirrspüler, aber wichtig sind natürlich Steckdosen hinter dem bzw. ein bisschen versetzt zum Geschirrspüler. Auch eine Dunstabzugshaube oder Geräte wie ein Pürierstab, den ich nahe des Herdes einsetze, benötigen Strom. Aber für diese Details gibt es ja die professionellen Küchenplaner. (→ Einen guten Planer in Ihrer Nähe finden Sie auf unserer Schwesterwebsite deco.de)
Kücheninseln werden immer beliebter, worauf sollte man hier achten?
Wichtig ist der richtige Abstand zwischen Zeile und Insel – idealerweise 120 Zentimeter. Bei dieser Spanne lassen sich Schubladen, Schränke und Türen noch gut öffnen. Auch für das Ein- und Ausräumen des Geschirrspülers bleibt so ausreichend Platz. Für das Ambiente ist es schön, wenn der Herd in der Insel platziert wird, so kann man zum Raum hin kochen, das ist einfach geselliger als mit dem Rücken zu den Gästen zu stehen. Tipp: Zum Kochfeld gleich einen integrierten Abzug einplanen. Viel Platz an und auf der Insel bedeutet, den Block in ein Möbelstück zu verwandeln, an dem man arbeiten und Zeit mit Familie und Freunden verbringen kann. Außerdem lassen sich neben Sitzplätzen auch Schränke integrieren.
Wie verhält es sich mit der Beleuchtung, welche Lichtquellen machen Sinn?
Wie in jedem anderen Raum hat Licht nicht nur die Funktion, gute Lichtverhältnisse zu schaffen, sondern auch für ein schönes Ambiente zu sorgen. Unterschiedliche Lichtquellen erfüllen unterschiedliche Zwecke – in der Küche natürlich auch den Sicherheitsaspekt. Daher ist eine direkte Lichtquelle über der Arbeitsplatte ein Muss, während beispielsweise eine oder mehrere schöne Hängeleuchten über der Insel und eine tolle Beleuchtung über dem Essbereich vorrangig der Ästhetik dienen. Die Lampen sollten tief genug, aber nicht zu tief hängen. 50 Zentimeter Abstand sind das Minimum. Zusammen mit einem Deckenlicht als Grundbeleuchtung, das im Idealfall verstell- oder drehbar ist, hat man die richtige Kombination.
Wie stehen Sie zum Thema Smart Home in der Küche?
Wenn man ganz ehrlich ist, hat man es jahrelang auch ohne Smart Technik geschafft, aber: Jeder soll sich ganz nach Lust und Laune austoben. Die meisten fangen mit einem intelligenten Herd an, das erspart das Nachgucken, ob er nun wirklich aus ist oder nicht. Ich persönlich finde einen selbstreinigenden Backofen sinnvoll. Wer länger mal seinen Backofen nicht sauber gemacht hat, weiß, was das für eine Aktion sein kann …
Und zu guter Letzt: Wie lassen sich Stoffe in die Küchenplanung integrieren?
Das Wichtigste ist, dass man die Stoffe gut reinigen kann – dann funktionieren Textilien auch in der Küche. Teppiche oder Läufer vor der Küchenzeile oder zwischen Insel und Zeile verleihen Wärme, genau wie Vorhänge. Und die kann man, wenn sich der Geschmack ändert, ganz unkompliziert austauschen.
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